Als Finanzkauf wird eine Zahlungsart bezeichnet, bei der ein Verkäufer dem Käufer die Möglichkeit einräumt, die Kaufsumme in mehreren Teilzahlungen zu begleichen. Anwendung findet der Finanzkauf insbesondere bei Geschäften zwischen Händlern und Konsumenten. Angeboten zum Finanzkauf werden in erster Linie Güter für den privaten Verbrauch die keine materielle Wertschöpfung beim Käufer der Ware generieren. Damit richtet sich das Angebot des Finanzkaufs auch in erster Linie an private Konsumenten. Die Konditionen eines solchen Finanzkaufs können sehr flexibel gestaltet sein. So kann die vereinbarte Kaufsumme zu einem späteren Zeitpunkt fällig werden, der zwischen den Vertragsparteien zu vereinbaren ist.
Ebenso möglich ist eine Vereinbarung als Ratenkauf, wobei diese meist als Monatsraten fällig werden. Es sind aber auch Vereinbarungen mit Jahresraten oder anderen Modalitäten möglich.
Neben den vielen Vorteilen die ein Finanzkauf bietet gibt es auch Nachteile, die Verbraucher, vor einem Abschluss als Finanzkauf, bedenken sollten. So sind in den meisten Fällen die Konditionen des gesamten Geschäfts vom Anbieter festgelegt. Somit sind weder die Konditionen der Zahlungsvereinbarung, noch der Kaufpreis verhandelbar. Gerade in Zeiten steigender Zinsen sollten Verbraucher auch das Kleingedruckte aufmerksam lesen, da dort sehr wohl eine Klausel auftauchen kann, die nachträgliche Zinsanpassungen ermöglicht.
Tatsächlich existiert im deutschen Recht weder der Begriff Finanzkauf, noch ein rechtlicher Anspruch des Käufers auf diese Art der Zahlungsabwicklung. Vielmehr wird in diesem Zusammenhang von einem Teilzahlungsgeschäft gesprochen. Da diese Art des Geschäfts dem deutschen Wirtschaftsprinzip grundsätzlich entgegen steht, das einen Austausch Zug um Zug vorsieht, also dem sofortigen Wechsel von Ware und Zahlungsmittel, findet sich das Teilzahlungsgeschäft so auch nicht im Bürgerlichen Gesetzbuch. Da es sich bei Teilzahlungsverträgen um ein Darlehen handelt, dass der Verkäufer dem Käufer einräumt, kommt hier das Darlehensrecht zum tragen.
Damit dieses Darlehensrecht Anwendung finden kann, muss der Verkäufer einen Aufschlag auf den eigentlichen Kaufpreis verlangen. Deswegen sieht man auch immer wieder Werbung für Finanzkäufe mit einer Null Prozent Finanzierung. Die Werbewirksamkeit ist dabei nur ein willkommener Nebeneffekt der notwendigen rechtlichen Einordnung des Finanzkaus. Somit wird diese Art der Geschäfte auch als Finanzierungshilfe angesehen. Diese Möglichkeit sieht das deutsche Wirtschaftsrecht sehr wohl vor, um einen Handel, trotz schwieriger finanzieller Verhältnisse des Käufers, durchführen zu können.
Eine weitere unabdingbare Voraussetzung für die Gültigkeit eines Teilzahlungsgeschäfts ist die Vorlage des Vertrags in Schriftform. Jedoch keine Regel in Deutschland ohne Ausnahme. Dies ist nicht notwendig, wenn eine solche Teilzahlungsvereinbarung im Rahmen des so genannten Fernabsatzes vereinbart wurde. Aber auch in diesem Fall müssen einige Voraussetzungen vorliegen, um dieser Zahlungsart Gültigkeit zu verleihen. So muss im Rahmen des Verkaufsprospekts, dies kann auch im Rahmen eines Dokuments im Internet, der Gesetzgeber spricht hier vom digitalen Medium, bereits ersichtlich sein, zu welchen Bedingungen dieser Teilzahlungsvertrag zustande kommt, bevor der Kunde ihn eingeht. Ist dies nicht der Fall, muss dem Verbraucher unverzüglich nach Unterzeichnung der Vertragsinhalt auf einem dauerhaften Datenträger mitgeteilt werden. Ist eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, ist der Vertrag nichtig. Aber auch hier gibt es einige Ausnahmen, die diese Regel aufweichen können.
Da es sich bei einem Teilzahlungsvertrag um ein Kreditgeschäft handelt, muss der Unternehmer den potenziellen Kreditnehmer zudem auf seine Bonität hin überprüfen. In dieser Hinsicht haben auch Nichtbanken Vorschriften zu beachten, die denen von Kreditinstituten vergleichbar sind. Aus diesem Grund und um das Kreditgeschäft vom eigentlichen Handel rechtlich zu trennen, haben viele der Anbieter von Teilzahlungsgeschäften eine eigene Bank oder greifen zur Gewährung dieser Zahlungsart zuweilen auch auf bereits bestehende, externe Banken zurück.
Für Verbraucher ist zudem eine weitere Sache wichtig zu bedenken. Ein Teilzahlungsgeschäft, auch wenn es Finanzkauf genannt wird ist im Kern ein Darlehensgeschäft. Gerät der Kunde dieses Geschäfts in Zahlungsverzug, greifen sehr schnell die Mechanismen, die sonst auch aus dem Kreditwesen bekannt sind.
Die Geschichte der Ratenkredite soll mindestens bis in die Mitte des 18. Jahrhundert zurückreichen und den Ursprung in England haben. Beide Thesen sind wissenschaftlich allerdings umstritten. Belegt ist der erste Ratenkredit ab dem Jahr 1807 als ein Möbelhaus in New York diese Art der Finanzierung erstmalig möglich machte. Einen großen Bekanntheitsgrad erlangte der Ratenkredit durch die Firma Singer, die um 1850 auf diese Weise begann, den Verkauf ihrer Nähmaschinen zu finanzieren. Im selben Zeitraum kam der Ratenkredit auch in Deutschland zum ersten Mal zur Anwendung. Hier war ein Hamburger Geschäftsmann innovativer Vorreiter, der mit seinem Warenkredithaus zuerst den Kauf von Textilien ermöglichte. Auch die Finanzierung von Automobilen auf diese Weise ist bereits über 100 Jahre alt, beschränkte sich damals aber auf das Geschäft mit dem Großhandel und finanzierte so den Kauf von Rennwagen.
Der Bergriff Finanzkauf, der in erster Linie Verbraucher ansprechen soll, ist eine Wortschöpfung aus den neunziger Jahren.
Inhalt
Die Funktion eines Finanzkaufes
Möchte der Käufer einen Finanzkauf abschließen, dann kann der die finanzierten Waren direkt mitnehmen und verwenden, auch wenn diese noch nicht bezahlt sind. Um einen Finanzkauf durchzuführen wird ein Finanzierungsvertrag zwischen dem Käufer und dem Verkäufer abgeschlossen. Der Finanzkauf wird meist in verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten angeboten, deren Angebote von den einzelnen Verkäufern, aber auch von den dahinterstehenden Banken bestimmt werden.
- Der konventionelle Ratenkauf
Die bekannteste Form des Finanzkaufes ist der konventionelle Ratenkauf. Bei einer solchen Finanzierungsmöglichkeit beginnt der Vertrag sofort nach dem Kauf beziehungsweise nach dem Vertragsabschluss. Die erste Rate wird meist direkt nach 30 Tagen nach Erhalt der Ware fällig und wird monatlich an den Verkäufer beziehungsweise die Bank gezahlt. - Die Gratisübernahme
Bei der Gratisübernahme handelt es sich um eine ganz besondere Form des Finanzkaufes. Die Bezahlung der Waren erfolgt beispielsweise in Form von sogenannten Jahresraten oder als Einmalbetrag über mehrere Jahre. Das bedeutet, bei einer Gratisübernahme wird die Zahlung erst in einem Jahr fällig und verteilt sich über mehrere Jahre. - Die Gratisfinanzierung
Eine der bekanntesten Finanzkaufmöglichkeiten der letzten Jahre ist die Gratisfinanzierung. Die Gratisfinanzierung ist auch als Null-Prozent-Finanzierung bekannt und besagt, dass der Käufer auf die Finanzierung keinerlei Zinsen bezahlen muss. Dabei verschenken die Händler natürlich kein Geld, sondern rechnen die Zinsen meist in den angegebenen Kaufpreis schon mit ein und korrigieren diesen dann nach oben, um keine Verluste zu machen. Heute gibt es sehr viele Händler, die mit der Gratisfinanzierung locken, um Kunden von einer Finanzierung zu überzeugen. Gerade die Elektroriesen wie Saturn oder Media Markt sind in diesen Tagen häufig in den Medien zu finden.
Was wird für einen Finanzkauf benötigt?
Ein Finanzkauf ist im Grunde ein normaler Ratenvertrag oder ein Darlehensvertrag. Damit ein Kunde von den Vorzügen profitieren kann gibt es Grundvoraussetzungen, die erfüllt werden müssen. Um einen Finanzkauf zu bekommen, müssen folgende Unterlagen bei der Vertragsunterschrift mitgebracht werden:
- amtlicher Lichtbildausweis (Personalausweis oder Reisepass)
- gültige EC- oder Kreditkarte (mit bis zu 4.000 Euro Freigrenze)
- Lohn- oder Gehaltsabrechnung, Rentenbescheid
- Bankverbindungsnachweis
- Wohnsitz in Deutschland
Auch Bürger, die nicht zur EU gehören können einen Finanzkauf durchführen. Hier gibt es andere Unterlagen, die gefordert werden:
- gültiger Reisepass
- Aufenthaltserlaubnis
- Arbeitserlaubnis
- Wohnsitz in Deutschland
Natürlich können auch Selbstständige von einem Finanzkauf profitieren und dafür müssen sie folgende Unterlagen vorlegen können:
- Nachweis der Selbstständigkeit (mind. 2 Jahre)
- Gewerbeanmeldung oder Handelsregisterauszug
- Einkommensnachweis aktuell (Einkommenssteuerbescheid)
- Ermächtigung zur Bankauskunft
In allen Fällen wird von den Händlern oder der Bank die Kreditwürdigkeit geprüft, da es sich bei einem Finanzkauf um einen herkömmlichen Darlehenskredit handelt, bei dem die Bank beziehungsweise der Händler ein großes Risiko eingeht. Anhand der Kreditwürdigkeit, die von einer Auskunftei wie der Schufa bekannt gegeben wird, wird die Entscheidung für oder gegen den Finanzkauf getätigt.
Vorteile des Finanzkaufes
Der Finanzkauf hat ein paar entscheidende Vorteile, die dafür sorgen, dass sehr viele Verbraucher auf eine solche Finanzierungsmöglichkeit zurückgreifen. Der wichtigste Vorteil ist, dass der Verbraucher die gekaufte Ware nicht sofort auf einen Schlag bezahlen muss. Das bedeutet, auch wenn er das Geld zurzeit nicht zur Hand hat, kann er sich trotzdem eine Ware kaufen. Er kann die Ware dank Finanzkauf in Raten oder einfach später zahlen.
Auch die Händler haben einen großen Vorteil, denn sie können ihre Waren an die Verbraucher verkaufen, auch wenn die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind. Sie werden ihre Waren auf jeden Fall los.
Nachteile des Finanzkaufes
Aber es gibt auch einige Nachteile, die gegen einen Finanzkauf sprechen. Für den Verbraucher ist der Nachteil, dass er zwar die Ware besitzt, aber mit den Zahlungen erst im Nachhinein beginnen wird und meist über einen langen Zeitraum. Gerade bei einer hohen Anschaffung kann es vorkommen, dass der Verbraucher die Ware sogar jahrelang zahlen muss. Somit sind jeden Monat finanzielle Einbußen in Form von Ratenzahlungen vorhanden. Meist auch noch wenn die Ware selbst nicht mehr genutzt wird, laufen die Zahlungen vom Finanzkauf weiter.
Der Nachteil für den Händler ist das Risiko, dass er eingeht, wenn er seine Waren für den Finanzkauf bereitstellt. Der Händler bekommt sein Geld erst im Nachhinein und in Raten. Ein Zahlungsausfall des Verbrauchers ist hoch, auch wenn die Kreditwürdigkeit im Vorfeld geprüft wurde und passt. Im Leben gibt es viele unvorhergesehene Ereignisse, die jeden Plan über den Haufen werfen können.
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