Bei dem Kapitalmarktzins handelt es sich um den Zins für einen langfristigen Kredit. Aber es kann sich auch um einen Zins für langfristige Wertpapiere handelt. Gemessen wird der Kapitalmarktzins meist an den Umlaufrenditen von festverzinslichen Wertpapieren. Er hängt immer von Angebot und Nachfrage ab. Die Obergrenze des Kapitalmarktzins wird durch die Investoren und deren zu erwarteten Rendite bestimmt. Um den Kapitalmarktzins zu berechnen, werden bei den Ländern die Rendite von zehnjährigen Staatsanleihen als Grundlage verwendet. Sie dienen als Bestimmungsgröße.
Inhalt
Die unterschiedlichen Kapitalmarktzinsen
Auf den heutigen Märkten gibt es nicht nur einen Zinssatz, sondern sehr viele verschiedene. Das liegt an der Laufzeit des Kredit, der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers und natürlich an dem Markt an sich. Somit gibt es im Grunde nicht nur einen Kapitalmarktzins, sondern viele verschiedene Marktzinssätze. Je nach Einzelfall können sie von unterschiedlicher Relevanz sein. Die einzelnen Kapitalmarktzinsen werden miteinander verglichen und dazu bietet sich die Zinskurve an. Die Zinskurve ist auch unter dem Begriff der Zinsstruktur bekannt. Bei der Zinskurve handelt es sich um eine grafische Darstellung der Zinsstruktur. Das Verhältnis zwischen den einzelnen laufzeitabhängigen Zinssätzen ist in der Darstellung zu finden. Der Bezug zwischen der Laufzeit und dem Zinssatz eines Kredits wird mit ihr dargestellt. Die Marktteilnehmer können mit der Zinskurve eine gute Entwicklung feststellen. Die Notenbanken nutzen die Zinskurve, um die wirtschaftliche Situation und die finanzpolitischen Maßnahmen zu bewerten und versuchen einen Einfluss auf die Kurve zu nehmen.
Im Grunde wird zwischen verschiedenen Zinskurven unterschieden, der normalen, der inversen und der flachen. Bei der normalen Kurve ist ein Einstieg zu erkennen und bei einer normalen wirtschaftlichen Lage werden auch höhere Zinsen für die langfristigen Anleihen erwartet. Die kur- und mittelfristigen Papiere sind dagegen eher mit schlechteren Zinsen bestückt. Im Grunde sind die Aussichten bei der normalen Kurve sehr positiv zu sehen und die Zinsen werden über einen längeren Zeitraum ansteigen. Bei einer inversen Kurse wird auf eine nahende Rezession hingedeutet. Sie wird auch als negative Zinskurve bezeichnet. Die wirtschaftliche Entwicklung der Marktteilnehmer ist schuld an der Entwicklung der Zinskurve. Eine inverse Entwicklung bedeutet, dass die Zinsen in baldiger Zukunft fallen werden. Die flache Zinskurse besagt, dass die Zinsen über einen betrachteten Zeitraum gleich bleiben. Es kann zwar mittelfristig zu einem kleinen Anstieg oder einem Abstieg kommen, aber in der Regel bleibt die Kurve konstant.
Die Kapitalmarktzinsen in der Investitionsrechnung
In der Investitionsrechnung können die Kapitalmarktzinsen in Bezug auf den Kapitalwert miteinander verglichen werden. Allerdings muss der Zeitwert des Geldes mitbedacht werden, denn die geplanten Ein- und Auszahlungen können zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen und das Geld könnte unterschiedliche Werte aufweisen. Alle Ein- und Auszahlungen werden dafür auf einen gemeinsamen Zeitpunkt festgelegt und dann abgezinst. Damit das einfach funktioniert muss ein konstanter Kapitalmarktzins unterstellt, der über die gesamte Laufzeit genommen wird. Zudem wird ein vollkommener Kapitalmarkt genommen, bei dem die Soll- und Habenzinsen auf einem gleichen Niveau sind. Es gibt auch eine weiterführende Variante, bei denen die Steuern ebenfalls berücksichtigt werden.
Die Festlegung einer sogenannten Risikoprämie
Die Kapitalmarktzinshöhe orientiert sich immer nach der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers beziehungsweise des Schuldners. Ein Kreditgeber geht ein deutlich höheres Risiko ein, wenn er einem Kreditnehmer einen Kredit gewährt, der eine schlechte Bonität hat. Das Ausfallrisiko kann entsprechend hoch sein und somit muss das höhere Risiko auch mit in die Bilanz aufgenommen werden. Hierbei handelt es sich um das Kreditausfallrisiko, das bei jedem Kredit anfallen kann. Das Kreditausfallrisiko wird mit einer Risikoprämie auf den ursprünglichen Zins aufgelegt und muss vom Kreditnehmer bezahlt werden.
Seit einigen Jahren sind die Kapitalmarktzinsen sehr gering, der Grund dafür ist wie Finanzkrise, die im Jahr 2009 stattgefunden hat. In Folge dessen sind die Zinsen ins Bodenlose gefallen und das ist bis heute auch so geblieben. Grundsätzlich können Kreditnehmer zurzeit einen Kredit zu immens günstigen Zinsen bekommen. Grundvoraussetzung ist allerdings eine gute Bonität. Die Bonität wird von den Auskunfteien eingeholt, die Informationen zu jedem Unternehmen und jedem Verbraucher sammeln. Informationen wie Ratenverträge, Kreditanfragen, Kontowechsel oder Handyverträge sind vorhanden, aber auch Informationen rund um die aktuelle finanzielle Situation, ob Schulden vorhanden sein oder ob Zahlungen offen sind, die der Auskunftei gemeldet wurden. Anhand dieser Informationen wird ein Score erstellt, der als Bonitätsscore bekannt ist und über die finanzielle Lage eine Voraussage trifft. Ein guter Bonitätsscore beginnt bei 98% und besagt, dass der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen regelmäßig nachkommt. Somit ist das Zahlungsausfallrisiko deutlich geringer als bei einer Bonität von 92%. Anhand dieses Bonitätsscores und den Informationen, die der Kreditgeber von dem Unterlagen des Kreditnehmers nutzen kann, wird entschieden, ob eine Risikoprämie bedacht werden muss.
Im Grunde muss ein Kreditnehmer, der eine schlechte Bonität aufweist, einen deutlichen höheren Kapitalmarktzins zahlen als ein Kreditnehmer, dessen Bonität ausgezeichnet ist. Es kommen allerdings auch noch andere Voraussetzungen dazu, wie ein geregeltes Einkommen, Sicherheiten oder Bürgschaften. Alle diese Informationen können den Kapitalmarktzins immens beeinflussen.
Die Beeinflussung des Kapitalmarktzinses
Für einen Kredit sind Grundvoraussetzungen notwendig, damit der Kreditgeber auch sicher sein kann, dass er sein geliehenes Kapital wiederbekommt. Neben dem Einkommen, das aus einer nichtselbstständigen Arbeit mit Festvertrag und außerhalb der Probezeit liegen muss, sind Sicherheiten eine Möglichkeit, um einen niedrigen Kapitalmarktzins zu erhalten. Sicherheiten können in verschiedenen Formen genommen werden von den Immobilien und Grundstücken bis hin zu Fahrzeugen oder anderen Wertgegenständen. Die besten Sicherheiten sind Grundstücke und Immobilien. Sie werden von allen Kreditgebern gern als Sicherheiten genommen, denn gerade Grundstücke verlieren kaum an Wert, auch nicht bei einer langen Laufzeit. Bei Immobilien sieht es ein wenig anders aus, denn hier kann es zu einem immenses Wertverlust kommen, wenn die Immobilien verfallen. Gerade bei einer Baufinanzierung wird die Immobilie aber als Sicherheit genommen, denn bei einem Zahlungsausfall kann sie schnell verkauft werden, wenn der Kreditgeber sich ins Grundbuch eintragen lässt. Besitzt der Kreditnehmer gute Sicherheiten, die für den Kreditgeber interessant sind und der Wert ist ausreichend, dann kann der Kapitalmarktzins entschieden beeinflusst werden. Die positive Beeinflussung des Kapitalmarktzinses kann zu einer geringen Gesamtsumme führen, denn die Zinsen werden auf die Kreditsumme aufgeschlagen und können einen sehr großen Teil ausmachen. Ohne Sicherheiten und einer schlechten Bonität kann der Kapitalmarktzins sehr hoch ausfallen, da der Kreditgeber sich für eventuelle Zahlungsausfälle wappnet.
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