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Was bedeutet Lombardierung?
Lombardierung bezeichnet die Verpfändung beweglicher Sachen als Kreditsicherheit. Der Lombardkredit erhöht kurzfristig die Liquidität eines Unternehmens, sodass dessen Zahlungsfähigkeit sichergestellt wird. Sein Zweck dient somit der Überbrückungsfinanzierung. Es werden lediglich einfach zu bewertende, marktgängige, leicht realisierbare und wertbeständige Vermögensteile lombardiert.
Bei der Lombardierung von beweglichen Sachwerten werden nicht deren jeweilige Marktpreise angewendet. Das Kreditinstitut setzt Beleihungswerte und Beleihungsgrenzen fest. Es erfolgt eine direkte Übergabe des Kreditnehmers von der Kreditsicherheit und den Pfandrechten an den Kreditgeber. Zur Hinterlegung des Pfandes bieten sich überwiegend Kreditinstitute an, aber auch Pfandleihhäuser. Als Kreditsicherheit dienen Wertpapiere, Waren, Edelmetalle oder Bankguthaben.
In den aller meisten Fällen wird der Lombardkredit an Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen vergeben. Lombardkredite sind von kurzer oder mittlerer Laufzeit. Die maximale Laufzeit beträgt 2 Jahre. Der Lombardkredit kann entweder als gesamter Betrag vom Kreditnehmer oder in Teilbeträgen abgehoben werden und ist am Tag der Fälligkeit in einer Summe zurückzuzahlen.
Die Zinshöhe wird kalkuliert und ergibt sich nicht marktbedingt. Sie richtet sich vor allen Dingen danach ob und in welchem Umfang das Kreditinstitut aufgrund der verpfändeten Kreditsicherheit Eigenmittel heranzieht. Am günstigsten fällt der Kreditzins bei der Verpfändung des Bankguthabens aus.
Regelungen
Das Kreditinstitut wird bei einer Verpfändung einer Kreditsicherheit der unmittelbare oder mittelbare Besitzer, also der tatsächliche Besitzer des Pfandgegenstandes oder der rechtliche Eigentümer. Laut §1215 des BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) nimmt das Kreditinstitut das Pfand in Verwahrung oder lässt es verwahren. Als Ersatz der Pfandübergabe sind sowohl die Einräumung des Mitbesitzes, laut 31206 des BGB, als auch die Abtretung des Herausgabeanspruchs, laut §1205. Absatz 2 des BGB.
Wird vom Herausgabeanspruch abgetreten, so verpfändet der mittelbare Besitzer dem Pfandgläubiger den mittelbaren Besitz am Pfandgegenstand und ist dazu verpflichtet diese Übertragung anzuzeigen. In der Regel bleibt der Kreditnehmer bei der Verpfändung weiterhin der Eigentümer der Kreditsicherheit. Allerdings ist der Kreditgeber laut §1228, Abs. 2 des BGB, dazu berechtigt das Pfand zu verwerten, wenn die Forderung fällig ist und der Kreditnehmer gegen seine Zahlungspflicht verstößt.
Nach §1234, Abs. 2 BGB darf die Verwertung erst 1 Monat nach Androhung dieser Maßnahme erfolgen. Bei verpfändeten Gegenständen mit Börsen- oder Marktpreis muss die Verwertung, laut §1221 BGB, aus der Hand des Kreditinstitutes gegeben werden und von der Börse oder einem Makler umgesetzt werden.
In allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gilt seit dem 1. Januar 2014 die CRR (Capital Requirements Regulation), zu Deutsch Kapitaladäquenzverordnung. Dies ist eine Verordnung des Europäischen Parlaments über Aufsichtsanforderungen an Kreditinstitute und Wertpapierfirmen. Sie regelt unter Artikel 272, Nr. 3 ebenfalls, dass Kreditinstitute beim Lombardgeschäft mit dem Kauf, Verkauf, Handeln oder Halten von Wertpapieren einen Kredit gewähren. Wenn Wertpapiere als Kreditsicherheit gelten, so ist eine Sicherheitenbewertung nach den Richtlinien der Kapitaladäquenzverordnung durchzuführen.
Geschichte des Lombardkredites
Der Begriff „Lombardierung“ stammt aus der italienischen Republik Lombardei in Oberitalien. Ursprünglich wurde diese Art des Kredites von lombardischen Banken ausgeführt. Erste Nachweise gehen auf das 14. Jahrhundert zurück, wo Kaufleute Norditaliens gegen Pfand Kredite an Adelige und Feudalherren vergaben. Somit trugen die Kaufleute zum Aufstieg der norditalienischen Handelshäuser bei.
Besonders zu betonen ist das Bankhaus „Compagnia dei Bardi“ aus Florenz, denn es stand mit dem englischen Königshaus im 14. Jahrhundert in einer engen Geschäftsbeziehug. Das Bankhaus verlieh Edward III 900.000 Goldflorin. Später wurde der Lombardkredit vorerst in Frankreich berühmt. Als „maison de lombard“ etablierten sich viele Leihhäuser in Paris. Ihre Geschäftsform verbreitete sich bald in ganz Europa. In Deutschland tauchte der Begriff zum ersten Mal 1717 auf. Auch von der Lombardei entlehnt, hat ihren Namen die londoner Lombard Street.
Arten
Abhängig vom jeweiligen Kreditgeber werden nur bestimmte Arten des Pfandes akzeptiert. Bei Privatpersonen sind die Formen des Pfandes weniger eingeschränkt, sie dürfen auch Wertsachen verpfänden. Die Kreditnehmer können die Kreditsicherheit aufgrund der Verpfändung nicht mehr nutzen und dürfen den verpfändeten Gegenstand auch nur mit der Einwilligung des Kreditgebers verkaufen.
Da es sich bei Wertpapieren um ein Sachdarlehen handelt, sind hier die Verhältnisse anders. Der Kreditnehmer wird zum mittelbaren Besitzer, also Eigentümer der Wertpapiere und verpfändet dem Kreditgeber im Gegenzug den vereinbarten Wert in Form von Geld oder anderen Wertpapieren. Weil das Kreditinstitut Geld von der Zentralbank erhält, wenn es notenbankfähige Wertpapiere verpfändet, kann die Wertpapierleihe Grundgeschäft für Lombardkredite der Zentralbank sein.
Edelmetalllombardkredit
Er zählt zu den ältesten Formen des Kreditgeschäfts. Die als Kreditsicherheit geltenden Edelmetalle werden heutzutage in der Regel nur noch von Pfandleihhäusern angenommen.
Effektenlombardkredit
Eine Kreditvergabe von kurzer bis mittelfristiger Laufzeit gegen Verpfändung börsengängiger Wertpapiere, welcher der Finanzierung des Wertpapierkaufs dient. Die Höhe des Kredites orientiert sich an der Beleihungsgrenze. Sinkt diese kursbedingt unter den bestehenden Kredit, so erhalten Kreditinstitute Nachbesicherungsrechte laut AGB (Allgemeine Geschäftsbedingungen).
Lombardkredit der Zentralbanken (ZB)
Bevor die Europäische Zentralbank (EZB) im Jahre 1998 gegründet wurde stellten nationale Zentralbanken, wie beispielsweise die Deutsche Bundesbank, ihren angehörigen Kreditinstituten Lombardkredite gegen Beleihung von Wertpapieren zur Verfügung. Auf diese Weise konnten Kreditinstitute ihre Liquidität steigern. Die Deutsche Bundesbank gewährte Lombardkredite bis zu einer Laufzeit von 3 Monaten.
Aufbewahren müssen Kreditinstitute die beliehenen Wertpapiere im sogenannten Depot A oder auch Eigendepot genannt. Der Zinssatz wurde als Lombardsatz bezeichnet. Er war ein relevanter Indikator für den Geldmarkt. Im Jahre 1999 löste die Spitzenrefinanzierungsfazilität (SRF) der Europäischen Zentralbank den Lombardkredit ab. Da die EZB nun für die Geldpolitik zuständig ist, darf sie nach Artikel 18.1 der EZB-Satzung, mit angeschlossenen Kreditinstituten Kreditgeschäfte gegen notenbankfähige Kreditsicherheiten abschließen. Seit 2007 gelten für diese Sicherheiten, die im einheitlichen Sicherheitenverzeichnis geltenden Kriterien, welches sowohl marktfähige als auch marktunfähige Sicherheiten erfasst.
Warenlombardkredit
Dies ist die einzige Form, bei der Kreditnehmer ihre Kreditsicherheit weiter nutzen können. Im Rahmen des Warenlombardkredites können Handelswaren vorfinanziert werden, indem mit Traditionspapieren, wie Ladeschein, Lagerschein oder Konnossement der Rechtsanspruch auf die Handelswaren auf den Kreditgeber übertragen werden. Getilgt wird der Kredit durch den Weiterverkauf der Handelswaren.
Wechsellombardkredit
Dies ist die Alternative für Kreditinstitute zum nicht mehr existierenden Wechseldiskontkredit, welche den Kredit für ihre Refinanzierungspolitik nutzen. Beleihen können sie bis zu 90% ihres Nennwertes.
Weitere Arten
Des Weiteren gibt es noch den Forderungslombardkredit.