Die Geschichte der Geldautomaten ist noch nicht lang. Bis Mai 1968 waren Bankkunden in Tübingen es gewohnt, ihr Geld am Schalter abzuholen. Mit der Einführung des ersten klobigen Metallkastens, aus dem Kunden zukünftig ihr Geld abholen sollten, war der breiten Masse nicht geheuer. Allerdings erschien der erste Geldautomat ohne groß aufzufallen. In dieser Zeit machten andere Geschehnisse von sich reden. Sex im Freien war eine Revolution gleichermaßen wie die Erstürmung bekannter Universitäten, wie die Sorbonne in Paris.
Die Bedienung des Geldautomaten von 1968 gestaltete sich komplizierter als die heutigen Geldautomaten. Mit einem Bartschlüssel, einem gelochten Ausweis und einem gelochten Scheck konnten Kunden einen Betrag aus dem Geldautomat abholen. Der Tresor wurde mit dem Bartschlüssel aufgeschlossen, der gelochte Ausweis in einem dafür vorgesehenen Schlitz geschoben. Der gelochte Scheck fand seinen Weg in einem zweiten Schlitz. Über eine Lichtschranke wurde der Betrag, der in den Scheck gestanzt war, gelesen und mit der damals revolutionären Technik konnte der erste Kunde seine erste Banknote aus dem Geldautomaten entgegen nehmen.
Inhalt
Erleichterung beim Geld abheben
Bis zu den Bankautomaten erhielten Arbeitnehmer ihre Gehälter in Lohntüten. Diese enthielten einen Tages- oder Wochenlohn in Form von Geldscheinen und Münzen. Um Lohnschecks an Banken einzulösen, waren die Arbeitnehmer an den Öffnungszeiten der Banken gebunden. Somit hatten Arbeitnehmer und alle anderen Kunden die Möglichkeit, ihr benötigtes Geld über den Geldautomaten zu beschaffen. Allerdings wurde der neue Bankautomat nur selten genutzt. Im ersten Jahr der Einführung des Geldautomaten wurden 1000 Kunden ausgewählt, die den Geldautomaten hätten nutzen können. Tatsächlich wurde der Dienst lediglich von 150 Kunden genutzt. Verfolgt man die Entwicklung der Geldautomaten von den 60ern bis heute, wäre zur damaligen Zeit niemals denkbar gewesen, dass die Technik solche rasante Wege geht.
Deutsche Entwicklung von Geldautomaten und die Konkurrenz
Deutschland hatte in Sachen technische Entwicklung immer eine Vorreiterrolle. Wenn auch die Technik für Geldautomaten seit dem ersten Geldautomaten in Tübingen weiter entwickelt wurde, war in diesem Bezug die Konkurrenz im Ausland nicht untätig. Die Möglichkeit des Geldabhebens über Geldautomaten hatte im Ausland für Aufsehen gesorgt. Bereits drei Jahre nach der Einführung des ersten Geldautomaten fand in England – in einer Kleinstadt nahe London – ein Geldautomat der Barclays Bank seinen Einsatz. Mit diesem Geldautomaten der englischen Version wurde die Technik weiter verfeinert. Hier wurden keine Schlüssel oder Lochkarten verwendet, sondern die ersten Karten, die mit einem schwach radioaktiven Kohlenstoff-Isotop beschichtet waren. Die Urversion des Magnetstreifens war erfunden. Angemerkt werden muss, dass England die deutsche Technik nicht kopiert, sondern die eigene Entwicklung von Geldautomaten begonnen hatte. Die Intention bei der Entwicklung dieser Version von Geldautomaten war die Beobachtung anderer Automaten, über die Kunden kleine Snacks ziehen konnten. Die einzige Einschränkung bei diesen Geldautomaten war die Begrenzung der einzelnen Scheck auf einen Ausgabewert von zehn englischen Pfund.
Geldautomaten mit Bindung an die jeweilige Bank
Gemessen an dem heutigen Standard der Geldautomaten und dem entstandenen Netzwerk durch Nutzung des Internets, waren die Geldautomaten der damaligen Zeit an die Bank gebunden, die eben diese Geldautomaten zur Verfügung stellten. Hierzu muss erwähnt werden, dass Geldautomaten noch nicht so reich verfügbar waren, wie in der heutigen Zeit. Die verwendete Technik damals im Vergleich zu der heutigen, konnten Kunden von diesen Geldautomaten nur Geld abholen. Die heutigen Geldautomaten bieten heute die Möglichkeit, neben dem Geld abheben auch Überweisungen zu tätigen oder Geldkarten aufzuladen. Banken und Sparkassen versorgen Kunden in der heutigen zeit mit einem weitverzweigten Netzwerk von Geldautomaten, die mit der bankbezogenen Kundenkarte bedient werden können und dies nahezu an jedem Ort.
Die Einführung der Magnetstreifenkarte, auch als EC-Karte bekannt
Mit der Einführung von EC-Karten wurde die Entwicklung und die Standortzahl der Geldautomaten rasant beschleunigt. 192 wurden somit die ersten EC-Karten mit Magnetstreifen marktreif. Die ersten EC-Karten waren noch nicht dafür konzipiert, an Geldautomaten einen Betrag abheben zu können. Sie dienten lediglich als Berechtigung zur Scheckausstellung. Die Einführung der Magnetstreifenkarten sorgte dafür, dass im gesamten Westdeutschen Raum bis 1987 um die 20.000 Geldautomaten verfügbar waren. Im Vergleich zum Ostdeutschen Raum, der damals Deutschen Demokratischen Republik waren es gerade einmal etwas über 270 Geldautomaten.
Die Innovation vergleichbar mit der eigenen Abschaffung
Wenn auch die Geldautomaten über viel Zusatzfunktionen verfügen, die einen Bankschalter quasi überflüssig erscheinen lassen, ist die Grundfunktion dieses Automaten keine andere, als die des ersten klobigen Eisenkastens von 1968 aus Tübingen. Allerdings können Kunden neben der Funktion des Geldabhebens auch Geld direkt in den Automaten einzahlen oder an andere Zahlungsempfänger überweisen. Während solche Überweisungen bis in die 80er Jahre über einen Bankschalter durch Bankmitarbeiter getätigt wurden, können Kunden die Informationen zur Überweisung direkt in den Geldautomaten eingeben. Dies ist eine Innovation, die allerdings seit rund zehn Jahren über die Geldautomaten zur Verfügung gestellt wird.
Online Banking und Point of Sale
Fortschritt kennt keine langsamen Schritte. Immer rasanter werden Veränderungen erkennbar, die den bargeldlosen Zahlungsverkehr betreffen. Um Zahlungsaufträge in Auftrag zu geben, oder Geld von einem Konto auf das nächste Konto umzubuchen, braucht ein Kunde seine eigenen vier Wände gar nicht mehr zu verlassen. Im Grunde genommen benötigt ein Kunde heute gar keinen Geldautomaten mehr, da er alle Transaktionen über die Konto App der jeweiligen Bank entweder den heimischen Computer oder seinem SmartPhone abwickeln kann. Ob Einkäufe, Tickets für Veranstaltungen, der Friseurbesuch oder einen Aufenthalt in einem Restaurant – alle diese Zahlungsvorgänge können heute mithilfe der Chipkarte der jeweiligen Bank und einem Terminal durchgeführt werden. Streng genommen müsste heutzutage kein physischen Geld mehr im Umlauf sein. Um dennoch Geld von dem Konto abheben zu können, ist allerdings auch kein Geldautomat mehr erforderlich. Supermärkte bieten aktuell neue Dienstleistungen in Kooperation mit den angeschlossenen Banken an.
So können Kunden direkt den Einkauf mit der Chipkarte an der Kasse bezahlen, ohne dass physischen Geld den Besitzer wechselt. Mit der Chipkarte haben Kunden heute auch die Möglichkeit, direkt an der Kasse sich einen gewünschten Betrag auszahlen zu lassen. Die neueste Innovation, die den Kunden über die Banken in Kooperation mit den SmartPhone Anbietern eine neue Zahlungsmethode zur Verfügung stellen, ist das kontaktfreie bezahlen. Hier wird über eine App der zu zahlende Betrag über das SmartPhone abgewickelt. In dieser Hinsicht wird es zwar auch weiterhin Geldautomaten geben, wobei die Nutzung zum tatsächlichen Geldabheben immer geringer werden wird.
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