Der Leitzins der EZB hat die längste Niedrigphase seit Bestehen der Europäischen Zentralbank. Dies bedeutet, dass seit Jahren die Nachfrage nach günstigen Krediten von Banken und Verbrauchern recht hoch ist. Der am meisten abgerufene Kredit ist der für die Finanzierung von Immobilien. Der Wunsch nach einem Eigenheim ist durch die günstigeren Kredite leichter zu erfüllen und somit steigen die Eigenheimkäufe sichtlich. Der Bedarf nach bereits vorhandenen Eigenheimen, die zum Verkauf stehen, führt quasi zu immer weniger Objekten, auf die Verbraucher zugreifen können. Insbesondere Immobilien, die im Kaufwert im moderateren Bereich liegen, werden zunehmend zur Mangelware. Dies bedeutet, dass Verbraucher, möchten sie dennoch ein Eigenheim kaufen, höhere Kreditsummen aufnehmen müssen. Dies hat Auswirkungen hinsichtlich der Tilgungsraten, sowie den Gesamtlaufzeiten.
Kredite mit hohen Summen benötigen auch hohe Laufzeiten, bis die Tilgung abgeschlossen ist. Dies hat allerdings den Vorteil, dass die Zinsen für die Verbraucher sinken, wodurch der Kredit in seiner Gesamtsumme günstiger wird.
Inhalt
Gesamtlaufzeit Definition
Bei Krediten wird von Laufzeiten und Gesamtlaufzeiten gesprochen. Die Frage stellt sich hierbei, was Gesamtlaufzeiten eigentlich sind. Die Frage lässt sich einfach und präzise erklären:
Gesamtlaufzeiten sind die Zeiträume, bei denen die Zeit vom Start des Darlehens bis zur vollständigen Tilgung der Darlehnssumme gerechnet wird.
Eine einfache Formel besagt, dass der Kredit an Gesamtlaufzeit zunimmt, je niedriger der Zins ist. So wird zum Beispiel ein Annuitätendarlehen mit einer Tilgungsrate von circa einem Prozent eine Gesamtlaufzeit von ungefähr 30 Jahre aufweisen. Die Gesamtlaufzeit ist allerdings keine Konstante, da die Berechnung des Zinssatzes fehlt und somit die tatsächliche Gesamtlaufzeit nur mit den beiden Daten nicht gesichert wiedergegeben werden kann.
Kredite mit sofortiger Fälligkeit
Neben den weitläufig bekannten Kreditarten sind auch Kredite verfügbar, bei denen das Geld sofort verfügbar ist, die Rückzahlung der Kreditsumme allerdings sofortige Fälligkeit hat. Ein Beispiel ist hierfür die Nutzung einer Kreditkarte. Mit der Zahlung über die Kreditkarte gewährt das Kreditinstitut bei einem Einkauf sofort einen Kredit. Dies bedeutet, die Karte wird an der Kasse belastet und beim Zahlungsvorgang beim Einkauf wird über das Kreditinstitut die Höhe der Summe kreditiert. Allerdings verfügen Tilgungen dieser Kredite über keine langen Laufzeiten. Die Fälligkeit der Kreditsumme wird spätestens eines Monats fällig und vom Konto des Kreditkarteninhabers eingezogen.
Kredite von Privat für Privat
Seit einigen Jahren können Kredite über Vermittler beantragt werden, hinter denen ein Verbund aus privaten Kreditgebern steht. Hierzu wird vor der Bestätigung zur Aufnahme in dieses Kreditmodell eine vollständige Kreditwürdigkeit abgefragt. Der Kreditnehmer erhält zu Anfang einen sogenannten Probekredit. Dies bedeutet, dass die Summe des Kredits zu Anfang begrenzt ist. Mit diesem „Probekredit“ prüfen die privaten Kreditgeber die Zuverlässigkeit des Kreditnehmers. Hierbei wird die Gesamtlaufzeit in verschiedenen Laufzeithöhen angeboten, von denen sich der Kreditnehmer die für ihn beste Laufzeit auswählen kann. Hat er sich als zuverlässig bewiesen, wird die Kreditsumme quasi geöffnet und er kann einen höheren Kredit beantragen. Hierbei ist die Gesamtlaufzeit auch frei wählbar. Nachteil bei diesem Kreditmodell: Die Kredite sind recht kostspielig. Vorteil hierbei ist, dass diese Art von Krediten online beantragt werden kann. Über das Online Portal des Kreditinstituts werden entsprechende Anfragen bearbeitet und Auskünfte erteilt. Allerdings werden Verträge in Schriftform zur Verfügung gestellt zwecks Unterschrift. Diese Verträge erhalten erst durch die Unterschrift des Kreditnehmers ihre rechtliche Gültigkeit.
Altersbedingungen und Kreditlaufzeiten
Vor 2018 war es immer ein Ausschlusskriterium gewesen, wenn eine Baufinanzierung mit einem Alter beantragt wurde, bei dem abzusehen war, dass die Gesamtlaufzeit bis in das Rentenalter hineinreichen würde. Dementsprechend war für Verbraucher höheren Semesters kaum eine Chance gegeben, in diesem Alter eine Altersvorsorge hinsichtlich einer Eigenheimfinanzierung zu unternehmen. Diese Ausschlusskriterien waren in den Wohnimmobilienkreditrichtlinien zusammengefasst und an diese Richtlinien hatten sich die Kreditinstitute orientiert.
Wohnimmobilienkreditrichtlinien im Sinne des Verbraucherschutzes
Die Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) dient den Verbrauchern zum Schutz und sollen ihre Rechte bei der Kreditvergabe (Darlehensvergabe) stärken. Wenn die Verbraucher einen Kredit beantragen, haben sie Anrecht auf eine gezielte Aufklärung hinsichtlich ihrer Situation während der Kreditanfrage. Im Gegenzug wurden die finanziellen Gegebenheiten der Verbraucher mit strengeren Maßstäben geprüft. Dies führte dazu, dass weniger Kredite beziehungsweise Darlehen bewilligt wurden. Hinsichtlich der Prognose der Gehaltsentwicklungen wurde die Wahrscheinlichkeit geprüft, ob der Verbraucher im höheren Alter den Kredit oder das Darlehen noch bedienen kann. Zuzüglich der finanziellen Entwicklung wurde die Wahrscheinlichkeit geprüft, ob möglicherweise eine Scheidung, Familienzuwachs oder eine Krankheit ein Risiko darstellen könnten. Dies waren Kriterien, bei denen den Verbrauchern eine Kreditzusage verwehrt blieb. Wurde ein Darlehen trotz möglicher (wahrscheinlicher) Risiken gewährt, mussten Verbraucher hohe Tilgungsraten akzeptieren. Sinn der hohen Tilgungsraten war, den Kredit innerhalb der Gesamtlaufzeit, spätestens aber vor Rentenbeginn bedient zu haben. Somit entstand für Verbraucher ein ungewolltes unkalkulierbares Risiko. Diese Handlungsweise und Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinien war der Grund dafür, dass die Kreditvergabe je nach Bank bis auf 25 % der üblich genehmigten Kreditanfragen zurückging.
Kredite in Fremdwährungen
In früheren Handlungsweisen wurden Kreditanfragen, die allerdings in Fremdwährungen benötigt wurden, generell abgelehnt. Die Begründung der Ablehnungen bestand in dem Umstand, dass Banken ein Risiko in dem Wechselkurs sahen. Über die Richtlinie hatten Banken den Anlass gesehen, diese Kredite in Fremdwährung speziell abzusichern, in dem Verbraucher neben der Kreditabsicherung eine zusätzliche Versicherung akzeptieren mussten, da sonst die Kreditvergabe abgelehnt worden wäre. Diese Versicherungen wurden in Verbindung mit den Krediten verkauft.
Änderung der Wohnimmobilienkreditrichtlinien und ihre Auswirkungen
Die Änderung der Wohnimmobilienkreditrichtlinien hatte eine große Bedeutung hinsichtlich des Rentenalters. Aufgrund der Richtlinie muss während der Gesamtlaufzeit sichergestellt sein, dass das Einkommen auch in Bezug auf die Rente ausreicht, um den Kredit zu bedienen. Es zählt nicht mehr der Umstand, dass Banken von ihrem Grundpfandrecht Gebrauch machen und im Zweifelsfall auch im Rentenalter eine Zwangsvollstreckung vorantreiben können. Wenn sichergestellt werden kann, dass die Einkünfte auch im Rentenalter ausreichen, um den Kredit weiter bedienen zu können, dürfen Bank dem Verbraucher den Kredit nicht mehr versagen. Dennoch sollte eine Möglichkeit vorhanden sein, den Kredit oder das Darlehen wenigstens einmal wandeln zu können. Dies bedeutet, dass Kreditnehmer die Möglichkeit erhalten muss, die Tilgungsraten an seinen Renteneinkünften anpassen zu können. Je nach Rentenanpassung erhalten Rentner bis zu 75 Prozent des letzten Bruttogehaltes. Bei der Wandlung der Tilgungsraten können diese unter Umständen bis zu 25 Prozent an die Rentenhöhe angepasst werden.
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