Der Begriff Management-Buyout (MBO) bezeichnet die Übernahme eines Unternehmens durch das dort
bereits tätige Management. Dabei kann es sich sowohl um die Übernahme eines kompletten
Unternehmens, als auch nur um die eines Unternehmensteils handeln, der danach ausgegliedert wird.
Übernimmt die Belegschaft im Rahmen des Management-Buyout das Unternehmen, wird vom
Employee Buyout gesprochen. Das Management benötigt gemäß den Richtlinien des Bundesverbandes
der Kapitalbeteiligungsgesellschaften mindestens 10 Prozent der Anteile am Unternehmen, um zu einem
MBO zu gelangen. Es kann auch bei Unternehmen angewandt werden, die wirtschaftlich angeschlagen
sind und in denen die aktuellen Inhaber die weitere Finanzierung nicht mehr übernehmen möchten. Hier
spricht man von einem gezielten Sanierungs-Management-Buyout.
Inhalt
Vorteile des Management-Buyout
Bei einem erfolgreich durchgeführten MBO gewinnen Alle, die Anteilseigner, das neue Management, die
Kapitalgeber, die Alteigentümer und auch die Mitarbeiter. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die zuvor
firmenintern festgelegte spezifische Zielsetzung durch das MBO erreicht wurde – denn der MBO
geschieht meistens im Rahmen notwendiger, firmeninterner Umstrukturierungen. Es geht also stets
um das Weiterbestehen der Firma, welches auf verschiedene Weise gefährdet sein könnte. Zu den
Gründen, die für ein MBO sprechen zählen vor allem
- Die Veräußerung eines Unternehmensteils, der nicht mehr in die Gesamtstrategie passt. Die
Alternative wäre die Schließung dieses Unternehmensteils oder dessen Veräußerung an
Investoren mit unbekannter Absicht. - Die Nachfolgeregelung eines Familienunternehmens. Dies ist häufig der Fall, wenn sich der
Eigentümer eines solchen Unternehmens in den Ruhestand begibt und die Firmenleitung in die
Hände der ihm vertrauten Geschäftsführung legen will. Laut einer 2018 durchgeführten Studie der
Wirtschaftsanalytiker von Binode lösen knapp 20 % aller
Familienunternehmen ihre Nachfolgeprobleme mittels MBO. - Wenn das firmeneigene Management der Ansicht ist, das Unternehmen wäre deutlich
unterbewertet. In diesem Fall kauft sich das Management die für die Unternehmensoptimierung
notwendigen Entscheidungskompetenzen mittels MBO. - Zur Abwehr einer drohenden, feindlichen Übernahme. Durch das MBO kann eine Geschäftsführung
installiert werden, für die das Unternehmensinteresse oberste Priorität hat. Darüber hinaus fließt
mit dem MBO Kapital in das Unternehmen. Je stärker aber die finanzielle Basis eines
Unternehmens ist, desto leichter kann es feindliche Übernahmen abwehren. - Die Privatisierung eines Staatsunternehmens. Dies geschah insbesondere in den ersten Jahren
nach der Wiedervereinigung. Zahlreiche Staatsunternehmen der EX-DDR wurden in dieser Zeit
privatisiert. Zur Wahrung einer gewissen Kontinuität konnten diese Firmen sowie Privatinvestoren
mittels MBO verhindern, dass die bereits vorhandene Unternehmensleitung ausgetauscht wurde. - Die Schließung einer Finanzierungs- oder Liquiditätslücke. Wenn ein Unternehmen in eine
finanzielle Schieflage gerät, dies aber nicht der Firmenleitung zuzuschreiben ist, kann durch MBO
verhindert werden, dass externe Investoren die Unternehmensführung übernehmen.
Woran kann ein Management-Buyout scheitern?
Zwar ist ein MBO nach übereinstimmender Meinung von Wirtschaftsexperten eine sehr seriöse und
empfehlenswerte Methodik um ein ins Schlingern geratenes Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.
Dennoch gibt es zahlreiche Aspekte, welche das Unternehmen selbst, sein altes und neues Management
sowie die Kapitalgeber beherzigen sollten, um dem MBO zum gewünschten Erfolg zu verhelfen.
Nachfolgend die für ein MBO wichtigsten Risikofaktoren:
- Die angestrebte Doppelfunktion des Managements bereitet oft Probleme.
Zum einen ist es gegenüber den vormaligen Gesellschaftern rechenschaftspflichtig und soll die Interessen des
Zielunternehmens vertreten. Die gleiche Verpflichtung besteht aber auch gegenüber den
Investoren, die letztlich das MBO finanzieren. Folglich besteht die Gefahr von Interessenskonflikten.
Denn die allermeisten Kapitalgeber wollen natürlich den größtmöglichen, persönlichen Gewinn aus
dem MBO erzielen. - Nur selten verfügt die Unternehmensleitung über die für die MBO-Übernahme
erforderlichen, finanziellen Mittel. Diese können je nach Firmengröße ganz erheblich sein. Manchmal gelingt es
nicht Kreditinstitute oder andere Investoren von einem MBO-Investment zu überzeugen,
insbesondere dann, wenn das Ziel-Unternehmen wirtschaftliche Probleme hat. Denn die
Kreditgeber tragen mit ihrem Investment für einen langen Zeitraum die Hauptlast des
unternehmerischen Risikos, ohne dass sie operative Einflussmöglichkeiten haben. Sie müssen
also auf einen erfolgreichen Geschäftsgang hoffen, um im Wege von Gewinnausschüttungen ihr
investiertes Kapital nebst Zinsen zurück zu erhalten. - Da der Investor sein Kapitel langfristig zurück erstattet bekommen will, werden dem Unternehmen
über einen längeren Zeitraum hinweg liquide Mittel entzogen. Dieser Umstand kann die strategische
Investitionsfähigkeit eines Unternehmens massiv beschränken. - Da es nur zu einem MBO kommt, wenn das Zielunternehmen in einer entsprechenden Notlage
steckt, ist es oftmals gezwungen, statt eines angemessenen einen deutlich niedrigeren Preis zu
akzeptieren. Ein Nachlass von rund 50 Prozent gegenüber dem realen Unternehmenswert ist
durchaus nicht unüblich. - Oft geschieht das Investment in Form von gestaffelten Raten, die sich über mehrere Jahre
hinziehen können. Parallel dazu verschieben sich auch die Mehrheitsverhältnisse, was sich
etwa in einer AG auf die Stimmrechte der Anteilseigner auswirkt. Ein Aktionärsbindungsvertrag
könnte in solchen Fällen erheblich dazu beitragen, die Risiken solcher Machtverschiebungen
einzugrenzen – etwa Verluste beim Verkauf von Minderheitsanteilen. - Es besteht immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor, wenn ein zuvor in die Entscheidungsfindung nur
eingebundenes Management plötzlich das alleinige Sagen hat. Ob und wie das Management
diese neue Situation meistern kann ist daher für das Unternehmen und auch für die neuen
Firmenleiter selbst schwer vorauszusagen. - Insbesondere wenn die neue Unternehmensleitung über lange Jahre hinweg sehr stark in die
Firmenhierarchie eingebunden war können Autoritätsprobleme gegenüber Mitarbeitern
auftauchen, die früher mit den neuen Managern auf Augenhöhe kommunizierten, plötzlich aber
deren Untergebene sind. - Häufig wird die zeitliche Länge einer MBO-Übernahme deutlich unterschätzt. Im Durchschnitt
dauert der Gesamtprozess eines MBO von der Planung bis zur abgeschlossenen Umsetzung
in etwa drei Jahre. Dies gilt nicht nur für große Konzerne, sondern auch für kleine und mittlere
Unternehmen. Demzufolge lassen sich akute Unternehmensprobleme kaum mit einer MBO
lösten, sie ist vielmehr ein Instrument der langfristigen, strategischen Unternehmensausrichtung. - Innerhalb des langen Zeitraums, in dem eine MBO geplant und umgesetzt wird können sich die für
das Unternehmen relevanten Marktbedingungen und damit dessen Geschäftstätigkeit und
Ertragssituation erheblich ändern. Es ist äußerst schwierig, ein bereits im
Durchführungsprozess befindliches MBO an plötzliche Veränderungen im Marktumfeld
anzupassen oder gar zeitnahe Alternativen zum vereinbarten MBO-Prozess zu entwickeln. - Das Management besitzt gegenüber den Investoren einen erheblichen Informationsvorsprung, da
es ja zuvor bereits im Unternehmen in leitender Position tätig war. Diese
Informationsasymmetrien zwischen der alten und neuen Unternehmensleitung und den
Kapitalgebern können Interessenkonflikte hervorrufen und somit die Vertragsgestaltung erheblich
erschweren oder gar scheitern lassen. Diese häufig vorkommende Problematik ist Thema der
Prinzipal-Agent-Theorie.
- Die angestrebte Doppelfunktion des Managements bereitet oft Probleme.
Wer bezahlt den MBO?
Da zur Übernahme eines Unternehmens in der Regel erhebliche Summen erforderlich sind geschieht dies
fast immer durch außerbörsliches Eigen- oder Beteiligungskapital, welches in der Finanzwelt als Private
Equity bezeichnet wird. Nur selten handelt es sich um das Privatvermögen des Managements. Die
Finanzierung erfolgt stattdessen zumeist durch Finanzinvestoren und Banken. Das Investment selbst
besteht aus Eigen- und Fremdkapital, wobei zumeist Investoren das Eigenkapital und Banken das
Fremdkapital bereitstellen. Übersteigt der Anteil des Fremdkapitals deutlich den des Eigenkapitals, spricht
man oft auch vom „Leveraged Management Buyout“.
Management-Buyout (MBI) und Management-Buyin (MBO)
Aus den angeführten Gründen genießt ein MBO einen guten Ruf. Dies trifft aber nur in Teilen auf das
artverwandte Management-Buyin (MBI) zu. Diese beiden Methoden des Einkaufs in ein Unternehmen
unterscheiden sich dadurch, dass beim MBO die sich einkaufenden Führungskräfte bereits zuvor für
das Unternehmen an leitender Position tätig waren. Ganz anders das MBI, hier kauft sich ein
externes Management in das Unternehmen ein. Vor allem das MBI kann schwerwiegende
Konsequenzen für das Unternehmen und seine Mitarbeiter zur Folge haben. Nähere Informationen über
das MBI finden Sie hier.