Inhalt
Was bedeutet Definanzierung?
Die Definanzierung (Antonym: Refinanzierung) beschreibt den Kapitalabfluss aus dem bestehenden Kapitalbestand. Bei der Tilgung eines Darlehens spricht man deshalb auch von der Definanzierung. Der Definanzierung kommt vor allem in Krisenzeiten und Zeiten hoher Zinsen große Bedeutung zu, da sie die Zinsbelastung für verschuldete Unternehmen nachhaltig reduziert.
Definanzierung beschreibt einen Vorgang im Rechnungswesen. Es handelt sich um einen Prozess, bei dem das Kapital gemindert wird. Diese Minderung findet etwa durch Kapitalabgang statt, wenn Stundungsraten oder Tilgungsraten bezahlt werden.
Was passiert bei einer Definanzierung?
Es passieren vier Dinge aufeinmal (uno actu): Die Schuldenlast wird kleiner, sie wird definanziert. Der Schuldenberg wird kleiner um die gleiche Summe. Ebenfalls um denselben Wert vermindert sich das Kapital des Unternehmens. Somit wird nach der Tätigung einer Definanzierung auch der Cashflow kleiner. Jedoch steigt mit einer sauberen Definanzierung die Bonität.
bei Privatpersonen
Gibt es auch bei Privatleuten eine Definanzierung?
Ja, Definanzierung ist zwar ein Begriff aus dem Rechnungswesen, jedoch taucht er auch bei Privatpersonen auf. Im allgemeinen Sprachgebrauch findet er sich jedoch selten. Viel Häufiger sprechen Menschen davon, sich zu entschulden, was im Grunde das Gleiche ist.
Denn die Vorsilbe „De“ entspricht dem deutschen „ent“.
zum Vermögensaufbau
Definanzierung teilweise notwendig zum Vermögensaufbau
Wer sich etwas finanziert, schafft sich etwas an. Dabei kann das Kapital für die Investition sowohl aus Eigenkapital als auch aus Fremdkapital bestehen. Fremdkapital muss zurückgezahlt werden. Jedoch bleibt der Wert beziehungsweise das Vermögen, welches mithilfe dieses Fremdkapitales aufgebaut wurde bei der Definanzierung erhalten. Ist also die Definanzierung erfolgreich und plangemäß beendet, hat der Zweck langfristig zum Vermögensaufbau beigetragen, obwohl während der Definanzierungsphase der Cashflow gemindert ist.
Immobilien und Autos
Definanzierung von Immobilien und Autos
Zurück zu den Privatpersonen. Hier handelt es sich beim vermögensaufbau meistens um Immobilien oder Autos. Weitergefasst könnten unter Umständen auch Einrichtungsgegenstände oder spezielle Kunstsammlungen dazu gehören. Diese werden jedoch eher seltener aus Fremdkapital mitfinanziert.
Wer Immobilienexposées inklusive eines Definanzierungsplanes liest, stößt also auf den Begriff Definanzierung auch im privaten Bereich. Teilweise sind auch Finanzierungsmodelle für Neuwagen mit dieser Nomenklatur gefüttert.
Merke: Finanzierung und Definanzierung sind Gegenteile und doch bedingen sie sich einander.
Selbst wenn die Finanzierung zu 100 % aus Eigenkapital besteht könnte formuliert werden, dass daraus resultierend die zu definanzierende Summe Null lautet.
Definanzierung und Zinsen
Vielleicht soll aber auch das Eigenkapital wieder aus dem Unternehmen gezogen werden und durch Firmengewinne als Rücklagen ersetzt werden. Dann kann ein individueller Definazierungsplan aufgesetzt werden und die Summe, die zu definanzieren wäre, läge trotz reiner Eigenktapitalfinanzierung nicht bei null, wäre jedoch anzunehmender Weise Zinsenfrei.
Wer mit Fremdkapital finanziert, hat es bei der Definanzierung naturgemäß mit Zinsen zu tun. Ein Part der monatlichen Raten besteht aus einem Tilgungsanteil und der andere aus den Zinsen. Also der Gebühr für das geliehene Geld.
Definanzierung mit Risiko
Darum ist bei Definanzierungsplänen im Voraus aufzupassen, ob Zinssätze garantiert werden. Die Raten können sonst im schlimmsten Fall den Cashflow dermaßen mindern, dass anderen Zahlungen nicht nachgekommen werden kann oder in manchen Unternehmensfällen keine Investitionen und Einkäufe getätigt werden können.
Vorsicht Fremdwährungskredit
Diese Vorsicht gehört noch größer geschrieben, wenn das Fremdkapital mithilfe eines Fremdwährungskredites, einem sogenannten Callkredit beschafft wird. Denn hier bestimmen Wechselkurs und Zinsen im Ausland die monatlich zu tilgenden Raten. Eine Definanzierung kann also hier nicht risikolos geplant werden.
Beispiele
Beispiele, bei denen eine Finanzierung notwendig wird
Unternehmen: Maschinen zur Produktion, der Fuhrpark, das Betriebsgelände, Gebäude und sogar die Einrichtung sind Posten, die nach der Gründung meistens abgezahlt werden müssen, weil deren horrende Anschaffungskosten kaum von jemandem aus Eigenkapital zu finanzieren sind.
Aber auch während eines laufenden Betriebes gibt es immer wieder Güter und andere Werte, die aus Fremdkapital finanziert werden. Es kann sich auch um simple Geld Beträge handeln, die wiederum zum Einkauf von anderen Waren genutzt werden müssen. Alternativ ist es auch denkbar, dass ein Hersteller Ratenzahlung gewährt. Auch in diesen Fällen spricht das Rechnungswesen beim Entschulden von Definanzierung.
Steuern
Definanzierung und parallellaufende Prozesse im Unternehmen
In den genannten Beispielen wird im gleichen Atemzug mit der Definanzierung auch die Steuer interessant. Zuerst einmal die ganz einfache Erklärung: Wer sich etwas anschafft, bildet Vermögen. Das Betriebsvermögen steigt.
Wer von seinem Umsatz Schulden tilgen muss, mindert aber auch den Gewinn.
Alleine diese zwei Faktoren ändern die Steuer, die gezahlt werden muss und damit auch den Gewinn nach Steuern erheblich.
Je nachdem, um welche Anschaffungen es sich handelt, müssen auch noch andere Parameter bei der fiskalischen Geltendmachung berücksichtigt werden.
Interessanterweise kann es auch sein, dass beispielsweise ein Fuhrpark gleichzeitig definanziert wird, aber sich dabei auch schon abnutzt, weil die Wagen in Gebrauch sind und dass sie gleichzeitig zur Umsatzsteigerung beitragen, weil sie den Betrieb möglich machen und trotzdem weitere Kosten verursachen, die mit der Definanzierung selber durch die Anschaffung nichts zu tun haben, etwa die Versicherung.
Ein Betriebswissenschaftler muss also weiterdenken als nur von der Anschaffung bis zum Abzahlen. Im Privaten macht immer wieder das scheinbare Zauberwörtchen Abschreibung von sich Reden.
Begriffswirrwarr
Im Grunde ist damit nicht einmal gemeint, dass sich der Wert der Anschaffung pro Monat mindert, sondern lediglich, dass die Anschaffung noch definanziert wird und damit den Gewinn schmälert. Wer also außerhalb des betriebswirtschaftlichen Umfeldes etwas von Definanzierung, Finanzierung und Abschreibung hört, muss darauf gefasst sein, dass die Begriffe nicht fachlich korrekt verwendet werden.
« Zurück zum Wiki Index