Ein Warenfluss ohne Autorisierung von Händlern wird im Allgemeinen als grauer Markt bezeichnet. Hierbei
ist festzuhalten, dass er sich vom Schwarzmarkt insofern distanziert, dass dabei keine illegalen Güter in
den Handel einbezogen werden. Er fungiert als lediglich als ein alternativer Vertriebsweg zum üblichen
Verkaufsprozedere der Unternehmen. Zudem zeigt sich der Kontakt zwischen Unternehmer und Händler
als nicht existent. In der internationalen Betrachtung auch grey (oder gray) market genannt, unterliegen die
Vertriebswege dieses Handels keinen gesetzlichen Kontrollen – man spricht auch von einer „rechtlichen
Grauzone“.
Hinweis: An der Börse charakterisiert der graue Markt den inoffiziellen Handel mit Wertpapieren, im
speziellen mit Aktien. Vor der Erstemission werden diese schon von Händlern am Börsenmarkt aktiviert,
bevor sie überhaupt an der Börse mit einem entsprechenden Wert notiert worden sind.
Inhalt
Anwendung
Die Verwendung des Begriffes Grauer Markt steht oft in Bezug zu diversen Arbitragegeschäften. Dabei
nutzt ein Konsument die Preisunterschiede an verschiedenen Verkaufsstandorten aus. Oft sind diese
Differenzen durch rechtliche Einstufungen wie Zölle, Genehmigungen und Einfuhrbestimmungen der
einzelnen Länder entstanden. Somit fungieren mitunter Nachbarländer, aber auch nicht allzu ferne Länder
eines Kontinents als ideale Orte für graue Märkte. Für einen funktionalen grauen Markt bedarf es folgender
Voraussetzungen:
- Hersteller beliefern unterschiedliche Länder
- Unterschiedliche Preisniveaus der belieferten Länder
- Preisunterschiede schlucken Transportkosten und anfallende Abgaben
- Keine Handelsbarrieren zur Einschränkung des Handels
Der Vorteil bei der Preisgestaltung ergibt sich unter anderem durch eine Einführung eines Produktes an
einem Standort – in dem Fall in einem Land – an dem die Waren nicht hergestellt worden ist. Zudem darf
das Land ebenfalls nicht Zielland des Produzenten sein. Diese Produkte sind dabei wie die nachstehende
Auflistung der größten Sektoren des grauen Marktes zeigt, nicht unbedingt materieller Natur:
- Arzneimittel
- Pflegekräfte
- Uhren
- Einzelbelege
- Waffen
Aufgrund der mitunter sehr verschlungenen und nicht ganz offensichtlichen Bezugswege ist der graue
Markt durch wenig Transparenz gekennzeichnet. Dies kann in speziellen Situationen sogar schnell als
Übergang zum Schwarzmarkt gewandelt werden. Rein juristisch hält der Rechtsinhaber einer Marke die
Bestimmung auf die möglichen Absatzwege. Wird in einem speziellen Fall der Vertrieb einer Marke in
einem besonderen Land verboten, ergibt sich automatisch dort inländisch ein Schwarzmarkt für diese
Produkte.
Hinweis: Zur banalen Einstufung bestimmter Marktsegmente, kann der Begriff grauer Markt ebenso für die
Beschreibung der Zielgruppe älterer Menschen beziehungsweise Senioren Verwendung finden.
Wenn in einem Land Waren günstiger zu beschaffen sind, werden diese Umwege von Händlern gern in
Kauf genommen. Das höhere Preisniveau im Zielverkaufsland wird mittels dreier Formen des Imports
umgangen:
- Reimport – Bei einem teuren Angebot im Stammland des Herstellers, kauft der Händler im Ausland und
verkauft oft merklich günstiger als Handelspartner des Produzenten. - Parallelimport – Händler im Ausland kaufen nicht über offizielle Vertriebswege, sondern importieren
selbst, wenn die Preise im Stammland niedriger sind. - Lateralimport – Der Unterschied zwischen den Preisen zweier Exportländer wird mittels inoffizieller
Bezugswege ausgenutzt.
Graumarkt Arzneimittel
Als präsentes Beispiel für den grauen Markt dient der Sektor der Arzneimittel. Es ist üblich geworden, der
Drogenszene einer Stadt entsprechende Arzneimittel abzugeben. Diese Abgabe jedes
apothekenpflichtigen Mittels fern eines solchen Standortes bezeichnet einen grauen Markt. Bezüglich der
Abgabe von Arzneimittel in die Drogenszene ist gekennzeichnet wird durch die Verbreitung von
Substitutionsmitteln geprägt. Codein, Methadon und Subutex und weitere Mittel aus der Gruppe der
Benzodiazepine sowie diverse Stimulanzien dienen dabei dem als Gehirndoping bezeichneten Ausgleich.
Rein offiziell ist dieser Verkauf apothekenpflichtiger Mittel laut Arzneimittelgesetz in Deutschland zumindest
verboten.
Hinweis: Dem gefährlichen intravenösen Methadonkonsum wurde aufgrund von Methadontabletten bereits
erfolgreich entgegengewirkt.
Der graue Markt wird hierbei von zwei Seiten betrachtet. Zum einen bezeichnen Befürworter des
Graumarktes diesen als eine Art Glück im Unglück. Darin wird die Ausweitung der staatlichen Substitution
gesehen. Zudem steigere es die Flexibilisierung, sodass unberücksichtigte Gruppen der Gesellschaft als
adaptive Selbstversorger agieren können. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass diese
„Versorgung“ automatisch die Überdosierung aufgrund nicht bekannter Stoffschwankungen mindert, wie sie
beim Kauf auf dem Schwarzmarkt zutage tritt. Der graue Markt schafft somit eine Art Qualitätsstandard für
uneinsichtig erworbene Produkte fern der öffentlichen Vertriebswege. Als zusätzlicher Handelsplatz sichert
der Graumarkt somit die Qualität der ominös gehandelten Waren.
Hinweis: Die Weitergabe von Substitutionsmitteln führt allerdings das Ziel einer kontrollierten Abgabe
seitens offizieller Stellen auf dem grauen Markt ad absurdum. Der Handel über mehrere Instanzen verführt
zu eigenen Dosierungen und gefährlichen Mischungen zur Streckung – oft eine simple Strategie zur
Geldgewinnung Betroffener, welche ihre Kaufgarantie mittels größerem eigenen Budget aufrechterhalten
wollen.
Graumarkt Pflegekräfte
Die demografische Entwicklung – speziell auf Deutschland bezogen, aber auch in Europa gültig – zeigt
eine Veralterung der Gesellschaft. Aus diesem Grund werden auch in den zukünftigen Jahren viele Pflege-
und Haushaltskräfte benötigt. Diese unter dem Segment der Care-Arbeit bezeichnete Kompetenz wird
jedoch in vielen Ländern erstens wenig gefördert. Zudem zeigt sich dieses Berufsfeld bei der jüngeren
Generation selten als besonders reizvoll. Aus diesem Grund hat sich die Arbeitsmigration in diesem
Bereich nicht nur auf benachbarte Städte, sondern ganze Länder ausgeweitet. Von den mehr als drei
Millionen mit bewilligten Leistungen werden über 70 Prozent in den eigenen vier Wänden versorgt. Das
staatliche Pflegegeld sowie die ambulanten Pflegedienste können diesem Ansturm einerseits nicht mehr
nachkommen, andererseits stellen sie sich für die meist niedrigen Ersparnissen und Renten einfach als zu
kostspielig heraus. Dank der Pendelmigration von – vor allem osteuropäischen – Haushaltskräften sowie
Pflegepersonal werden diese Ausgaben auf bis zu einem Zehntel der ansonsten nutzbaren Unterstützung
gekürzt werden. Die Versorgungslücken werden mit diesen verlockenden Rahmenbedingungen daher von
Migranten geschlossen.
Hinweis: Es ist anzunehmen, dass etwa jede zehnte Person im Pflegehaushalt eine Hilfskraft in Arbeits-
und Pendelmigration darstellt.
Die Einstellung von Pflegekräften aus dem Ausland im Sinne der Arbeitsmigration ist zwar gesetzlich
zulässig. Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass länderspezifische Tariflöhne sowie in vielen Fällen mit
einem günstigeren Preis auch die qualifizierte Arbeit unterlaufen werden.
Graumarkt Uhren
Im Bereich der Luxuswaren ist in den letzten Jahrzehnten ein reger grauer Absatzmarkt entstanden. Die
Verbindung aus Statussymbol und einem viel günstigeren Preis lockt einige sparsame Markenliebhaber zu
regelrechten Einkaufstouren. Speziell im Segment der Uhren ist zu erkennen, dass der Verkauf von
Importprodukten sehr viel Gewinn abwirft. Der Bezug findet in der Regel über den Ankauf im Ausland statt.
Ohne hinter die Grenze der Kriminalität zu rutschen, ermöglichen die mitunter großen Differenzen an
Mehrwertsteuersätzen den durchaus moderaten Preis eines edlen Markenproduktes.
Hinweis. In der Regel dürfen ausschließlich Juweliere sowie Händler mit gültiger Konzession Uhren im
Luxuspreissegment verkaufen.
Ein weiterer Eintritt in den grauen Markt wird durch offizielle Händler eingeleitet. Mit dem Hersteller werden
im allgemeinen Absatzziele vereinbart. Werden diese vertraglich vereinbarten Anforderungen nicht erfüllt,
befinden sich die wertvollen Exemplare in Kürze im Umfeld nicht lizensierter Uhrenhändler wieder. Dabei
geht der offizielle Uhrenhändler ein gewisses Risiko ein. Sollte der Hersteller mit kritischem Auge davon
mitbekommen, droht der Entzug der Konzession.
Hinweis: Des Weiteren bestehen solche grauen Märkte ebenfalls im Bereich der Automobile, Kleidung
sowie Schmuck.