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Was ist ein Investitionskredit?
Ein Investitionskredit wird vor allem von Unternehmen für die Finanzierung und Investition von Anlagegütern, beispielsweise Bürogebäuden, Fertigungshallen, Fuhrpark oder Maschinen, in Anspruch genommen. Damit die Finanzierung der Projekte bzw. Anlagegüter gesichert ist, werden in der Regel Kredite mit hohen Summen und langen Laufzeiten vergeben. In diesem Fall spricht man dann von Darlehen. Die Laufzeiten werden dem ordentlichen Nutzungszeitraum des finanzierten Gutes angepasst.
Die Darlehenssumme wird sofort nach der Bewilligung an den Schuldner ausbezahlt und muss dann ab einem vertraglich festgelegten Termin an den Gläubiger in Raten zurückbezahlt werden. Der Vorteil eines Investitionskredites liegt bei der relativ hohen Sicherheit- für den Darlehensgeber–das Geld wurde in ein Gut investiert und kann vom Gläubiger als Sicherheit verwendet werden-und deshalb auch bei einer geringeren Verzinsung für den Darlehensnehmer. Ebenfalls kann das Unternehmen mit den gleichmäßigen Tilgungsraten besser kalkulieren.
Unternehmen sind stets darauf bedacht, ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Oftmals ist eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nur mit großen Investitionen möglich. Maschinen müssen angeschafft oder Materialien bereitgestellt werden. Da die wenigsten Unternehmen solche Maßnahmen vollständig aus dem laufendem Geschäft begleichen können gibt es den Investitionskredit. Der Investitionskredit ermöglicht es Unternehmen, die wachsen und investieren möchten an die benötigten Finanzierungsmittel zu gelangen. Der Investitionskredit wird hierbei dem Fremdkapital zugerechnet und das Unternehmen muss nicht auf das Eigenkapital zurückgreifen.
Der Investitionskredit
In Abgrenzung zum Betriebsmittelkredit ist der Investitionskredit nicht dafür vorgesehen, dass laufende Geschäft zu erhalten, sondern Investitionen zu tätigen um die zukünftige Marktfähigkeit zu steigern. Beim Betriebsmittelkredit hingegen wird einem Unternehmen die Liquidität zugesichert, damit diese ihre laufende Geschäfte finanzieren kann. Ohne finanzielle Mittel für den laufenden Betrieb droht eine schnelle Zahlungsunfähigkeit und Einstellung der unternehmerischen Tätigkeit. Der Investitionskredit zielt hingegen nicht auf die kurzfristige Finanzierung des Unternehmens ab, sondern soll durch Investitionen in Maschinen oder anderen zukunftsträchtigen Perspektiven die langfristige Geschäftsfähigkeit gewährleisten.
Die Unterscheidung der Investitions- und Betriebsmittelkredite zeigt sich zudem in der Laufzeit der Kredite. Während Betriebsmittelkredite äußerst kurze Laufzeiten haben können im Rahmen von weniger als einem Jahr, sind Investitionskredite langfristiger ausgelegt. Sie haben typischerweise Laufzeiten von länger als einem Jahr und können teilweise bis zu 15 Jahre laufen. Die Laufzeit ist dabei abhängig von der Nutzungsdauer der finanzierten Vermögensgegenständen.
Arten der Investitionen
Investitionskredite können viele Ursachen haben. Als typische Investition zählt hierbei die Anschaffung von neuen Maschinen. Mit Hilfe dieser Maschinen soll eine langfristige Wirtschaftsfähigkeit eines Unternehmens sichergestellt werden. Aber nicht nur Neu-Investitionen, auch Ersatzinvestitionen in den laufenden Maschinenpark können durch einen Investitionskredit finanziert werden. Diese Ersatzinvestition kann notwendig werden, wenn die aktuellen Maschinen eine zu starke Abnutzung aufzeigen und die gewünschte Qualität nicht mehr erreicht wird.
Teilweise fallen die Ersatzinvestition und die Modernisierung des Maschinenparks zusammen. Da die meisten Maschinen eine längere Laufzeit als 10 Jahre aufweisen, wird der Ersatz für abgenutzte Maschinen nicht durch das gleiche Modell ersetzt, sondern auf modernere Modelle zurückgegriffen.
Nicht nur die Investition in neue zukunftsträchtige Investitionen kann Unternehmen dazu anregen ein Investitionskredit aufzunehmen. Auch die zahlenmäßige Ausweitung der Produktionskapazität kann durch einen Kredit finanziert werden. Mit der Erhöhung der Produktionskapazitäten ist das Risiko verbunden, dass der Absatz der Güter nicht mehr gewährleistet werden kann. Durch eine höhere Kapitalbindung ist das Unternehmen auch weniger flexibel seine Produktion anzupassen. Vorteilhaft ist allerdings, dass die Unternehmenserlöse sich steigern können und die Kostenstruktur positiv beeinflusst wird. Bei der Ausweitung der Produktion kommen Skaleneffekte zum Tragen nach denen sich die Fixkosten eines Unternehmens auf die Kosten jedes Stückes niederschlagen. Wird die Gesamtproduktion nun erhöht, so sinken die umzulegenen Fixkosten pro Produktionseinheit. Zur Erweiterung der Geschäftskapazitäten können auch Investitionen in die Finanzierung von Bebauung von Grundstücken zählen.
Der Investitionskredit ist allerdings nicht nur in Verbindung mit materiellen Vermögensgenständen interessant. Auch bei immateriellen Gegenständen kann der Investitionskredit genutzt werden. Zum Beispiel für den Kauf eines Patentes, der Sicherung von Lizenzen, bei der Beteiligung an einem anderen Unternehmen, oder auch bei der Unternehmensübernahme.
Gesetzlich definiert ist der Investitionskredit beispielsweise in Rheinland-Pfalz im § 103 Abs. 1 GemO. Hiernach dürfen Investitionskredite nur für Investitionen und Investitionsförderungsmaßnahmen und zur Umschuldung von Investitionskrediten aufgenommen werden. Dieses Gesetz ist in ähnlicher Form in den meisten Bundesländern formuliert.
Kreditbedingungen
An die Aufnahme eines Investitionskredites sind neben dem Zweck auch noch andere Bedingungen geknüpft. In der Regel greifen hier die gleichen Bedingungen wie bei allen sonstigen Kreditgeschäften. Das Eigenkapital eines Unternehmens sollte zwischen 10 und 25 Prozent der Investitionssumme betragen. Dies hat den Hintergrund, dass das Eigenkapital als Sicherheit gegen den Zahlungsausfall gesehen werden kann. Je höher das Eigenkapital, desto geringer ist zudem das Risiko dass es zu einem Zahlungsausfall kommt. Generell gilt der Grundsatz, dass das Anlagevermögen komplett vom Eigenkapital gedeckt werden sollte. Andernfalls könnte der Fall eintreten, dass Maschinen als Sicherheit dienen und dem laufendem Betrieb entzogen werden. Das hat natürlich große Auswirkungen auf die wirtschaftliche Fähigkeit, weshalb empfohlen wird, dass der Deckungsgrad I immer einen Wert größer oder gleich 1 hat.
Bei Investitionskrediten ist die Absicherung allerdings auch schon in der Anschaffung des materiellen Vermögensgegenstandes gegeben. Die Gegenstände dienen hierbei als Sicherheit sollte es zu Zahlungsausfällen kommen. In diesem Fall wird auch von der Sicherungsübereignung gesprochen. Hierbei werden Investitionsgüter dem Unternehmen übergeben, damit diese sie für die betrieblichen Zwecke einsetzen kann. Das Unternehmen wird also Besitzer der Sachen. Eigentümer bleibt jedoch der Gläubiger des Investitionskredites. Es wird hier ebenfalls von einem Besitzkonstitut gesprochen. Oftmals ist zudem direkt vereinbart, dass beim Eintritt eines Zahlungsausfalls der zur Nutzung überlassene Gegenstand wieder rückübertragen werden muss. In Einzelfällen kann selbst bei Begleichung der Schuld vereinbart werden, dass der Gegenstand wieder an den eigentlichen Eigentümer zurückgeführt wird. Dies kann der Fall sein, wenn eine Maschine nur für einen begrenzten Zeitraum benötigt wurde, zum Beispiel wenn Produktionskapazitäten für einen speziellen Auftrag ausgeweitet werden mussten.
Förderung des Investitionskredites
Investitionskredite können vom Staat oder anderen Institutionen gefördert werden. Bedeutend ist hierbei vor allem die Kreditanstalt für Wiederaufbau eines der Länder oder eine Förderbank. Diese haben das Ziel, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Regionen zu fördern. Die Investitionkredite umfassen dabei ein breites finanzielles Spektrum. Geringe Kredite beginnen bereits bei einem Investitionsvolumen von 5.000 Euro und sind dabei keine Grenzen durch den Gesetzgeber gesteckt.
Alle Investitionsgüter unterliegen auch den Abschreibungsfristen. Diese sind vom Bundesfinanzministerium festgelegt. An diesen Abschreibungsfristen orientiert sich oftmals die Laufzeit des Kredites. Je länger die Kreditlaufzeit ist, desto höher sind auch die Zinskosten die aus der Aufnahme des Kredites entstehen. Wird ein Investitionsgut nur für eine kurze Zeit benötigt, so sind die Tilgungen im Regelfall höher und die Zinsbelastung sinkt.
Staatlich geförderte Investitionsfinanzierung
Gerade für junge Unternehmen ist die staatlich geförderte Investitionsfinanzierung interessant. So können junge Unternehmen, die selber noch auf wenige finanzielle Mittel zurückgreifen können, ein Darlehen günstig erhalten. Voraussetzung ist hierbei neben den Investitionskriterien auch die Absicherung durch einen Bürgen. Besondere Modelle sehen zum Beispiel Subventionen für die Zinskosten vor oder auch eine Tilgungsfreistellung im ersten Jahr.
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