Unter einem Downrating (Herabstufung, Downgrade) versteht man die Herabsetzung der Bewertung eines Unternehmens durch eine oder mehrere Ratingagentur. Ein Downrating begründet auf der Einschätzung der Ratingagentur, dass die Bonität des beobachteten Unternehmens sich verschlechtert hat. Downratings haben besonders bei der Bewertung von Anleiheschuldnern eine hohe Bedeutung. Eine Herabstufung der Bonität des Schuldners hat häufig direkten Einfluss auf den Kurs einer Anleihe, da das anzunehmende Ausfallrisiko für Forderung des gerateten Unternehmens schienbar gestiegen ist.
Viele Anleger nutzen ein Downrating als Kontraindikator. Anleiehn von schlecht gerateten Unternehmen versprechen die höchsten Renditen, da sie mit starken Abschlägen gehandelt werden. Die großen Ratingagenturen verfügen über eigene Bewertungssysteme, in denen Unternehmen „Noten“ für ihre Bonität erhalten.
Inhalt
Das Downrating durch Ratingagenturen
Bei Ratingagenturen handelt es sich um private Unternehmen, welche die Kreditwürdigkeit gewerbsmäßig festlegen. Der Vorgang der Ratingagenturen wird auch unter dem Begriff Rating geführt. Die Agenturen kümmern sich gewerblich um alle Arten von Bonitätseinstufungen und sind nicht auf Unternehmen oder Privatpersonen festgelegt. Sie bewerten die Kreditwürdigkeit von
- Unternehmen
- Staaten
- Gebietskörperschaften
- Finanzinstrumente
- Forderungen
- Finanzprodukte
Dabei setzen die Ratingagenturen auf eine Bonitätsstufe, die als Ratingklasse bekannt ist. Das Rating, auch als Ratingcode bezeichnet, wird durch eine Buchstabenkombination bekannt gegeben. Der schlechteste Code ist das D und die beste Qualität ist das AAA. Die Ratingagenturen setzen für jedes Unternehmen, jeden Staat und jedes Finanzprodukt einen solchen Ratingcode fest, der als Bonitätscode gesehen werden kann. Ein gute Qualität weist auf ein stabiles Unternehmen hin während ein niedriges Rating für ein finanziell schlecht dargestelltes Unternehmen steht. Die Ratingagenturen arbeiten zwar alle vollkommen selbstständig, werden aber von einer staatlichen Behörde beobachtet und genau unter die Lupe genommen. Sobald eine Ratingagentur gegen die EU-Richtlinien verstößt, wird ihnen die Lizenz entzogen. Die Aufsicht obliegt den Behörden der europäischen Mitgliedsstaaten und der Wertpapieraufsicht ESMA (European Securities and Markets Authority). Ratingagenturen setzen den Ratingcode aber nicht nur einmal fest, sondern können den Code mit der Zeit immer wieder anpassen. Er kann dabei nicht nur nach oben gesetzt also für eine bessere Kreditwürdigkeit sorgen, sondern auch runter gesetzt werden also für eine schlechtere Kreditwürdigkeit sorgen. Das wird das als Downrating bezeichnet.
Die Wichtigkeit des Ratings
Im Grunde haben alle Marktteilnehmer von Unternehmen bis hin zu Staaten ein großes Interesse daran, dass die Bonität des Geschäftspartners oder des Gegenübers von einer unabhängig arbeitenden dritten Partei bewertet wird. Dazu bietet sich die Ratingagenturen an, die unabhängig arbeiten und nach europäischen Richtlinien arbeiten müssen. Dabei nutzen die Agenturen die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die Ratingagenturen überwachen die Finanzprodukte, die auf dem Markt unterwegs sind und beobachten deren Rückzahlung. Sie achten nicht nur auf die Rückzahlung im Allgemeinen, sondern auch auf die Zinszahlung und das Fälligkeitsdatum. Nur alle einzelnen Elemente zusammen können zu einem Ratingcode führen. Dabei kann nicht jedes Unternehmen einfach eine Ratingagentur sein und Downrating betreiben. Das Unternehmen muss transparent, verlässlich, unabhängig, objektiv und mit Integrität ausgestattet sein.
Die Geschichte des Downrating
Die erste Ratingagentur stammt aus der Zeit der Eisenbahngesellschaften. Henry Varnum Poor versuchte 1868 das erste Mal eine Art Rating durchzuführen. Die Anleger und potentielle Anleger sollten über die Eisenbahngesellschaft informiert werden und dazu nutzte er den Manual of the Railroads of the United States. Die erste systematische Ratingagentur kam aber erst 1909 zum Tragen, durch John Moody. Er war der Gründer der ersten Rating Agentur Moody´s, die sich auf die Eisenbahngesellschaften spezialisierte. Schon einige Jahre später konnte bei der Moody´s Ratingagentur auch der Einblick auf Staatsanleihen gemacht werden. 1929 hatte die Agentur über 120 Staatsanleihen im Visier. Nachdem die erste Ratingagentur erfolgreich tätig war, dauerte es nicht lange bis sich immer mehr Ratingagenturen entwickelten. Das erste Downrating entstand im Jahr 1931 als die Ratingagenturen die Vorhersage der Staatsverschuldung zu ernst nahmen und mit einem immenses Downrating begannen. 1936 sorgte die Bankenaufsicht in Amerika dafür, dass nur noch Forderungen und Emmissonen mit einem Mindest-Ranging übernommen werden dürfen. Das sorgte dafür, dass immer mehr Ratings beansprucht worden und somit auch das Downrating immer häufiger zum Einsatz kam.
Immer mehr Ratingagenturen kamen auf den Markt und beschäftigten sich mit der Kreditwürdigkeit. Dieser Andrang sorgte schlussendlich dafür, dass die US-Börsenaufsicht dafür sorgte, dass nur noch bestimmte Ratingagenturen für das Rating verantwortlich sein durften. Zudem wurde dafür gesorgt, dass nur noch die Ratingagenturen für ein Downrating verantwortlich sein durften. Die Ratingagenturen mussten auf dem Kapitalmarkt zugelassen werden und das waren zur damaligen Zeit gerade zwei Agenturen, Fitch Rating und Standard & Poor´s, Moody´s. 1982 kamen dann spezielle Länderratings dazu und die Fremdwährungsrisiken entstanden 1986 in Bezug auf die Ratingbewertungen.
In Deutschland wurde das Thema Rating erst um die 1988 bekannt. Unter der Führung der Deutschen Bank wurde eine Rating-Initiative gegründet, die dafür sorgte, dass eine europäische Ratingagentur entstand. Allerdings wurde schnell klar, dass eine solche Initiative keinen Erfolg hatte und somit setzte sich auch in Deutschland das US-Ratingsystem durch. Die Ratingagenturen können die Kreditwürdigkeit aller Marktteilnehmer bewerten und sich gegebenenfalls mit Downrating versehen, wenn es notwendig ist. Die Überwachung erfolgt durch die SEC, der US-Finanzaufsicht Security Exchange Commission. Allerdings lässt die SEC den Agenturen vollkommen freie Hand, solange sie sich an die Kriterien halten. Die Ratingagenturen werden durch die Bewerteten finanziert. Bei Falschbewertungen bleiben die Agenturen haftungsfrei, denn sie arbeiten nach dem Grundrecht der freien Meinung.
Der Ratingprozess, deren Ablauf bis zum Downrating
Damit der Ratingprozess beginnen kann muss zuerst ein Auftrag an die Ratingagentur gegeben werden. Dazu ist der Emittent oder der Kreditnehmer berechtigt. Er schließt einen Mandatsvertrag ab. Allerdings kann auch jeder Kreditgeber oder jeder Investor eine Ratingagentur beauftragen. Die Aufgabe der Ratingagentur ist nun herauszufinden wie die Bonität beziehungsweise die Kreditwürdigkeit des Schuldners ist. Dazu werden nicht nur öffentliche Informationen zur Rate gezogen, auch nicht öffentliche Unternehmensinterna werden gesucht. Dazu gehören unter anderem:
- Lieferanteninformationen
- Kundeninformationen
- Finanzpläne
- Kosten- und Ertragsstrukturen
- Wettbewerber
Zwei Analysten geben eine Ratingempfehlung aufgrund der ganzen Informationen ab. Ein Rating-Komitee schließt dann die Entscheidung ab und erst nachdem der Auftraggeber zustimmt wird das Rating veröffentlicht. Ein Rating-Update kann einmal im Jahr stattfinden. Dabei spielt bei dem Update die aktuelle Situation eine sehr wichtige Rolle. Sie muss anhand der aktuellen Kreditwürdigkeit ausgesucht werden.
Damit die Ratingagenturen den einzelnen Schuldnertypen gerecht werden können wurden spezielle Ratingverfahren für jeden Schuldnertyp entwickelt. Den individuellen betriebswirtschaftlichen Eigenheiten der einzelnen Schuldner muss die Ratingagentur von Anfang an gerecht werden und das ist mit einem einheitlichen System einfach nicht möglich.
Nachdem das erste Rating abgeschlossen ist hat der Schuldner einen Ratingcode, der besteht und an alle Interessenten herausgegeben wird. Mit der Zeit kann es vorkommen, dass die finanzielle Situation sich entweder verbessert oder verschlechtert. Bei einer Verbesserung wird der Ratingcode auf Anfrage ausgebessert und bei einer Verschlechterung kommt das Downrating zum Einsatz. Beim Downrating handelt es sich einfach um eine Abstufung der Kreditwürdigkeit.
Beispiel:
Ein Unternehmen hat beim ersten Rating ein AAA als Ratingcode bekommen. Die folgenden fünf Jahre arbeitet das Unternehmen in seinem Bereich und es läuft aber nicht wie geplant. Kunden werden verloren und auch ansonsten ist die Lage des Unternehmens nicht besonders gut. Ein neuer Kunde verlangt ein Rating des Unternehmens und die Ratingagentur macht ein Upgrade. Anhand der aktuellen Situation des Unternehmens kann ein Downrating auf bis zu D möglich sein, was die schlechteste Bonität ist.
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