An der Börse benötigen Institute und auch Unternehmen Jemanden, welcher mit anderen Menschen und Firmen die Aufträge abwickelt. Dieser Kommunikationspartner wird hierbei Clearing Vertragspartner genannt, wenn er selbst im Vorfeld Börsenteilnehmer war oder ein zugelassenes Clearing Mitglied ist.
Inhalt
Was ist Clearing
Clearing ist die schriftlich festgesetzte Vereinbarung in Form von Aufträgen auf dem Börsenmarkt zum Ausgleich der eigenen Finanzlage. Dabei greift dieses Verfahren mittels gegenseitiger Verrechnung von bestehenden Verbindlichkeiten sowie eingebrachten Forderungen. In der Wirtschaft wird dieser Sammelbegriff für Aufrechnungsverfahren sowie Saldierungen unterschiedlichster Art verwendet. Im Mittelpunkt stehen stets zwei Wirtschaftssubjekte, welche einen finanziellen Ausgleich forcieren wollen. Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt benennt Clearing das aktive Ausgleichen – in diesem Fall per Zahlungen oder Verrechnungen. Für dieses Segment des Finanzmarktes stehen ebenso spezielle Banken zur Verfügung, welche lediglich mittels Abrechnungssysteme aktiv sind. Diese als Clearing Houses benannten Institutionen – deren Geschichte bis in das späte 18. Jahrhundert zurückreicht und mit der weltbekannten Bank of England eng verbunden ist – regulieren eingelöste Wechsel sowie Schecks genauso wie überschießende Salden verschiedener Firmen, anderer Banken oder alternativer Kreditinstitute. Die Ökonomisierung des Zirkulationsmittels Geld als höchste Instanz des Finanzmarktes erschafft einen selbstständigen Kreislauf aus Ausgleich und Fälligkeit. Das Nettoclearing funktioniert wie der bekannte Transfer auf einen Kontokorrentkonto. Verbindlichkeiten und Forderungen werden über eine festgelegte Zeit saldiert und lediglich die Differenzen abgerechnet. Dies wird über ein Clearing House abgewickelt und überprüft. Im Gegensatz dazu wird beim Bruttoclearing jedes Finanzgeschäft separat abgerechnet.
Aktivitätsfelder des Clearing Vertragspartners
Clearingsysteme werden in der Regel dann angewandt, wenn Zahlungsvorgänge in Masse stattfinden. Dies erstreckt sich vor allem auf Finanzgeschäfte im Bankwesen sowie in der Interaktion zwischen Unternehmen. Dafür gibt es verschiedene Arten:
Konzernclearing
Als Aufrechnung interner Forderungen kommt dieses Industrieclearing genannte Verfahren zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften zum Einsatz. Die Verminderung der Zahlungsströme ist für die Holding wirtschaftlicher und die Kosten für einzelne Transaktionen werden gemindert. Hierfür existiert das Verrechnungssystem des In-House-Banking über einen Cash Concentration Account oder Master Account. Cash Pooling – eine spezielle Form des Konzernclearings, bei dem nicht die Transaktionsminimierung, sondern der Liquiditätsausgleich einzelner Sektoren des Unternehmens im Vordergrund stehen.
Bankclearing
Im Bankwesen ist mit dem Clearing im Allgemeinen eine Abstimmung, Übermittlung und oft eine Bestätigung von Abschlüssen gemeint. Diesbezüglich werden alle Abwicklungen und relevanten Angaben zu Ort und Datum der Lieferung sowie der Zahlungsweg für diese Prozesse berücksichtigt. In vielen Fällen findet eine Saldierung der eigentlichen Geschäfte statt. Ein eigenständiges Clearing House ist dabei für die fehlerlose Abwicklung des Geschäftsprozesses eingesetzt. An Terminbörsen wird beim Clearing auf die quantitative Regulierung von Stückanzahl und Geldern geachtet. Hierbei tritt das Clearing House als Instanz zwischen Verkäufer und Käufer, so dass diese keine Vertragspartner mehr darstellen. Das Clearing House wird in dem Fall für beide der neue Clearing Vertragspartner. Als zentraler Clearing Vertragspartner setzt sich der eigentliche Vermittler auch bei Wertpapierverrechnungssystemen ein. Das Erfüllungsrisiko wird dadurch abgenommen, das Wertrecht der Wertpapiere bleibt bei einem zentralen Verwahrer hinterlegt.
Die Kaufabwicklung
An der Börse herrscht steter An- und Verkauf von Waren. Werden diese mittels Vertragspartner bestellt, gilt dies als Kaufabwicklung. Infolgedessen wird der Handel mit dem Clearing General vollzogen. In Form eines Vertrages mit beiderseitigen Unterschriften wird einem Missverständnis vorgebeugt und der Handel abgeschlossen. Daraus folgende Verpflichtungen ergeben sich aus der festgelegten und akzeptierten Vereinbarung. Auf der gesamten Welt prägen großvolumige Finanzgeschäfte den Interbankenhandel. Dabei kommen verschiedene Finanzmittel in den Zahlungsverkehr, welche dem Ausgleich aus Zahlung und Lieferung entsprechen. Diese könne wie folgt sein:
Clearingsysteme
Damit die einzelnen Finanzrisiken ausgeschaltet werden, existieren Clearingsysteme. Zudem bewirken diese Instanzen eine Minderung der generellen Anzahl sämtlicher Transaktionen. Somit dient das rechtsverbindliche Clearing der gerechten Übertragung von Zahlungsmitteln zwischen zwei miteinander verbundenen Wirtschaftssubjekten. Für beteiligte Vertragsparteien fungiert es außerdem als Verrechnungsmodul für jedwede Verbindlichkeiten sowie Forderungen und ist sogar in Staatsverträgen eine festgelegte Vorschrift zum Zahlungsverkehr – verankert mitunter seit den Jahren der Weltkriege, beispielsweise in der wirtschaftlich gesehenen Beziehung der Schweiz mit den damaligen Achsenmächten.
Hinweis: Im Zuge der Finanzkrise wurde die Frage nach einem Clearing House für Finanzprodukte laut. Es entstanden Instanzen für Credit Default Swaps als regulatorische Instanzen zur Absicherung vor zukünftigen Risiken. Dies steht an der deutschen Börse ebenso als Clearingangebot zur Verfügung.
Multilaterales Clearing
Zusätzlich zu den gängigen, oben erwähnten Clearing Verfahren ermöglicht das multilaterale Clearing mittels eigenständiger und spezieller Clearingsysteme ein Bruttoabwicklungsverfahren in Echtzeit. Im Rahmen der ESZB steht das System TARGET2 zur Verfügung. Dabei zeigt sich nur diese Variante des Ausgleichsystems zur Minderung folgender Abwicklungsrisiken zwischen den Clearing Vertragspartnern als geeignet:
• Fremdwährungsrisiko
• Liquiditätsrisiko
• Zahlungsrisiko
• Kreditrisiko
Anstatt sich mit vielen Kreditinstituten, Wertpapierfirmen oder Finanzdienstleistungsinstituten auseinanderzusetzen, bedarf es nur der Kommunikation mit wenigen Clearing Houses. Dabei entfällt mitunter das Gegenparteiausfallsrisiko, weil beispielsweise die Deutsche Bundesbank wie manch andere Zentralbanken als insolvenzunfähig deklariert sind. Die Sicherheit aller Marktteilnehmer wird somit gesteigert.
Hinweis: Ein harter Brexit würde starken Einfluss auf verschiedene Verträge mit Derivaten haben und somit das Clearing im EU-Modell durcheinander bringen. Das lebendige Herz der Finanzindustrie pocht seit Jahrzehnten in London, 97 Prozent der Zinsderivate in der Währungseinheit Euro laufen über diese Börsenzentrale – das frequente Clearing House LCH Clearnet ist hier ansässig.
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