Der Begriff Margin besitzt in Deutschland zwei Bedeutungen. Zum einen ist „Margin“ die englische
Übersetzung des Wortes „Marge“. Besagte Marge bezeichnet eine Gewinnspanne, die beim Verkauf von
Produkten und Dienstleistungen erzielt wird. Ganz anders bei Börsengeschäften. Hier steht das Wort
Margin für eine finanzielle Sicherheitsleistung – und nur um die geht es im nachfolgenden Artikel. Näheres
zur „Gewinnerzielungs“-Marge können dagegen hier nachgelesen werden.
Inhalt
Margin – eine kurze Definition
Margin nennt der Finanzmarkt finanzielle Sicherheitsleistungen, die vor einem beabsichtigten Kauf
hinterlegt werden. Die Margin ist also für den Verkäufer eine Sicherheit dafür, dass der Käufer auch über
das für den geplanten Handel erforderliche Kapital verfügt. Oftmals wird die Margin auch „Einschuss“
genannt. Die Hinterlegung einer Margin ist insbesondere bei Börsentermingeschäften („Futures“) üblich.
Sie ähnelt in ihrer Funktion eher einem Pfand oder einem Depot und ist nicht als Anzahlung zu verstehen.
Grund der außerordentlichen Margin-Popularität an den Handelsplätzen ist:
Die Margin ermöglicht es Investoren, mit einem Bruchteil des sonst üblichen Hinterlegungskapitals an den
weltweiten Finanzmärkten zu handeln
Im Terminhandel sind übrigens nicht nur Investoren, sondern auch Verkäufer und Broker zur Hinterlegung
einer Margin verpflichtet. Im Bereich der Börsentermingeschäfte dient die Margin dazu, die
Glattstellungskosten „over night“, also über Nacht bis zum darauffolgenden Tag abzusichern.
Ablauf einer Margin-Transaktion
Zur Eröffnung einer Handelsposition übergibt der Investierende seinem Broker eine bestimmte Summe, die
dieser für ihn in einem Margin Account anlegt. Die Margin kann aus Buchgeld oder auch aus Wertpapieren
bestehen. Die Höhe der Summe basiert auf dem avisierten Handelsvolumen sowie auf der Erfahrung von
Trader und Broker. Die Margin beträgt grundsätzlich nur einen Bruchteil des tatsächlichen, geplanten
Ankaufswerts. Dabei ist die Margin-Spanne ist sehr unterschiedlich groß. Sie kann weit über 30 Prozent
oder aber auch unter einem Prozent der avisierten Handelsposition betragen. Die Margin-Höhe hängt vor
allem vom Typ der gehandelten Werte und vom gesamten, geplanten Handelsvolumen ab. Bei Devisen ist
die Marge in der Regel deutlich niedriger als etwa bei Rohstoffen.
Das Prinzip der Margin-Hebelwirkung
Ein Terminkontrakt im Wert von beispielsweise 10.000 Euro kann – eine zehnprozentige Margin
vorausgesetzt – mit 1.000 Euro Einschuss gesichert werden. In diesem Fall verzehnfacht der Investor sein
Investitionskapital quasi durch die Hintertür: er erkauft sich damit das Recht, seinerseits mit diesem
zehnfach überhöhten Terminkontrakt ( „future contract“) zu handeln. Man spricht hier von der Hebelwirkung
(„Leverage“) der Margin. Aus der vom Broker geforderten, prozentualen Marginhöhe lässt sich also die
maximale Hebelwirkung und auch die Gesamtsumme ableiten, mit welcher der Investor seinerseits
spekulieren kann. Dies darf er jedoch nur für einen begrenzten Zeitraum, denn ein Terminkontrakthandel ist
stets zeitlich befristet – daher auch der Name „Termin“. Jeder future contract hat folglich ein Ablaufdatum
und muss spätestens bis zu diesem Zeitpunkt erworben werden.
Der Anleger als spekulierender Verkäufer
Das geschilderte Prinzip funktioniert auch in die andere Richtung, hier tritt der Investor seinerseits als
Verkäufer auf. Auf diese Weise kann ein spekulierender Anleger einen Terminkontrakt verkaufen, trotzdem
er die Ware, welche diesem Kontrakt zugrunde liegt überhaupt nicht besitzt. Oft handelt es sich bei
Terminkontrakten um Rohstoffe (commodity futures) wie beispielsweise Öl. Es genügt, wenn er die für
einen bestimmten Öl-Terminkontrakt notwendige Margin hinterlegt um mit diesem Kontrakt zu spekulieren,
indem er ihn seinerseits auf dem Markt anbietet. Er muss den Vertrag jedoch vor dessen Ablauf
zurückkaufen um einen Gewinn zu erzielen – vorausgesetzt der Ölpreis ist in dieser Zeit gesunken. Falls
allerdings der Ölpreis währenddessen gestiegen ist, muss er die Verluste auch ausgleichen. Dies bedeutet,
er muss die Werte dann zu einem überhöhten Preis zurückkaufen. Gemäß dieser Methodik haben bereits
unzählige Börsenspekulanten ein Vermögen erworben – und mindestens ebenso viele haben sich dabei
verspekuliert und dabei nicht selten sogar ruiniert.
Gefahren der Hebelwirkung
Die beschriebene Art des spekulativen Margin-Handels mit Futures ist folglich hochriskant, aber das nicht
nur für den Investor. Der spekulative Margin-Handel führt auch zu massiven Verwerfungen auf den
internationalen Märkten. Denn aufgrund der beschriebenen Hebelwirkung werden enorme Werte an den
Finanzplätzen bewegt, und das ohne dass sie finanziell solide unterfüttert sind. Platzt eine dieser
Spekulationsblasen, kann dies die gesamte Weltwirtschaft erschüttern, so geschehen etwa bei der
Finanzkrise Anfang des Jahrtausends. Börsenfachleute und Wirtschaftswissenschaftler sehen daher den
nach wie vor kaum regulierten Anstieg solcher hochriskanter Spekulationsgeschäfte mit wachsender
Besorgnis. Sie vermuten, dass es durch Margin-befeuerte Spekulationsgeschäfte bereits zu massiven,
künstlichen Verteuerungen etwa bei Lebensmitteln, aber auch bei Rohstoffen kam und immer noch
fortlaufend kommt. So entwickelte sich beispielsweise 2005 aufgrund hemmungsloser Spekulationen
unzähliger größerer und kleinerer Anleger auf steigende Ölpreise eine gigantische Ölpreisblase. Diese
platzte 2008 aufgrund der Finanzkrise im Verbund mit einer stark nachlassenden Nachfrage nach Öl. Dies
ruinierte viele Anleger und bescherte den Erdöl-exportierenden Ländern massive Verluste. Das Entstehen
der beschriebenen Ölpreisblase war laut Expertensicht nur aufgrund der zuvor beschriebenen Margin-
Hebelwirkung möglich.
Kleines Margin-Begriffslexikon
Das Prinzip des Margin-Handels erfreut sich aufgrund der hohen Gewinnmöglichkeiten an überaus großer
Beliebtheit an den Finanzplätzen. Im Laufe der letzten Jahre tauchte der Begriff „Margin“ dort in immer
mehr bedeutungsvollen Doppel-Wörtern auf. Nachfolgend eine kleine Auswahl der derzeit wichtigsten und
geläufigsten:
- Additional Margin ist nur eine andere Bezeichnung für den gebräuchlicheren Begriff Initial
Margin. - Freie Margin („free margin“) ist die ungebundene Summe an Eigenkapital, die bereits dem Broker
vorliegt, aber von diesem noch nicht als Handelsposition platziert wurde. Sie kann also für die
Eröffnung neuer Handelspositionen verwendet werden. - Initial Margin wird die Margin zu Beginn des Termingeschäfts genannt. Es handelt sich
dabei also um eine geldwerte Sicherheitsleistung, die bei der Eröffnung einer Terminkontrakt-Position
gegenüber der Börsenaufsicht (Clearingstelle) geleistet wird. Jedoch ist eine Initial Margin
nicht immer erforderlich, dies hängt vom jeweiligen Terminkontrakt ab. - Margin Forex wird die Margin im Forex-Handel bezeichnet. Hier werden Devisen, also Währungen
und auch andere Kapitalanlagen zumeist Online gehandelt. Gerade im Forex-Handel ist die Margin
sehr niedrig. Nicht selten liegt sie unter einem Prozent und in der Regel zwischen einem und drei
Prozent. - Maintainance Margin ist nur ein anderes Wort für Initial Margin.
- Margin Account ist das vom Broker verwaltete und mit der Börsen-Clearingstelle verknüpfte
Konto. Der Broker zahlt dort die Margin des Investors ein. - Ein Margin Call wird vom Broker initiiert, wenn der Investor Kapital als Sicherheitsleistung
nachschießen muss, da die zuvor hinterlegte Margin nicht mehr zur Deckung ausreicht. Der Margin
Call ist ein Albtraum für den Investor, denn es ist eine Aufforderung an ihn zum finanziellen
Nachschuss und stets die Folge einer negativen Kursentwicklung. Man spricht hier auch von der
erforderlichen Erhaltungsmarge. Wird diese unterschritten, muss der Anleger Geld nachschießen. - Eine Premium Margin muss bei der Eurex als Sicherheit hinterlegt werden, wenn es sich um
Optionen handelt, die im Stock-Style-Verfahren abgerechnet werden. Dazu gehören beispielsweise
DAX- und Aktienoptionen. Solange die Optionsposition nicht abgelaufen ist oder wahrgenommen
wurde, bleibt die Premium Margin bestehen. Damit sollen Kosten abgedeckt werden, die bei der
nach jedem Börsenschluss anstehenden Glattstellungstransaktion entstehen könnten. - Die Variation Margin ist eine Art Aufstockung der bereits vorhandenen Margin. Diese wird
eventuell bei fallenden Kursen des Underlying (Basiswert im Optionsgeschäft) erforderlich. Sie dient
nach jedem Börsenschluss, der Glattstellung, also dem automatischen Ausgleich zwischen
Gewinnen und Verlusten.