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Was bedeutet Leverage?
Leverage oder auch Leverage-Effekt ist ein wichtiger Begriff aus der Finanzwirtschaft. Leverage ist englisch und bedeutet im deutschen „Hebelwirkung“. Hiermit werden Situationen beschrieben, die durch eine kleine Veränderung einer Variablen eine große Veränderung in ihrem jeweiligen Resultat vorweisen können.
Der Begriff kann für drei verschiedene Bereiche verwendet werden:
- Bereich I deckt die Kapitalstruktur ab – englisch Financial Leverage,
- Bereich II beschreibt Kostenstruktur – Operating Leverage und
- Bereich III behandelt Derivate.
Die Hebelwirkung bzw. Leverage kommt beim Einsatz von Fremdkapital auf die Eigenkapitalverzinsung angewendet. Hiermit werden also die Finanzierungskosten des eigenen Kapitals durch Fremdkapital beschrieben. Durch den Einsatz von fremden kapital kann die Rendite des Eigenkapitals einer Investition deutlich gesteigert werden. Ein solcher Effekt kann jedoch nur erzielt werden, wenn der Anleger jenes Fremdkapital zu günstigeren Konditionen aufnehmen kann. Die Investition der Gesamtkapitalrentabilität darf nicht höher sein.
Berechnungsmethoden
Der Leverage-Effekt lässt sich am einfachsten an Beispielen erläutern. Hier werden mögliche Vor- und Nachteile verdeutlicht und offengelegt. Sollte es zu dem Fall kommen, dass die Gesamtkapitalrentabilität höher ist als der Fremdkapitalzinssatz, nimmt unweigerlich der Verschuldungsgrad zu. Es kann durchaus gewollt sein, dass der Verschuldungsgrad steigt. Der Anreiz für die Erhöhung des Verschuldungsgrades liegt besonders hoch, wenn der Abstand zwischen Fremdkapitalzinssatz und Gesamtkapitalrentabilität sinkt.
Kommt es also zu einem erhöhten Verschuldungsgrad wird von einem Anstieg des Risiko gesprochen, dem sogenannten Leverage-Risiko. Das Risiko wird abermals erhöht, wenn die mögliche Rückzahlung des fremden Kapitals zeitlich vor dem auslaufenden Investment geschieht. Sofern die Verschuldung ansteigt und nur geringe Variationen des Fremdkapitalzinsen vorgenommen werden gibt es sehr hohe Ausschläge für die Eigenkapitalrentabilität. Ein gleiches Vorhaben bzw. ein gleicher Effekt lassen sich bei der Veränderungen von Parametern für die Gesamtrentabilität beobachten.
Im Folgenden werden drei verschiedene Beispiele angeführt, die den Leverage-Effekt hervorragend offenlegen.
Beispiel 1
Innerhalb eines Projektes kann ein Unternehmen mit dem eingesetzten Kapital eine Rendite von 10 % einfahren. Das hierfür eingesetzte Kapital liegt insgesamt bei 1.000 €. Jeweils zur Hälfte setzen sich die 1.000 € aus Eigenkapital und Fremdkapital zusammen, je 500 €. Der Gewinn vor der Zinsabrechnung liegt somit bei 100 €. Der Zins für das Fremdkapital liegt bei 2 %, also bei 10 € (500 €*0,2= 10 €). Den Gewinn, der bei 90 € liegt, erhält das Unternehmen. Die Rendite des Eigenkapitals liegt nun bei 18 % (90 €/500 €). Der Gewinn bezieht sich nur auf das eigen eingesetzte Kapital. In diesem Beispiel ist der Leverage-Effekt die Differenz aus der Rendite und dem Zinsaufwand. Hierfür können nun die 90 € Gewinn oder die 18 % genannt werden.
Beispiel 2
Das gleiche Unternehmen möchte für das Projekt den Anteil vom Eigenkapital von 500 € auf 200 € senken. Hierfür steigt der Fremdkapitalanteil von 500 € auf 800 € um den Unterschied auszugleichen. Der Zinssatz für das Fremdkapital liegt gleichbleibend bei 2 %. Der Rohgewinn liegt noch immer bei 100 €, wobei nun 16 € als Zins an den Fremdkapitalgeber gezahlt werden müssen (800 €*0,2= 16 €). Der restliche Gewinne liegt nun bei 84 €, obwohl nur 200 € Eigenkapital eingesetzt wurden. Die Rendite des Eigenkapitals ist deutlich gestiegen. Sie liegt nun bei 42 % (84 €/200 €). Nun müssen nur noch die 300 €, die freigeworden sind zum Fremdkapital-Zinssatz angelegt werden. Dies geschieht, damit die Lücke zum absoluten Gewinn ausgeglichen werden kann (6 €= 90 €-84€= 300 €*0,2).
Beispiel 3
Das letzte Beispiel ist sehr extrem. Hier wird eine riesige Änderung für das Fremdkapital vorgenommen. Der Zinssatz steigt von den vorher angenommen 2 % auf 12 %. Der Rohgewinn liegt zwar noch immer bei 100 €, von denen aber 96 € als Zinsen für das Fremdkapital bezahlt werden müssen. (800 €*0,12). Das Unternehmen hat somit nur einen Gewinn von 4 € erwirtschaftet. Die Rendite des Eigenkapitals liegt bei mickrigen 2 % (4€/200 €).
Beim Beispiel 2 hat man deutlich gesehen was passiert, wenn die Gesamtkapitalrendite größer ist als der Fremdkapital Zinssatz. In solchen Fällen lohnt es sich vor allem das Eigenkapital durch Fremdkapital zu ersetzen. Die später gezahlten Zinsen können sogar noch von der Steuer abgesetzt werden. Hierdurch schafft man sich einen Steuervorteil, der sich aus der Verschuldung ergibt. Es wird von dem sogeannnten Tax Shield gesprochen.
Ist der Fall gegeben, dass Die Gesamtkapitalrendite kleiner ist als der Fremdkapital Zinssatz, sollte auf Investition verzichtet werden. Es ist in solchen Fällen schlauer das Eigenkapital zu Fremdkapital Zinssatz anzulegen. Diese Verzinsung des Kapitals kann zum Beispiel in Form von Wertpapieren erfolgen. Das Unternehmen oder die Einzelpersonen erwirtschaftet in einem solchen Fall einen höheren Ertrag und mindert zugleich das Investitionsrisiko ungemein. Man kann erkennen, dass der Leverage-Effekt (Hebeleffekt) nur positiv ist, solange der Zins des Fremdkapitals unter der Rendite des Gesamtkapitals liegt. Man sollte nicht vergessen, dass der Leverage-Effekt auch ins Negative angewandt werden kann. Dieser negative Hebeleffekt wird sehr gut in Beispiel 3 deutlich.
Die Kostenstruktur des Leverage Effekts
Ein ähnlicher Leverage Effekt besteht zwischen den Fixkosten und der Umsatzrentabilität, in Bezug auf die fixen Zinsen und die variablen Eigenkabitalrentabilitätswirkung. Im finanzwirtschaftlichen Effekt wird von einem Gewinnhebel, dem operating leverage gesprochen. Dieser Gewinnhebel
- sorgt für ein ordentliches Missverhältnis zwischen den Kosten einer Unternehmung, die variabel und fix sind.
- Ist besonders in Unternehmen sehr hoch, wenn die Fixkosten sehr hoch sind und die Stückkosten gering und variabel.
- Zeigt, wie sich eine Änderung in Prozent zeigen kann und wie sich die Absatzmenge auf einen Gewinn auswirken kann.
- Dabei wird gerechnet: Gewinnhebel = Deckungsbeitrag / Gewinn
Bei einem guten Geschäft erhöhen die Fixkosten die Rentabilität und das aufgrund einer hohen Auslastung. Bei schlechten Geschäften hingegen können geringe Auslastungen schnell und Risiken führen, die erheblich sein werden. Der Grund ist ganz einfach, denn die Fixkosten bleiben auch bei einem schlechten Geschäft gleich und können nicht einfach angepasst werden. Die Produktion zählt also zu den Fixkosten, denn sie bleiben immer im gleichen Umfang und somit können sich die Fixkosten auf den Reingewinn auswirken und es kommt zu starken Umsatzschwankungen.
Die Derivate und die Leverage
Die Leverage wird auch mit den Derivaten in Zusammenhang gebracht. Das kommt immer dann vor, wenn ein geringer Kapitaleinsatz dafür sorgen kann, dass eine große Position geschaffen werden kann. Das bedeutet, dass mit einem geringen Kapitaleinsatz prozentuale Veränderungen in den Gewinnen, aber auch in den Verlusten zu erkennen sind. Ein Derivat ist in dem Fall größer als der Basiswert. In diesem Zusammenhang wird auch von einem einfachen Leverage gesprochen.
Hierbei handelt es sich um ein Bezugsverhältnis. Das Bezugsverhältnis macht klar, wie viele Optionsscheine von einem Anleger zum aktuellen Kurs erstanden werden können. Dabei sorgt der Leverage nur dafür, dass der Basiswert bekannt ist, aber eine prozentuale Wertsteigerung oder Wertminderung ist nicht möglich. Es handelt sich nur um eine Kennzahl für Anleger.
Es gibt auch noch den effektiven Leverage, der als Omega Kennzahl bekannt ist. In einer Rechnung stellt der Omega Leverage sich aus dem Produkt aus Delta und dem einfachen Leverage dar.
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