Table of Contents
Kapitalbedarfsplanung richtig eingesetzt
Kapitalbedarfsplanung dient im eigentlichen Sinne genau dem, was der Begriff bedeutet: der Planung des Kapitalbedarfs. Dennoch offenbart ein Blick hinter die Vorgänge, die für eine funktionierende Kapitalbedarfsplanung notwendig sind, viele Details, die es dabei zu bedenken gilt.
Inhalt
Was ist Kapitalbedarfsplanung und wie ist sie entstanden?
Bei jedem Vorhaben, das sich in der Planung befindet, gibt es einen wesentlichen Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg der Unternehmung entscheidet: das Kapital. Nur Projekte, die bis zum Schluss durchfinanziert sind, können erfolgreich sein. Dabei ist es nicht grundsätzlich notwendig, dass die Kapitaldecke aus eigenen Mitteln stammt – eine erfolgreiche Kapitalbedarfsplanung kann jederzeit auch fremdes Kapital in die Planung mit einbeziehen. In der Tat werden nur die wenigsten Unternehmungen ohne fremdes Kapital finanziert.
Das Prinzip der Kapitalbedarfsplanung ist indes simpel: Für jede in der Zukunft liegende Periode – das ist ein beliebig langer Zeitabschnitt, z.B. Tag, Monat oder Jahr – wird ermittelt, welche Kosten voraussichtlich entstehen werden, welche Einnahmen zu erwarten sind, und welches die Differenz aus diesen beiden Werten ist. Im Evangelium nach Lukas ist die erste geschichtlich überlieferte Anweisung zur Kapitalbedarfsplanung nachzulesen. Dort steht in Kapitel 14, Verse 28 bis 30:
„Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er’s habe, hinauszuführen? auf dass nicht, wo er Grund gelegt hat und kann’s nicht hinausführen, alle, die es sehen, fangen an, sein zu spotten, und sagen: Dieser Mensch hob an zu bauen, und kann’s nicht hinausführen.“
Wir sprechen also keineswegs über eine moderne Entwicklung. In heutiger Zeit wird die sowohl Kapitalbedarfsplanung bei großen Projekten innerhalb eines Unternehmens wichtig, wie zum Beispiel bei Bauvorhaben – als auch bei der Neugründung einer Firma.
Wie funktioniert Kapitalbedarfsplanung?
Für eine effektive Kapitalbedarfsplanung werden als erstes die einmaligen Investitionen aufgelistet. Hierunter fallen Bauinvestitionen, Betriebs- und Geschäftsausstattung wie Büroeinrichtung, Maschinen, Computer und Software. Wo der Geschäftsbetrieb dies erfordert, werden Fahrzeuge und Transportmittel mit in die Planung aufgenommen. Auch sollte eine Reserve für Folgeinvestitionen Teil der Anfangsinvestitionen sein. Schließlich kann auch die Bestückung eines ersten Waren- und Materiallagers dazu gehören, so dies Teil des Geschäftsmodelles ist.
Die Anfangsinvestitionen enthalten auch die Kautionen, Gebühren beziehungsweise Provisionen für Dienstleister und Berater:
Schließlich gehören zu den Anfangsinvestitionen auch die Anschaffungskosten für Büroerstausstattung wie Büromaterial, Briefpapier und Visitenkarten, ferner Werbematerialien, die Internet-Präsenz, Anzeigen und auch Veranstaltungen in der Art einer Eröffnungsfeier.
Vorausschauende Planer ermitteln zusätzlich eine Liquiditätsreserve für unvorhergesehene Ausgaben, sowie die Kosten für Bürgschaften oder Garantien.
Dem werden die zur Verfügung stehenden Mittel entgegengehalten: Eigenmittel wie Sachwerte und Eigenleistungen, Förderdarlehen, Gründerdarlehen, Hausbankdarlehen, Kontokorrentkredit der Hausbank, Private Darlehen und sonstige Finanzierungsmittel, zum Beispiel von Freunden und Verwandten.
Die laufenden Kosten müssen ebenfalls in der Höhe ermittelt werden: Personalkosten (nur Mitarbeiter), Miete, Mietnebenkosten, Leasinggebühren, Fahrzeugkosten, Werbungs- und Vertriebskosten, Reisekosten und Investitionen. Kosten für Reparatur und Instandhaltung, Versicherungen, Gebühren und Beiträge, Telekommunikation und schließlich Finanzkosten wie Tilgung und Zinsen, müssen ebenso finanziert sein, wie Geringwertige Wirtschaftsgüter und sonstige Betriebsmittel.
Steuern und Abgaben bilden die letzte Gruppe der laufenden Kosten, die mit Sicherheit auf jedes Projekt beziehungsweise auf jede Unternehmensneugründung zukommen werden.
Auf der Haben-Seite werden die zu erwartenden Einnahmen aufgelistet. Damit können Einnahmen aus dem Geschäftsbetrieb genauso gemeint sein, wie Mieteinnahmen oder Kapitalgewinne. Auf diese Weise entsteht eine detaillierte Auflistung aller Ausgaben und aller Einnahmen für die kommende Zeit.
Sowohl bei Neugründungen von Unternehmen, als auch bei großen Projekten innerhalb eines bestehenden Unternehmens, darf davon ausgegangen werden, dass in der Anfangszeit eine sogenannte Unterdeckung entstehen wird. Dies bedeutet, dass die Kosten über den Einnahmen liegen. Dadurch entsteht eine Unterdeckung, und hierdurch ein Kapitalbedarf in exakt der Höhe dieser Unterdeckung.
Die Unterdeckung als Kurve
Da sich diese Unterdeckung in den Folgeperioden wiederholen kann, werden die jeweiligen Fehlbeträge addiert. Wird diese Summe der Fehlbeträge in Form einer Kurve angezeigt, wird diese mit jeder Periode weiter ins Minus wandern, bis zu dem Punkt, an dem erstmals innerhalb einer Periode die Höhe der Einnahmen über den Ausgaben liegt. Ist dies der Fall, dann bewegt sich die Unterdeckungskurve wieder aufwärts.
Der Kapitalbedarf kann an dieser Kurve demzufolge an derjenigen Stelle abgelesen werden, an welcher der Tiefpunkt der Kurve liegt. Es kann also entweder dieser Tiefpunkt als Kapitalbedarf des ganzen Projektes gesehen werden, oder das benötigte Kapital auf verschiedene Zeitabschnitte aufgeteilt werden.
Planung mittels Tabellenkalkulation
Für die Veranschaulichung der Thematik ist eine Tabellenkalkulations-Software bestens geeignet. Dadurch werden alle Berechnungen – Summen, Aufrechnungen und Anteilsrechnungen – sofort durchgeführt, und können durch Graphen anschaulich gemacht werden. Dies ist insbesondere hilfreich bei der Verteilung des benötigten Kapitals auf die Dauer des Projektes. Wird das gesamte Kapital – der Tiefpunkt der Unterdeckungskurve – zu Beginn des Projektes zur Verfügung gestellt, entstehen dadurch höhere Finanzkosten, als wenn das Kapital in mehrere Tranchen aufgeteilt, und zu bestimmten Zeitpunkten ausgeschüttet wird, wenn es nötig ist.
Fazit
Keine Unternehmung kommt ohne Kapitalbedarfsplanung aus. Wird jedoch eine durchdachte Kapitalbedarfsplanung angesetzt, kann schon früh der Erfolg der Unternehmung sichergestellt werden.
« Zurück zum Wiki Index