Banken nutzen generell zwei Bücher, wenn es um die Vergabe von Krediten und die Umsätze, etc. geht. Zum Einen gibt es das Handelsbuch, zum Anderen das Kreditbuch. Letzteres ist für Kreditinstitute von besonderer Wichtigkeit. Es übernimmt eine wichtige Rolle und diverse Funktionen, die sowohl aus unternehmerischer als auch aus gesetzlicher Sicht notwendig sind.
Inhalt
Was ist das Kreditbuch?
Das Kreditbuch ist das Buch bei den Banken, welches die Restsumme sowie die Zinsen aller vergebenen Kredite der Bank beinhaltet. Es gibt also genauen Aufschluss darüber, welche Kredite die Bank vergeben hat, welche Summen noch offen sind und wie viele Einnahmen die Bank daher noch erwarten kann. Das Kreditbuch ist daher besonders wichtig wenn es darum geht, die Einnahmen und die vergebenen Kredite zu überwachen.
Das Kreditbuch ist darüber hinaus aber auch aus gesetzlicher Sicht sinnvoll. Es gibt Aufschluss über die Höhe der vergebenen Kredite und damit auch über die notwendigen Rücklagen, die Bank schaffen muss. Dies ist erforderlich, um etwa Zahlungsausfällen, Finanzkrisen, etc. vorbeugen zu können.
Die Funktionsweise des Kreditbuches
Wie oben beschrieben, werden in dem Kreditbuch alle Kredite bzw. deren Restbetrag und die Zinsen notiert. So bekommt die Bank eine gute Bilanz darüber, was an Einnahmen zu erwarten ist. Man könnte nun annehmen, dass viele große Summe daher gut für das Kreditinstitut sind, da sie eine hohe Liquidität vermuten lassen. Diese Annahme ist jedoch nur teilweise richtig. Denn: Wie bereits erwähnt, schreibt der Gesetzgeber vor, dass Banken Rücklagen für den Fall von Krisen und Zahlungsausfällen schaffen. Große Kreditbeträge führen dazu, dass die Bank zwangsläufig auch mehr Rücklagen schaffen muss. Insgesamt kann die Liquidität also durchaus verschlechtert werden. Das kann soweit gehen, dass die Bank unter Umständen sogar gar keine Kredite mehr vergeben kann.
Verkauf und Abschreibung von Krediten
Da viele große Kreditsummen für die Bank mit einem höheren Risiko verbunden sind und zudem dazu führen, dass größere Rücklagen geschaffen werden müssen, ist es üblich die Kredite zu verkaufen. Große Unternehmen oder auch Versicherungsunternehmen sind für gewöhnlich interessierte und beliebte Partner. Der Verkauf eines Kredites führt dazu, dass die Bank diesen abschreiben und aus dem Kreditbuch löschen kann. Es müssen also nicht nur weniger Rücklagen geschaffen werden, sondern es ist so auch möglich, wieder neue Kredite zu vergeben. Insbesondere solche Darlehen, die sich im Zahlungsverzug befinden, sind für die Bank für einen Verkauf interessant, damit sie nicht auf den Kosten oder auf den Ausgaben für die Eintreibung sitzen bleibt.
Kommt es bei der Zahlung eines Kredites über längere Zeit zu Verzögerungen oder gar zu Zahlungsausfällen, dann darf die Bank diese ebenfalls nicht mehr als Einnahmen berechen sondern muss diese – zumindest vorübergehend – abschreiben. Das bedeutet, dass solche Darlehen aus dem Kreditbuch gelöscht werden müssen. Wird das Problem gelöst und die Zahlung fortgesetzt, dann kann das Kreditinstitut das Darlehen natürlich wieder zurück in das Kreditbuch aufnehmen.
Das Kreditbuch – darauf ist zu achten
Für den Kunden bzw. den Verbraucher ist das Kreditbuch in der Regel unerheblich. Er hat zudem ohnehin keinen Einblick in die Bücher der Bank. Für die Kontrollen durch den Gesetzgeber sowie als interne Richtlinie über die Bilanzen hingegen ist das Kreditbuch sehr wichtig und hat einen fast noch höheren Stellenwert als das gleichzeitig geführte Handelsbuch. Jede Bank in der EU ist verpflichtet, ein solches Kreditbuch zu führen. Es handelt sich also nicht nur um eine Maßgabe der Bundesrepublik Deutschland, sondern um eine EU-weite Verordnung.
Der Gesetzgeber wie auch die Bank selbst und auch eventuelle Kontrollgremien können sich anhand des Kreditbuches einen sehr guten Überblick darüber verschaffen, wie viel Geld die Bank verliehen hat, welche Einnahmen sie im Idealfall erwarten kann und wie viele Rücklagen und Sicherheiten sie für einen eventuellen Zahlungsausfall vorhalten muss. Für die Analyse der Liquidität und die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen ist das Kreditbuch also besonders wichtig.
Vor- und Nachteile des Kreditbuches
Das Kreditbuch bietet sowohl der Bank als auch anderen Berechtigten genaue Informationen über die Kredite, Ausgaben und die möglichen Einnahmen. Es macht außerdem die Überprüfung von Rücklagen und Sicherheiten einfacher und gibt einen Überblick darüber, wie viele Kredite die Bank noch vergeben kann, ohne über ihre Sicherheiten hinaus zu gehen. Auf der anderen Seite kann das Kreditbuch jedoch auch starken Schwankungen unterworfen sein. So müssen Banken zum Bespiel einen gewissen Anteil der hier vermerkten Kredite als Sicherheiten vorweisen, es kann aber durchaus auch vorkommen das alle Kredite oder zumindest ein größerer Teil als angenommen ohne Probleme bedient werden. Genauso kann es aber auch passieren, dass die vorgeschriebenen Richtwerte überschritten werden und das es zu einem größeren Zahlungsausfall als geplant kommt. Etwa weil mehrere hohe Kredite gleichzeitig platzen.
Das heutige Kreditbuch
Die ersten Kreditbücher wurden traditionell als Buch geführt, aber in der heutigen Zeit ist die Buchform beinah überholt und kommt eher selten zum Einsatz. Es gibt zwar immer noch Banken, die ein Kreditbuch in Buchform führen, aber die meisten Kreditbücher werden in digitaler Form geführt. Der Vorteil der digitalen Form ist, dass der Zugriff auf die Daten wesentlich schneller möglich ist. Allerdings müssen auch bei der digitalen Form strenge Datenschutzbestimmungen eingehalten werden. In dem Kreditbuch stehen schließlich alle wichtigen Informationen zu allen geschäftlichen Aktivitäten, die eine Bank durchführt. Zudem sind Informationen zu den einzelnen Kunden im Kreditbuch enthalten. Zu den relevanten Daten in dem speziellen Buch gehören nicht nur die Kredithöhe, die Laufzeit und die Verzinsung, sondern auch die Daten des Kunden und die eventuell beliehenen Sicherheiten. Sehr häufig sprechen Banken von einer Aufstockung oder Erhöhung des Kreditbuches. Das bedeutet eigentlich nur, dass die Gesamtsumme des Kredites auf Wunsch des Kunden jederzeit erhöht werden kann. In dem Kreditbuch steht zudem ein Zielwert. Der Zielwert besagt, wie hoch die Kreditsumme des Kunden sein darf und wie viel Potenzial für Kredite noch besteht.
Die Verwaltung des Kreditbuches
Das Kreditbuch wird von dem Back Office betreut. Das Back Office ist der Bereich der Bank, die mit den Interna beschäftigt ist und sich um die Hintergrundarbeiten kümmert. Der Gegensatz dazu ist das Front Office. Das Front Office ist der Bereich, indem die Mitarbeiter der Bank mit den Kunden im persönlichen Kontakt stehen. Der Back Office Bereich kümmert sich nicht um Kundenkontakte und persönliche Gespräche, sondern sorgen dafür, dass beispielsweise das Kreditbuch immer auf dem aktuellste Stand ist und regelmäßig durch neue Angaben erweitert wird. Dabei besitzen die Back Office Mitarbeiter meist ein Büro in den oberen Etagen der Bank und den digitalen Zugriff auf das Kreditbuch. Wichtig ist, dass bei der Bearbeitung des Kreditbuches keine Fremdpersonen Einsicht beziehungsweise Zugriff auf die Informationen bekommen. Das bedeutet, nicht jeder Mitarbeiter bekommt einen Zugang, sondern nur Mitarbeiter, die mit jahrelanger Erfahrung punkten und einen gehobenen Posten im Back Office einnehmen. Sie haben einen ungehinderten Zugang zum Kreditbuch.
Der Begriff Kreditbuch
Der Begriff Kreditbuch stammt ursprünglich aus dem Englischen und ist unter der Bezeichnung Loan Book bekannt. Loan Book wird in der deutschen Sprache nicht verwendet und somit kam der Begriff Kreditbuch zum Einsatz. Im Englischen wird zwischen dem Loan Book und dem Loan Portfolio unterschieden, wobei das Loan Portfolio eigentlich nur eine Art Unterordnung im Loan Book ist. Während das Loan Book die ausgegebenen Kredite beinhaltet stehen im Loan Book die freien handelbaren Kreditmittel der Banken. Im Grunde wird durch das Loan Book eigentlich die Kreditwilligkeit der Bank aufgezeigt. Jedes Kreditinstitut und jede Bank ist gesetzlich dazu verpflichtet, ein solches Loan Book zu führen, indem alle Aufzeichnungen in Bezug auf Kredite festgehalten werden.
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