Das Factoring ist eine Art der Unternehmensfinanzierung. Hierbei kauft die eine Partei (der Factor) die Ansprüche gegen einen dritten von einer weiteren Partei (Factor-Kunde). Der Factor zahlt dem Factorkunden also Geld damit der Factor Kunde die Forderungen, die er gegenüber einer dritten Partei hat an den Factor abzutreten. Es wird bei diesem Geschäft also das Recht abgetreten, bei anderen natürlichen oder juristischen Personen Forderungen geltend zu machen. Beispiel für Factoring: Eine Firma kann die Forderungen gegenüber Ihren Kunden an einen Investor verkaufen um so kurzfristigen Geldbedarf zu überbücken.
Ein Finanzierungsmodell aus den USA. Der Factor kauft zum Beispiel Forderungen eines Lieferanten, bevor diese fällig werden. Der Kunde erhält vom Factor den Rechnungsbetrag abzüglich einer Provision und treibt die Forderung beim Empfänger der Waren ein. Es gibt zwei Varianten des Factoring. Beim echten Factoring trägt der Factor das Risiko, ob die Schuld eingebracht werden kann. Beim unechten Factoring verbleibt sie beim Kunden des Factors.
Das Factoring stellt für den Unternehmer eine Möglichkeit dar, ohne großen Aufwand seine Liquidität zu verbessern. Hierbei wird immer das gleiche Schema angewandt: ein Unternehmen verkauft seine noch ausstehenden Forderungen aus Lieferung und Leistung an eine Firma. Diese Firma, auch Factor genannt, kauft die Forderungen mit einem Zinsabschlag von bis zu 20 Prozent an und behält am Ende den gesamten Erlös, der beim Schuldner eingetrieben wird. Bezahlt der Kunde seine Schulden vollständig, so kann der Factor eine Marge von bis zu 20 Prozent einfahren. Aber nicht immer ist dies der Fall, denn es entstehen auch Aufwendungen, wie etwa für das Mahnwesen. Werden Forderungen von Kunden nicht beglichen, so trägt der Factor den Ausfall. In der Regel wird das Ausfallrisiko durch höhere Zinsabschäge komprimiert.
Inhalt
Was ist Factoring?
Durch den Vorgang des Factorings soll die Liquidität von Unternehmen gesteigert werden. Es handelt sich dabei um den Verkauf von offenen Forderungen an ein anderes Unternehmen. Es wird ein Spielraum für die Finanzierung erstellt, der genauso hoch ist wie der Umsatz und der sofort verfügbar ist. Das Factoring ist also eine so genannte umsatzkongruente Form der Finanzierung.
Normalerweise wirken sich steigende Auflagen in Hinblick auf eventuelle Kredite negativ auf anstehende Investitionen aus. Beim Factoring ist das Gegenteil der Fall, denn es bewirkt eine wachsende Liquidität und eine Erhöhung der Eigenkapitalquote. Somit wird es möglich, auch in einer Phase des Wachstums erneut zu investieren, um sich positiv von der Konkurrenz abzuheben.
Nicht nur in großen Unternehmen wird Factoring betrieben, sondern zunehmend auch im Mittelstand. Viele Unternehmen nutzen es als alternative Form der Finanzierung. Aus diesem Grund gibt es immer mehr Anbieter für Factoring, deren Konditionen in Bezug auf Zinsen, Gebühren und Branchen sehr unterschiedlich sind. Ein detaillierter Vergleich und die Auswahl des richtigen Anbieters für Factoring ist also zwingend erforderlich, denn es gibt viele unterschiedliche Arten von Factoring. Unternehmen haben an diesem ständig wachsenden Markt gute Möglichkeiten, ihr Angebot auf ihre individuellen Bedürfnisse abzustimmen, was zur Folge hat, dass Factoring immer beliebter und attraktiver wird.
Wie Factoring funktioniert
Grundsätzlich läuft Factoring in fünf Schritten ab:
1. Erbringt ein Unternehmen eine Leistung für einen Kunden, entsteht eine Forderung. Es ist dabei egal, ob es sich um einen Handel mit Wahren oder auch um eine Dienstleistung handelt. Wichtig für das Factoring ist dabei die Verität, das bedeutet, dass die Forderung real existieren muss und abtretbar sein muss, um sie legal verkaufen zu können.
2. Der zweite wichtige Faktor für ein Factoring ist die Bonität des Käufers der Forderung, da dieser das Risiko eines eventuellen Ausfalls der Zahlung tragen muss. Diese Bonität muss vor dem Abschluss eines Factorings geprüft werden.
3. Ist die Bonitätsprüfung abgeschlossen, kann die Forderung verkauft werden.
4. Die Überweisung der Forderung erfolgt zu 80-90% spätestens am zweiten Tag nach dem Verkauf, was zu einer Steigerung der Liquidität des Unternehmens führt, das die Forderung verkauft hat. Das Unternehmen, das die Forderung gekauft hat, der so genannte Faktor, ist nun verantwortlich für die Eintreibung. Für das verkaufende Unternehmen ist die Bonität des Kunden somit gleichgültig, da der Faktor haftet und das Risiko trägt.
5. Wird die Forderung tatsächlich an den Faktor bezahlt, werden die noch fehlenden 10-20% an das Unternehmen überwiesen, das die Forderung ursprünglich erstellt hat. Somit ist das Factoring abgeschlossen.
Gebühren für Factoring
Der Factor erhebt eine Gebühr, die er durch das von ihm in Kauf genommene Risiko und aufgrund des Services für Buchhaltung und eventuelles Inkasso rechtfertigt. Der Zins berechnet sich auf Grundlage der Laufzeit der Forderung. Um eventuelle Forderungsausfälle und Risiken der Verität auszugleichen, bildet ein Factor Rücklagen.
Parameter für die Berechnung der Factoring-Gebühren:
- Jahresumsatz brutto
- Finanzierungslinie (ergibt sich aus den angekauften Forderungen x der Bevorschussungsquote)
- Kundenanzahl
- Rechnungsanzahl
- Umfang der Dienstleistungen
- Kreditversicherung
- Kosten und Nutzen des Factorings
Des weiteren entstehen Kosten durch den Zins für die Vorfinanzierung und die Delkredere-Prüfung (Prüfung des Risikos eines Ausfalls von Forderungen). Die Gebühr, die auf den Umsatz erhoben wird, bewegt sich normalerweise zwischen 0,25 und 1%. Bei einem höheren Jahresumsatz verringert sich die Gebühr. Unter einem Umsatz von 2,5 Millionen Euro im Jahr ergibt sich eine Gebühr, die um einiges höher ist als 1%.
Der Vorfinanzierungszins wird tagesgenau abgerechnet. Die Zinssätze liegen normalerweise in Bereichen zwischen 4 und 8%. Sie orientieren sich an einem Referenzzinssatz. Der Zinssatz verringert sich, wenn die Bonität des Kunden hoch ist.
Die Delkredere-Prüfung wird ein Mal im Jahr durchgeführt und kostet zwischen 20 und 60 Euro.
Factoring-Beratung
Es gibt einige Variationen dieser Form der Finanzierung. Deshalb gibt es Unternehmen, die Factoring-Beratung anbieten und herausfinden ob und in welcher Form diese Finanzierungsmöglichkeit für ein anderes Unternehmen Sinn macht.
Factoring-Formen
1. Nach dem Leistungsumfang:
– Echtes und unechtes Factoring
Beim echten Factoring übernimmt der Factor das volle Risiko für die Bezahlung der Forderung. Beim unechten Factoring verbleibt dieses Risiko beim ursprünglichen Leistungserbringer, weshalb das unechte Factoring auch als Darlehen angesehen wird. In den meisten Fällen wird in Deutschland das echte Factoring angewendet.
– Fälligkeits-Factoring
Der Kunde, der das Factoring nutzt, nimmt die volle Risiko-Abtretung in Anspruch, verzichtet aber auf die unverzügliche Regulierung des Kaufpreises.
– Inhouse-Factoring
Der Factor übernimmt hauptsächlich das Delkredere-Risiko unter einer starken Einschränkung seiner Dienstleistungen. So verbleibt beispielsweise die Buchhaltung und auch die Einbringung des Betrags beim Kunde. Der Factor übernimmt dies nur, wenn ein gerichtlicher Einzug der Forderung erfolgen muss.
2. Nach der Art der Forderungsabtretung
– Auswahl-Factoring
Normalerweise werden alle Forderungen eines Unternehmen erfasst. Das Auswahl-Factoring beschränkt sich im Unterschied dazu nur auf ausgewählte Forderungen.
– Offenes Factoring
Der Schuldner wird vom Factoring in Kenntnis gesetzt. Zahlungen sind in diesem Fall ausschließlich an das Factoring-Unternehmen zu leisten.
– Stilles Factoring
Der Schuldner wird nicht vom Factoring in Kenntnis gesetzt. Das Risiko für den Faktor ist hierbei höher, denn ihm fehlen die Möglichkeiten der Verifizierung einer Forderung.
– Halb-offenes Factoring
Hier wird die Verbindlichkeit vom Schuldner auf ein Zahlungskonto des Factors überwiesen ohne dass eine Information der Abtretung der Forderung erfolgt.
3. Sonderformen
– VOB-Factoring
Speziallösung für Handwerksbetriebe und Baugewerbe, bei der auch die in diesen Branchen üblichen Abschlagszahlungen durch Factoring abgerechnet werden können. Beim VOB-Factoring wird vorab meistens ein Sonderdepot in Höhe von 5 bis 15% des Bruttoumsatzes angelegt, um eventuelle Rückvergütungen aufzufangen.
– Einzel-Factoring
Möglichkeit der Deckung eines kurzfristigen Kapitalbedarfs durch Factoring einzelner Forderungen.
– Mietfactoring
Bei Mietausfällen kann ein Einzel-Factoring vorgenommen werden, das einen Mietausfall für den Vermieter ausgleichen kann.
– Steuerberater- und Anwalts-Factoring
Spezielle
Möglichkeit Factoring zu nutzen für Steuerberater und Rechtsanwälte.
– Reverse-Factoring
Forderungen eines Lieferanten werden über den Factor vorfinanziert, der Abnehmer erhält dadurch ein verlängertes Zahlungsziel.