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Was bedeutet Mantelzession?
Eine Mantelzession gehört zu der Gruppe der Zessionskredite und bezeichnet eine Sicherungsabtretung von Forderungen. Der Zedent verpflichtet sich in diesem Fall dem Zessionar Forderungen abzutreten, welche in festgelegter oder variabler Höhe vereinbart werden. Er muss ihm zudem zu bestimmten Zeitpunkten alle abgetretenen Forderungen übersichtlich auflisten und zur Verfügung stellen. Erst mit der vollständigen Übergabe der Aufstellung aller Forderungen wird die Abtretung wirksam. Eine Mantelzession wird in erster Linie verwendet, um trotz offener Forderungen nicht in finanzielle Schwierigkeiten zu gelangen. Der Betrag der abgetretenen Forderung ist abhängig vom jeweiligen Kreditbetrag.
Der Kreditnehmer gibt im Rahmen der Mantelzession eine bestimmte, ihm gegen eine dritte Partei zustehende Forderung an den Kreditgeber weiter. Der Kreditgeber selbst darf zunächst nichts mit dieser Forderung unternehmen. Sollte der Kreditnehmer die monatlichen Raten dieses Kredites nicht mehr zurückzahlen können, kann der Kreditgeber sein Recht an den jeweiligen Forderungen geltend machen. Der Grund für diese Zahlungsunfähigkeit hat dabei keine Relevanz. Er darf somit die zur Sicherung abgetretene Forderung selbst bei der involvierten dritten Partei abholen. Den Erlös verwendet die Bank, um die offenen Forderungen des Kreditnehmers zu begleichen. Sollte der Erlös dabei höher ausfallen, so hat die Bank überschüssige Beträge an den Kreditnehmer auszuzahlen. Die Bank darf keine Gewinne durch die schlechte Lage des Kreditnehmers erzielen. Reicht der Erlös nicht aus, um alle offenen Schulden zu begleichen, werden sie dem Kreditnehmer weiterhin angerechnet.
Bei einer Mantelzession verlangen Banken in den meisten Fällen eine sehr hohe Bonität des Schuldners. Er muss ohne Zweifel zahlungsfähig sein, sodass die Bank kein Risiko bei einem Zessionskredit hat. Bei der angewandten Mantelzession können Forderungen nicht über den gesamten Betrag beliehen werden. In den meisten Fällen ist das nur bis zu einer Höhe von 80 Prozent möglich. Zudem muss ein Zinssatz berücksichtigt werden, welcher dem Zins eines Kontokorrentkredites sehr nahe kommt.
Durch die Übertragung der offenen Forderungen kann der Schuldner seine Verbindlichkeiten absichern. Die Mantelzession unterscheidet sich in eine offene und eine stille Zession. Bei einer offenen Zession erhält der Schuldner eine Information über die Forderungsabtretung und hat mit sofortiger Wirkung die Zahlungen an die Bank zu leisten. Das ganze Verfahren wird transparent abgewickelt und die Beteiligten haben eine vollständige Übersicht. Bei einer stillen Zession jedoch erteilt die Bank den Kunden keine Informationen. Stille Zessionen werden häufiger verwendet, da auf diese Weise die Kunden nicht sehen, dass der Gläubiger Forderungen an eine Bank abtritt. Dies könnte zu einem Vertrauensverlust und Unsicherheiten führen. Gerade Unternehmer fürchten eine offene Zession, da sie das Unternehmen in ein finanziell schlechtes Licht rücken könnten. Alternativ zur Mantelzession wird oftmals auch eine Globalzession verwendet. Diese beinhaltet nicht nur aktuelle Forderungen, sondern auch alle zukünftigen.
Alle Forderungen müssen genauestens in einem Forderungsverzeichnis aufgelistet sein. Sämtliche Rechte vonseiten des Schuldners werden mit der Mantelzession abgetreten. Mehrere Forderungen werden dabei mit einem Gesamtvolumen zur Sicherheit abgegeben. Die genaue Menge der Forderungen wird vereinbart und stellt die gesamte Sicherungssumme dar. Wenn eine Forderung erfüllt ist, muss eine neue Forderung abgetreten werden, um die Sicherungssumme weiterhin beizubehalten. Es werden keine einzelnen Forderungen abgetreten, sondern immer mehrere. Dies erklärt den Fachbegriff „Mantelzession“ für diese Art von Kredit. Sobald alle dieser Forderungen beglichen sind, wird die Mantelzession automatisch geschlossen. Soll sie aber weiterhin aufrecht gehalten werden, so muss der Zedent das Forderungsverzeichnis immer wieder mit neuen Forderungen füllen. Der Kreditnehmer muss eine Debitorenliste führen, welche alle Forderungen aufweist. Es muss herausgehen, welche Forderungen davon noch offen und welche bereits beglichen sind.
Die Mantelzession und alle zugehörigen Details werden in einem Sicherungsvertrag vereinbart. In diesem Vertrag werden beispielsweise alle Forderungen und die gesamte Sicherungssumme genau bestimmt. Zudem werden die genauen Rechte und Pflichten beider Parteien in diesem Vertrag festgelegt. Dabei können von rechtlicher Sicht aus alle Rechte und Pflichten abgetreten werden, sofern der Gesetzgeber diese nicht individuelle ausschließt. Somit sind beispielsweise Kaufpreisforderungen und Schadensersatzansprüche möglich.
Durch eine Mantelzession entwickelt sich für den Kreditnehmer der große Vorteil, dass er seinen Geschäftsbetrieb ohne Probleme oder Umstände weiterführen kann. Dabei hat er trotzdem eine Sicherheit, welche er für seinen Kredit anfordern kann. Doch auch der Kreditgeber hat durch die Sicherungsabtretung einen großen Vorteil. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit oder Insolvenz des Kreditnehmers kann er nicht nur auf den Anteil der Insolvenzmasse zugreifen. Ihm stehen zusätzlich die zur Sicherheit abgetretenen Forderungen zur Verfügung, da er durch die Zahlungsunfähigkeit der rechtliche Inhaber der Forderungen ist. Die Mantelzession ist ein Vollrecht, welches eigenständig besteht und nicht von dem Bestehen einer Hauptforderung abhängig ist. Dies bedeutet auch, dass die Mantelzession nicht unbedingt durch das Begleichen einer Forderung als beendet gilt. Der Kreditnehmer hat dabei einen Anspruch darauf, dass ihm die jeweiligen Forderungen zurückgegeben werden.
Mantelzession und Globalzession – der Unterschied
Es gibt aber nicht nur die offene und die stille Mantelzession, sondern auch die Globalzession. Im Grunde wird von einer Mantelzession immer dann gesprochen, wenn ein Unternehmen die vorhandenen Forderungen an eine Bank abtreten muss. Der Unterschied zu der Globalzession liegt in der Art der Forderungen, denn bei einer Globalzession sind auch die künftigen Forderungen inbegriffen. Das ist bei der Mantelzession nicht der Fall. Hier sind nur die aktuellen Forderungen inbegriffen.
Beispiel Mantelzession
Das Unternehmen möchte ein Darlehen bei der Bank aufnehmen. Dabei will das Unternehmen das Darlehen in die Forschung eines neues Projektes stecken und im Anschluss auch die Entwicklung des Projektes mit dem Geld finanzieren. Das Projekt selber kann nicht als Sicherheit fungieren, denn es ist erstmal noch nicht fertig und ob das Projekt ein Erfolg wird ist schließlich auch noch nicht klar. Für das Projekt will das Unternehmen eine Million Euro aufnehmen und dann kann das Unternehmen mit der Forschung beginnen. Das ist der Hintergrund für die Mantelzession.
Im Gespräch mit der Bank wurde deutlich, dass beide Parteien sich auf die Mantelzession geeinigt haben. Das Unternehmen tritt an die Bank offene Forderungen ab, die aus Leistungen und Lieferungen bestehen. Die Summe liegt dabei bei einer Million Euro. Diese Forderungen werden von dem Unternehmen nach zwei Monaten ausgeglichen, aber der Kredit läuft trotzdem noch weiter. Das Unternehmen hat nun die Aufgabe neue Forderungen zu hinterlegen, die als Kreditsicherheit dienen können. Das muss das Unternehmen so lange machen bis das Darlehen vollständig an die Bank zurückgezahlt wurde.
Die Besonderheit der Mantelzession
Grundsätzlich dient die Mantelzession als eine Art Sicherheit, aber die Besonderheit der Zession liegt darin, dass mehrere Forderungen abgetreten werden können. Die Forderungen müssen allerdings ein gewisses Gesamtvolumen erreichen können, damit sie als Mantelzession genutzt werden können. Das Gesamtvolumen wird im Vorfeld vereinbart und wird als Sicherungssumme bezeichnet. Eine weitere Besonderheit tritt ein, wenn die abgetretenen Forderungen erfüllt sind, denn es bleibt nicht nur bei diesen Forderungen. Sind die Forderungen erfüllt, dann müssen neue Forderungen abgesprochen werden. Das Gesamtvolumen der Forderungen muss immer der vereinbarten Sicherungssumme betreffen und somit müssen immer neue Forderungen an die Bank abgetreten werden. Im Grunde wird somit nicht nur eine einzelne Forderung als Sicherheit hinterlegt, sondern es folgen viele aufeinander folgende Sicherheiten, ein sogenannter Mantel und daher stammt auch der Name der Mantelzession. Damit der Kreditnehmer den aktuellen Stand der Forderungen immer nachvollziehen kann, muss er eine sogenannte Debitorenliste führen. In der Debitorenliste sind alle Forderungen von Anfang an festgehalten, die erfüllten und auch die offenen Forderungen.
Welche Dinge können abgetreten werden?
Bei einer Mantelzession können in der Regel alle Forderungen und alle Rechte abgetreten werden. Die Ausnahme liegt darin, wenn das Gesetz die Forderung oder das Recht als unabtretbar erklärt hat. Beispielsweise lassen sich
- Kaufpreisforderungen
- Mietforderungen
- Schadensersatzansprüche
als Forderung einsetzen. Die Forderungen, die in der Mantelzession als Sicherheit übereignet werden, sind nicht sofort fällig. Sie richten sich immer nach den Forderungen. Beispielsweise bei Waren kann es bis zu drei Monate dauern bis die Waren bezahlt werden. Wäre das nicht der Fall, dann müsste der Kreditnehmer kein Darlehen aufnehmen und müsste auch keine Mantelzession abschließen. Es können aber auch Forderungen abgetreten werden, die noch gar nicht entstanden sind. Das Unternehmen kann den Betrieb ganz normal weiterführen und ist trotzdem abgesichert. Auch für Kreditgeber kann eine solche Mantelzession sehr vorteilhaft sein. Sollte der Kreditnehmer nämlich insolvent werden, dann muss er nicht auf einen Teil der Insolvenzmasse warten, sondern kann die Forderungen nehmen, die ihm als Sicherheit zugesprochen wurde.
Die Mantelzession als Vollrecht
Die Mantelzession ist als Sonderfall der Sicherheitsabtretung ein Vollrecht. Das bedeutet, dass die Mantelzession eigenständig besteht und nicht von der Hauptforderung abhängig ist. Die Folge davon ist, dass bei einer vollständigen Rückzahlung des Darlehens, die Mantelzession nicht automatisch beendet ist. Allerdings hat der Kreditnehmer in diesem Fall das Recht, dass ihm die Forderungen zurück abgetreten werden. Praktisch ist es, wenn die Abtretung durch eine auflösende Bedingung bestimmt wird. Dann fallen die Forderungen automatisch an den Kreditnehmer, wenn die Kreditsumme zurückgezahlt wurde.
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