Als Jahresüberschuss wird im Allgemeinen der gesamte Gewinn eines Unternehmens nach Abschluss eines einjährigen Analysezeitraumes genannt. Gebildet wird der Jahresüberschuss aus der Differenz der finanziellen Belastungen von der jährlichen Summe der Geschäftstätigkeit. Laut Handelsgesetzbuch ist jeder Kaufmann dazu verpflichtet, diese Gewinn-Verlust-Rechnung durchzugehen. Nicht zu verwechseln mit dem Ertrag, sind beim Überschuss bereits alle im Vorfeld abgezogenen unternehmerischen Verbindlichkeiten abgerechnet – der Betrag stellt letztlich den reinen Gewinn dar. Ein einfacher Überblick kann mittels Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben erzielt werden – fällt dieser Vergleich positiv aus, herrscht ein Überschuss vor.
Inhalt
Berechnung des Jahresüberschusses
Als Einnahmen werden hierbei alle an sämtliche Auftraggeber des Unternehmens in Rechnung gestellten Leistungen betrachtet. Sie müssen kassenwirksam per Überweisung auf das Unternehmenskonto beglichen worden sein. Stehen noch einige Rechnungen offen – ob mit Mahnung oder regulär – sind diese in der Analyse als Forderungen notiert. Sie fließen jedoch nicht in die Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ein und gehören demzufolge noch nicht zum Jahresüberschuss. Für die Ausgaben werden alle abgegangenen Kosten aufgewiesen. Diese können sich in finanzielle Aufwendungen für Arbeitsmittel, Immobilien und Fuhrpark, Personal und ebenfalls beglichene Rechnungen an eigene Kommunikations- und Kooperationspartner unterteilen. Auch auf der Seite der Ausgaben muss eine kassenwirksame Buchhaltung existieren. Eine beispielhafte Auflistung möglicher Einflussfaktoren verdeutlicht die Zusammenstellung eines möglichen Jahresüberschusses:
Umsatzerlöse
+/- Erhöhung/ Minderung fertiger/unfertiger Erzeugnisse im Bestand
+ Betriebliche Erträge
– Materialaufwand (Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffe sowie Leistungen)
– Personalaufwand (Löhne, Sozialabgaben)
– Abschreibungen (Vermögensgegenstände im Umlauf- und Anlagevermögen)
– Betriebliche Aufwendungen
= Betriebsergebnis
+ Erträge an Beteiligungen
+ Erträge aus Wertpapieren (Finanzanlagevermögen)
+ Zinsen
– Finanzabschreibungen
= Ergebnis Geschäftstätigkeit
+ Außerordentliche Erträge
– Außerordentliche Aufwendungen
= Außerordentliches Ergebnis
– Einkommenssteuer
– Ertragssteuer
– Sonstige Steuern
= Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag
Hinweis: Kassenwirksam bedeutet, dass für jede Aufwendung ein dazugehöriger, eindeutiger Beleg mit entsprechender Charakteristik aus Belegnummer, Rechnungsnummer, Kontoverbindung etc. vorhanden ist. Dies muss nicht per Überweisung erfolgen, auch die Begleichung mittels nachvollziehbarer Barauszahlung aus der Firmenkasse ist gestattet.
Mit dem Jahresüberschuss planen
In der wirtschaftlichen Planung ist das Wissen um verfügbare Mittel, bedingte Verbindlichkeiten und benötigte Finanzierungen unerlässlich. Speziell weil in der Definition eines Unternehmens neben der Wirtschaftlichkeit auch die eigene Expansion und Gewinnsteigerung als Kriterien festgelegt sind, dient der Jahresüberschuss als aussagekräftige Instanz der Wirtschaftlichkeit. Und auch für die Kursbeibehaltung oder eine mögliche Neuausrichtung des Unternehmens kann diese Summe entscheidend sein. Es gibt mehrere Wege, um den Jahresüberschuss für ein Unternehmen zu nutzen:
- Verbleib im Unternehmen
- Teilweise Ausschüttung an die Aktionäre / Gesellschafter
- Selbstfinanzierung (Thesaurierungspolitik mittels niedriger Dividende durch Anteile an offenen Rücklagen)
- Kapitalrückstellung für Investitionen und Expansion
- Eventuell Fusionen oder Aufkäufe anderer Unternehmen
Hinweis: In einer Aktiengesellschaft (AG) entscheiden die Mitglieder der Jahreshauptversammlung, was mit dem Jahresüberschuss geschehen soll. Hierbei kann über Auszahlungen sowie die Rückstellung eines Vortrages für die nächste Abrechnungsperiode entschieden werden.
Mit dieser Übersicht über den erwirtschafteten Finanzstatus lassen sich folgend ebenso Entscheidungen hinsichtlich der optimalen Bildung einer Rücklage treffen – schließlich muss damit gerechnet werden, dass nicht vorhersehbare Augenblicke finanzieller Not existieren könnten. In der Regel werden diese Rücklagen jedoch in die Modernisierung des Unternehmens gesteckt, um die flüssigen Gelder / Konten nicht mit zusätzlichen Kosten zu belasten.
Hinweis: Beschlossene Rücklagen fließen nicht in den Jahresüberschuss mit ein.
Jahresfehlbetrag (Negativer Jahresüberschuss)
In einigen Situationen fällt dieser Vergleich der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung durchaus negativ aus. Dies wird rein wirtschaftstheoretisch als Verlust bezeichnet. In der Praxis kann dies tatsächlich durch Fehlplanungen oder einen schlechten Vertriebsweg, durch fehlgeleitetes Management oder zu aufwendige Infrastrukturen verursacht worden sein. Bei einigen Betrieben wird dies jedoch eher durch Belastungen aufgrund von Firmenausbau, Fuhrparkeinbindung und weiteren strukturellen Veränderungen hervorgerufen. Für diese Fälle gibt der Jahresüberschuss keine verbindliche Auskunft über den Wert des Produktes / der Dienstleistung, keine direkte Information zum Vertrieb und Verkauf sowie ebenfalls keine Angabe zum finanziellen Erfolg des Unternehmens. So gilt es folgend den Blick auf die einzelnen Konten und Finanzwege zu richten, um wertvolle Erkenntnisse aus der Jahresrechnung zu erhalten. In den Folgejahren werden diese Ausgaben mehr oder weniger schnell amortisiert. Dann profitiert die Firma in zahlreichen Fällen außerordentlich von den Investitionen in Neuerungen und wird zukünftig wieder einen klar ersichtlichen positiven Jahresüberschuss erzielen. Ein Jahresfehlbetrag kann durch vorangegangene Jahresüberschüsse abgedeckt werden. Ebenfalls fungieren Rücklagen als Ausgleichsinstanz oder sogar zur Erschaffung eines Bilanzgewinns. Zudem stehen auch Verkäufe von Vermögensgegenständen zur Bereinigung des Saldos parat.
Erkenntnisse aus dem Jahresüberschuss
Der Jahresüberschuss kann eine direkte Antwort auf die Erfolgsgarantie eines Unternehmens liefern. Die Endsumme gibt unter Umständen eine direkte Information über die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens innerhalb des einen Abrechnungszeitraumes. Des Weiteren offenbart der Überschuss als „nackte Zahl“ immer eine Vergleichsoption zu den vorangegangenen Jahren. So kann fast schon in einem Überblick eine zu erwartende Tendenz über eine Periode absehbar sein – genaue Analysen einzelner Segmente, Konten, Sektoren und Strategiefenster sind für eine Unternehmensorientierung dennoch unerlässlich.
Tipp: In manchen Jahren wird diese Rechnung mittels spezieller, einmaliger Kosten, Steuerbelegungen oder Verbindlichkeiten belangt. So führen diese Belastungen durchaus auch zu Verfälschungen der Summe.
Da einschneidende Investitionen und finanzielle Belastungen nicht als die Regel betrachtet werden, gibt der Jahresüberschuss die schnelle Aussage über eine Verbesserung oder Verschlechterung des Jahresergebnisses. Ansonsten ermöglichen die formalen Vorgaben einer Jahresergebnisrechnung die Einsicht in die Gründe der Veränderung.
Einflussfaktor bei Finanzgeschäften
Bei einem Verbleib des Jahresüberschusses beziehungsweise eines gewissen Anteils dieser Summe, wird automatisch das Betriebsvermögen erhöht. Auch die Liquidität des Firmenkontos wird somit auf ein besseres Niveau gehoben. In Finanzgesprächen mit Banken kann dies zu spürbaren Ersparnissen führen, da einige Konditionen von diesem Betrag abhängig gemacht werden. Di Summe kann beispielsweise für folgende Ansprüche Verwendung finden:
- Vorzeitige Ablösung eines Unternehmenskredites
- Außerordentliche Tilgungszahlung eines Firmendarlehens
- Sparanlage mit Zinsertrag (Festgeld- oder Tagesgeldkonto)
- Ablösung eines Dispo-Kredites
Hinweis: Die Hausbank wird bei eventuell anfallenden Krediten dank hohem Jahresüberschuss bessere Konditionen bieten und eine geringere Sicherheit verlangen – dadurch sinkt die tatsächliche finanzielle Investition bei bevorstehenden Anlagen, Zinsen sind zudem eher niedrig angelegt.
Es bietet sich zudem eine vorzeitige Investition in das Umlauf- beziehungsweise Anlagevermögen eines Betriebes an.
Hinweis: Es ist üblich, dass der Jahresüberschuss in den ersten fünf Jahren einer Unternehmensexistenz im Betrieb verbleibt. Hierbei dient er zur Erhöhung des Eigenkapitals und der damit verbundenen Reduzierung der Fremdfinanzierung – es empfiehlt sich der schnellstmögliche Abbau an Schulden bei Kreditinstituten. Ein weiterer Pluspunkt ergibt sich durch die damit gewonnene bessere Bonität der Firma. Für zukünftige Finanzgeschäfte mit der Bank locken nun weitaus budgetfreundlichere Konditionen.
Unternehmensbesteuerung nach Jahresüberschuss
Da der Jahresüberschuss eine sehr übersichtliche Aussage über den Geschäftsverlauf eines Unternehmens offenbart, erhält das Finanzamt mit diesem Betrag eine geeignete Referenz für seine Kalkulation und die bevorstehende Besteuerung. Nach der Höhe des Jahresüberschusses werden folgende Anteile berechnet:
- Einkommenssteuer
- Ertragssteuer
- Kirchensteuer
- Solidaritätszuschlag
Der Jahresüberschuss fungiert somit als Kennziffer zur Einstufung der jeweiligen Steuerbelastung für die Unternehmen. Eine Vorauszahlung für die nächste Periode an das Finanzamt ist daher an diesen Betrag gebunden.
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