Das Konzept des Management-Buyin (MBI) stammt aus den USA und ist dort sehr erfolgreich. Bei einem
MBI kaufen sich externe Führungskräfte mittels Kapitalbeteiligung in ein Unternehmen ein. MBI
betrifft manchmal nur einen einzigen neuen Manager, nicht selten kauft sich aber gleich ein komplettes,
externes Management durch MBI in ein Unternehmen ein.
Fast immer erwerben die MBI-Manager einen wesentlichen Kapitalanteil des Unternehmens und erlangen –
je nach Unternehmensform – neben der verantwortlichen Führung des operativen Geschäfts auch
Gesellschafterstatus. Nicht selten übernimmt die neue Geschäftsführung mittels MBI das
Zielunternehmen. Zumindest aber erhalten die neuen Manager eine leitende Position in der
Geschäftsführung. Durch das eingesetzte Eigenkapital übernehmen die neuen Führungskräfte
automatisch einen Teil des unternehmerischen Risikos. Geht die Firma Konkurs, ist auch das
investierte Eigenkapital in der Regel weg.
Inhalt
Gründe für ein MBI
Die Gründe für ein MBI sind vielfältig und gehen meistens vom neuen Management, manchmal aber auch
vom betroffenen Unternehmen selbst aus. Hier die wichtigsten Gründe für ein MBI:
- Die Einkäufer wollen einen Konkurrenten ausschalten und zugleich Synergieeffekte nutzen. Die
Initiative geht hier also vom MBI-Management aus - Effizienzsteigerung des Unternehmens durch organisatorische Eingliederung eines Konkurrenten oder eines ehemaligen Tochterunternehmens in das eigene Geschäft. Hier geht die Initiative vom MBI-Management oder vom Unternehmen aus.
- Austausch der schlechten Führung eines wirtschaftlich gesundes Unternehmens
- Neue, vielversprechende Unternehmen (etwa Start-ups) mit betriebswirtschaftlichem Know-how ausstatten
- Finanzielle und unternehmerische Hilfe für finanzschwache aber erfolgversprechende Neu-Unternehmen
- Unternehmerischer Innovationsschub für etablierte Firmen
- Insbesondere bei kleinen und mittleren Familienunternehmen die Sicherung der Weiterführung der Geschäftstätigkeit, falls der Inhaber ausfällt (z.B. in Rente geht) und kein geeigneter Nachfolger zur Verfügung steht.
Die Übergangsphase
Oftmals wird das Unternehmen während einer Übergangsphase von altem und neuem Management
gemeinsam geleitet. Insbesondere bei kleineren und mittleren Familien-Unternehmen arbeitet der
Alteigentümer die neue Firmenleitung meistens noch ein, bevor er sich beispielsweise in den Ruhestand
verabschiedet. Diese Übergangsphase kann sich durchaus auf mehrere Jahre erstrecken. Der möglichst
nahtlos fließende Übergang ist für das Unternehmen von großem Vorteil, denn dadurch wird Unruhe bei
seinen Angestellten, Geschäftspartnern und Kunden vermieden.
Chancen der MBI-Führungskraft
Ein buyin hat für eine externe Führungskraft viele Vorteile:
- Sie muss keinen langwierigen Bewerbungsprozess durchlaufen
- Sie kommt in ein bereits funktionierendes Unternehmen
- Sie muss sich die Führungsposition nicht in langen Jahren erkämpfen
- Sie besitzt vom ersten Arbeitstag an eine legitimierte und allumfassende Autorität
- Sie kann auf das Fachwissen und die Erfahrung der dortigen Leitung zurückgreifen
- Es ist eine Form der Selbständigkeit, denn es gibt keinen Vorgesetzten
- Insbesondere junge Einsteiger können durch die Zusammenarbeit mit der bisherigen Leitung zu
hochkompetenten Führungskräften heranwachsen - Die Führungskraft kann gerade bei großen Firmen vom steigenden Unternehmenswert profitieren.
Bei einer erfolgreichen AG etwa steigt sein eingebrachter Kapitalanteil automatisch.
Management-Buyin (MBI) und Management-Buyout (MBO)
Diese beiden Methoden des Einkaufs in ein Unternehmen unterscheiden sich dadurch, dass beim MBI die
einkaufenden Führungskräfte von außerhalb kommen. Sie waren also zuvor nicht in oder für dieses
Unternehmen tätig. Ganz anders das MBO. Hier kaufen sich das Management oder auch einzelne Führungskräfte in ein Unternehmen ein, für das sie bereits in führender Position tätig sind. Es handelt sich
hier also um einen internen Kauf. Nähere Informationen über das MBO finden Sie hier.
Wie kauft sich die Führungskraft in das Unternehmen ein?
Der Einkauf erfolgt in der Regel entweder durch den Manager selbst, oder durch ein Unternehmen, in
dessen Auftrag er handelt. Manchmal aber – insbesondere wenn das Unternehmen in wirtschaftlichen
Schwierigkeiten steckt – bezahlen Investoren wie beispielsweise Anteilseigner des Unternehmens die für
das buyin benötigte Summe. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Unternehmen aus Sicht der
Investoren schlecht geführt wird, sie dies aber auf direktem Wege nicht ändern können. Die Investoren
implementieren mittels MBI ganz elegant eine ihnen genehme Führung. Denn natürlich werden sich
die Investoren nur für einen Manager entscheiden, auf den sie Einfluss nehmen können, der ihre Ansichten
bezüglich der Unternehmensstrategie teilt und der aus seiner Sicht auch die notwendige Fachkompetenz
besitzt, erforderliche Restrukturierungen zu erkennen und durchzusetzen.
Folgen des MBI für das Unternehmen
Im optimalsten (und zumeist auch gewünschten) Fall wird durch die Übernahme ein längst überfälliger
Restrukturierungsprozess eingeleitet. Meistens steckt mindestens einer der nachfolgenden Gründe
dahinter:
- das Überleben der Firma sichern
- das Gewinnpotenzial des Unternehmens ausschöpfen
- eine Expansion zu planen und durchführen
- frische Ideen und Innovationen in ei stagnierendes Unternehmen einbringen
- Notwendige Restrukturierungsmaßnahmen durchführen
- Entlassungen erfolgen nicht durch die alte Firmenleitung, sondern durch die neue.
Mitarbeiterproteste können folglich dem neuen Management angelastet werden.
Die freundliche MIB-Übernahme
Wenn durch das MBI die Unternehmensmehrheit in den Besitz des neuen Managements übergeht spricht
man von einer Übernahme. Hierbei wird zwischen einer freundlichen und einer feindlichen Übernahme
unterschieden. Bei der freundlichen Übernahme ist das Unternehmen damit einverstanden, dass eine neue
Firmenleitung installiert wird und unterstützt diesen Vorgang.
Die feindliche MIB-Übernahme
Die feindliche Übernahme ist das Gegenteil einer freundlichen und oftmals prekär für das Unternehmen
selbst. Nicht selten steht am Abschluss einer feindlichen Übernahme die Unternehmensinsolvenz.
Daher sträubt sich das Unternehmen meistens gegen eine feindliche Übernahme, kann sie aber mangels
vorhandenem Kapital nicht verhindern. Eine feindliche Übernahmen erfolgt in der Regel entweder
- mit dem Ziel einen Konkurrenten auszuschalten, oder
- um sich an der Firma persönlich zu bereichern.
Nicht selten muss das Unternehmen die feindliche Übernahme nachträglich sogar selber finanzieren, und
das geht so:
Der Aufkäufer übernimmt die Geschäftsführung und die operative Alleinverantwortung. Damit hat er
unbeschränkten Zugriff auf das gesamte Betriebsvermögen seines Kaufobjekts.
Das strafbewehrte MBI
Mit der Übernahme erwirbt das neue Management automatisch das Recht über die Unternehmenswerte zu
bestimmen. Es kann also beispielsweise firmeneigene Immobilien, Grundstücke, den Firmen-Fuhrpark oder
die Maschinen schnell veräußern und auch Firmenkredite aufnehmen, dieses Geld aus dem Unternehmen
ziehen und das ausgeplünderte Unternehmen dem Insolvenzverwalter überlassen. Viele wirtschaftlich
eigentlich gesunde Unternehmen wurden nach einer feindlichen MIB-Übernahme auf diese Weise
vorsätzlich in den Ruin getrieben. Dies ist zwar strafbar, der Nachweis des kriminellen Vorsatzes ist
aber ebenso schwierig wie zeitaufwändig. Bis entsprechende Verfahren überhaupt erst anlaufen, ist die
Firma längst Konkurs und das entzogene Geld verschwunden oder auf Dritte übertragen. Ob also
eine freundliche oder eine feindliche Übernahme stattfindet, hat massive Auswirkungen auf das
Unternehmen selbst, auf sein Image, seine Partner, seine Zukunft sowie nicht zuletzt auch die Motivation,
Leistungsbereitschaft und Unternehmenstreue seiner Angestellten.
MBI-Boom nach der Wiedervereinigung
MBI gibt es in Deutschland zwar schon sehr lange, aber erst mit der Wiedervereinigung rückte die MBI
–Methode hierzulande in das öffentliche Bewusstsein. Diese Vorgehensweise war insbesondere Anfang
der 1990er Jahre – also kurz nach der deutschen Wiedervereinigung äußerst populär. Zahlreiche bis dato
„volkseigene“, also staatliche Betriebe der ehemaligen DDR wurden nach der Wiedervereinigung
privatisiert und hatten dadurch plötzlich keine Führung mehr. Es hätte viel zu lange gedauert,
tragfähige, betriebsinterne Lösungen zu entwickeln, um damit
- die wie aus dem Nichts entstandenen vakanten Leitungspositionen kompetent zu besetzen, und
- das Unternehmen schnellstmöglich auf das westliche Leistungsniveau zu bringen.
Dank MBI ließen sich diese beiden Kernprobleme der meisten ostdeutschen Unternehmen zeitnah
lösen. Auf diese Weise gelangte nicht nur externes Fachwissen in das Unternehmen, die neuen
Unternehmer besaßen durch ihre neue Führungsposition auch die Autorität, das Unternehmen auf die
Erfordernisse des kapitalistischen Wirtschaftssystems auszurichten. Mangels vorhandener, ausreichend
geschulter Führungskräfte in der ehemaligen DDR kamen fast alle neuen Manager aus dem Westen. Der
in Ostdeutschland geläufige Spottname „BesserWessi“ ist zu großen Teilen auf die Tätigkeiten der aus
dem Westen stammenden MBI-Manager zurückzuführen.