Fungibilität ist ein Begriff für den Güter- und Börsenhandel. Beschrieben wird mit Fungibilität die Austauschbarkeit von
Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen „fungibilis“, was so viel wie „vertretbar“ her. Im Rechtswesen wird von Vertretbarkeit gesprochen.
Grundlage für die Fungibilität sind die Beschaffenheit von materiellen und immateriellen Gütern nach Anzahl, Maß, Gewicht. Fungible Waren oder immaterielle Güter sind innerhalb einer Gattung gegeneinander austauschbar. Die Bemessung und Austauschbarkeit von Gütern nach Zahl, Maß und Gewicht wird durch Normen und Typisierungen erleichtert. Solche Waren zeichnen sich dadurch aus, dass sie sehr gut handelbar sind.
An der Börse ist die Fungibilität eine Voraussetzung zur Festsetzung von Kursen und der Handelbarkeit von Wertpapieren und weiteren börsennotierten Werten. Geht es um die Fungibilität eines Rechts als Anspruch, der auf einer verbrieften Kapitalform beruht, wird von Effekten gesprochen.
Inhalt
Fungibilität beim Handel mit Gütern
Die verschiedensten Handelswaren auf dem Gütermarkt werden nach ihrer Bemessung gehandelt. Dem liegen noch einheitliche gültige Normen und Typisierungen zugrunde. So werden Metalle nach Edelmetall und nicht edlem Metall unterschieden. Diese Unterscheidung reicht noch nicht zur Fungibilität. Diese wird erst dadurch erreicht, dass es für die gehandelten Metalle Gewichts- und Mengenangaben gibt und die Wertigkeit jeweils einheitlich genormt ist. Auf diese Weise können beispielsweise Barren Gold oder Silber von verschiedenen Gewichten gehandelt werden. Produkte, die in Serie produziert haben, sind sehr fungibel, da sie alle von gleicher, genormter Beschaffenheit ist. Der Käufer muss das einzelne Produkt nicht unbedingt direkt in Augenschein nehmen. Es reicht z. B. eine Abbildung zur visuellen Darstellung des Angebots. Das u. a. bei Online-Angeboten oder in Katalogen der Fall.
Eine geringe Fungibilität haben Waren, die nicht einheitlich zu bewerten und zu messen sind. Das sind Güter, die neben den messbaren materiellen Werten noch einen ideellen Wert haben. Ein Bild lässt sich dinglich messen, wiegen nach Material wie Papier, Glas, Leinwand bestimmt. Dem Kunstwerk würde ein Preis auf dieser Wertbasis nicht gerecht werden. Es ist nicht vergleichbar und nicht austauschbar. Ebenso verhält es sich z. B. mit Sammlerstücken. Der alte Topf mit Flecken und Beulen mag keinen Sachwert mehr auf dem Markt haben, auch keinen Gebrauchswert, ist als Sammlerstück jedoch wertvoll. Allerdings werden die Sammlerstücke sehr wohl auf dem Markt gehandelt, indem sie nach Materialwert, Zustand, Seltenheit und Epoche bemessen und ausgepreist werden.
Geld
Das Geld besitzt in unserem heutigen Handelssystem die höchste Fungibilität. Einheitliche Wertangaben und genormte Darstellungsformen sorgen dafür, dass Geld gegen alle anderen Güter austauschbar ist. Dadurch kommt dem Preis, dem Geldwert, einer Ware eine entscheidende Bedeutung bei jedem Handel zu. Jede Ware kann zu einem bestimmten Preis in Geld getauscht werden. Das betrifft nicht nur die Sachwerte, sondern auch immaterielle Waren. Als Währung ist sogar das Geld selbst gegeneinander austauschbar. Den Preis bestimmt hier der jeweilige Währungskurs.
Fungibilität an der Börse
An der Börse stellen die Kurse den Preis dar. Im Unterschied zum Handel sind die Kurse jedoch einem sehr schnellen Auf und Ab unterworfen. Die handelbaren Börsenwerte sind umso besser fungibel, desto sicherer sie sich gegeneinander austauschen lassen. Ein gutes Beispiel sind die Inhaberpapiere unter den Wertpapieren. Da Aktien und mehr rasend schnell ihre Besitzer wechseln können, ist das Inhaberpapier die besonders gut geeignete Form für den Handel. Die geltenden Rechte liegen einfach beim jeweiligen Inhaber. Die Form des Inhaberpapiers ist die häufigste Art von Aktien, Investmentzertifikaten, Obligationen, Optionsscheinen und Pfandbriefen. Dagegen wird der Handel mit Namenspapieren erschwert. Hier müssen bestimmte rechtliche Vorgaben für die Übertragung erfüllt werden. Das senkt die Fungibilität solcher Papiere.
Da die Börse für die gehandelten Wertpapiere und Devisen gültige Kurse und einheitliche Handelsbestimmungen garantiert, sind börsennotierte Wertpapiere besonders gut zu handeln. Es gibt feste Bestimmungen und Bedingungen, die erfüllt werden müssen, sollen neue Wertpapiere an der Börse zugelassen werden. So sind für eine Börsenzulassung 730.000 Euro haftendes Eigenkapital von einem Emittenten nachzuweisen, es müssen Jahresabschlüsse vorgelegt und weitere Auflagen erfüllt werden. Solche Voraussetzungen sorgen dafür, dass nur gut fungible Aktion, Obligationen, Anleihen und mehr in den Börsenhandel kommen. Das Börsenrecht sorgt dafür, dass die Rechte, der Gesamtwert, die Einzelwerte an einer Emission festgeschrieben werden. Das gibt Orientierung für die Wertsteigerungen oder Wertminderungen bei den laufenden Kursschwankungen. Dadurch ist auch eine gewisse Sicherheit für die Händler gegeben. Kursentwicklungen sind heute in sehr kurzen Takten zeitgleich online zu verfolgen. Für eine Emission gilt jeweils der gleiche, aktuell ausgegebene Kurs.
Das beschreibt den großen Rahmen der Fungibilität an der Börse. In der Praxis spielen jedoch noch viele weitere Faktoren eine entscheidende Rolle für die Fungibilität der Wertpapiere eines bestimmten Unternehmens. Wie gut die Marktgängigkeit ist, darüber bestimmen auch die wirtschaftliche und technologische Entwicklung des Unternehmens, sein Einfluss auf dem Weltmarkt und wie weit konjunkturelle Schwankungen das Unternehmen nachhaltig erschüttern können oder nicht. Die Aktien von kleineren Marktteilnehmer mit weniger guten Voraussetzungen auf dem Markt sind von geringerer Handelbarkeit und häufig auch viel stärkeren Schwankungen bis zu krassen Abstürzen ausgesetzt.
Risiko der Fungibilität bei den geschlossenen Fonds
Geschlossene Fonds, wie z. B. geschlossene Immobilienfonds, haben bei der Fungibilität ein größeres Risiko. Immerhin werden die Anlagen in die Fonds langfristig festgeschrieben, oft bis zu 10 Jahre. Dennoch ändern sich die Werte der Anteile ständig. Häufig versagt sogar Expertenwissen, wenn es um eine fundierte Einschätzung der Werte geht. Wie alle Risikoanlagen stellen solche Fonds hohe Renditen in Aussicht, bergen aber auch große Gefahren für umfassende Verluste. Betreffs der Fungibilität können sie daher einem Vergleich beispielsweise mit den offenen Aktienfonds nicht schritthalten. Ebenso risikoreich und mit komplizierter Fungibilität stellen sich die Leasingfonds oder die stillen Beteiligungen dar.
Alle spekulativen Geldanlagen sind generell mit hohen Risiken behaftet. Je höher das Risiko, desto schwieriger ist aber auch die Fungibilität der Anlagen. So sind Aktien viel leichter zu verkaufen als Anteile an den geschlossenen Immobilienfonds. Über die Gewinnchancen beim Handel an der Börse kann die Fungibilität allerdings keinen echten Maßstab darstellen. Für Anleger ist wichtig:
- Der Anlegertyp – risikofreudig oder auf Sicherheit bedacht
- Eigenkapital – ist es hoch genug, um mit einem geringen Prozentsatz für Risikoanlagen mit hohen Renditen einzusetzen?
- Broker mit weitreichendem Service, gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und sehr guter Beratung
- Das Maß eigener Erfahrung beim Börsenhandel und eigener Finanzkenntnisse