Der überkaufte Markt zeichnet sich durch enorme Kurssteigerungen aus. Ganz spezifisch stellt sich dieses Phänomen beim schnellen Anstieg der Wertpapiere dar. Damit liegt folglich keine Rechtfertigung für diesen raschen und zeitgerafften Anstieg in bestehenden Fundamentalanalysen zugrunde. Man spricht in diesem Fall von atypischen Kursentwicklungen am überkauften Markt.
Inhalt
Entstehung eines überkauften Marktes
Prognosen auf dem Aktienmarkt sind immer stark von den Stimmungen der Marktteilnehmer abhängig. Optimismus und Pessimismus spielen somit eine tragende Rolle bei der Entstehung von überkauften oder überverkauften Märkten – Zurückhaltung oder Kaufrausch entstehen neben externen Einflüssen aus Politik und Wirtschaft sowie internen Entwicklungen am Börsenmarkt auch zu einem gewissen Grad aus der persönlichen Charakteristik der Anleger heraus. Zur Entstehung eines überkauften Marktes muss lediglich eine generelle Situation vorherrschen. Die Grundlage dieses Spezialszenarios liegt in einem enormen Kaufinteresse bei gleichzeitig fehlendem oder unzureichendem Verkauf derselben Wertpapiere. Mit einer richtigen Bestimmung dieser zwei Extreme und der dazwischen befindlichen Trends locken dem Anleger somit richtig gute Renditen.
Praxis: Anleger sollten sich auf Aktien konzentrieren, welche unter ihrem 90-Tage-Durchschnittswert liegen. Zusammen mit dem Blick auf Aktentitel mit neuem Hoch- oder Tiefstand des Tages beziehungsweise der Woche gestaltet sich die Suche nach dem lukrativen Investment viel einfacher.
Relative Strength Index (RSI)
Um einen überkauften Markt zu quantifizieren, bedarf es einiger Hilfsmittel der Analyse. Diese Overbought-/Oversold-Systeme ordnen die tatsächlichen Verhältnisse in die jeweiligen Eigenschaftsfelder ein. Der Relative Stärke Index kann dem Anleger aufgrund der Interpretation des Basiswertes die Entscheidung für eine Aktivität auf dem Börsenparkett erleichtern. Dabei geben bestimmte Stände einen optimalen Zeitpunkt für einen Ankauf, aber auch einen Verkauf einer bestehenden Aktie vor. Für die Investitionsentscheidung gilt er somit als einer der wichtigsten Indikatoren.
Hinweis: Bei einem RSI über 70 zählt der Markt als überkauft.
Der Relative Strength Index dient dabei seit seiner amtlichen Einführung im Jahre 1978 durch Welles Wilder ebenso als eine Art Verkaufssignal. In Folge eines überkauften Marktes muss in Kürze mit einem anschließenden Hoch an Verkäufen gerechnet werden. Dies liegt in den sich androhenden Kursrückgängen begründet. Die Anleger und Börsenmakler sprechen in diesem Fall von einem Going Short. Die grundlegende Idee dahinter ist, den überkauften Markt als überteuerten Markt zu betrachten. Das Risiko bezüglich einer Kurskorrektur der Aktie sowie eine baldige Trendwende sind enorm hoch. Des Weiteren helfen auch folgende Systeme für eine bewusste und Gewinn bringende Entscheidung am Aktienmarkt:
- Stochastics
- MACD
- SMA
- OBOS Oszillator
Aber wie funktioniert diese Entscheidung per RSI? Die große Hilfe dieses Indikators liegt ganz klar im Aufzeigen von sich ankündigenden Trends. Diese werden hierbei in ihrer Geschwindigkeit gemessen – die vorausschauende Aktion am Markt kann demzufolge geplant werden. Des Weiteren wird durch diesen Index auch die Richtung des Trends aufgezeigt. Dies geschieht durch die diversen Ab- sowie Aufwärtsbewegungen des Aktienbasiswertes im Verhältnis zu der Zeit. Dabei pegelt sich der Indikator zwischen 0 und 100 ein, wobei ein Wert unter 50 auf einen Bärenmarkt – einem Abwärtstrend – hinweist. Entsprechend deutet ein Index über 50 auf einen Aufwärtstrend hin – einem Bullenmarkt. Die Zahl 70 als Grenzwert für einen überkauften Markt, sollte folglich zur Handlung aufrufen. Die Chance auf einen weiteren Anstieg der Aktie ist im Vergleich zu einer absteigenden Gegenreaktion des Kurses sehr viel geringer. Derweil signalisiert ein Wert bei 30 angesiedelt auf die lukrative Option eines zeitnahen Kursanstieges. Für einen Momentumindikator wie den Relative Strength Index bieten sich folglich auch diese Analyseoptionen an, um die Lage der Kurse am Aktienmarkt optimal zu betrachten:
- Analyse der Extremzustände
- Schnittpunkte aus Indikator und unterschiedlichen Linien im Chart
- Klassische Formationsanalyse
- Divergenzanalyse
Hinweis: Insbesondere Day-Trader profitieren vom RSI. Mit ihrer Aktivitäten regen sie oft zu kurzfristigen Gegenpositionen an, in der Regel wird dann der Wendetrend eröffnet.
Für Anleger signalisiert der Relative Strength Index zudem eine Kaufoption bei einem Wert ab 50. In diesen Fällen wird der Investor die Long-Position eingehen und vom vorherrschenden positiven Trend auf den Basiswert profitieren. Zu diesen scheinbar einfachen Aussagen des Indikators gesellt sich jedoch ebenso eine mögliche Seitwärtsbewegung des Aktienkurses zu den möglichen Situationen. Nur aufgrund des Wertes 50 beim RSI zu handeln, stellt sich demzufolge als fast schon naiv heraus. Es ist festzuhalten, dass der RSI nur als ein Indikator fungiert. Nach seinen Werten ist keine automatische Kursentwicklung an der Börse notiert. Aufgrund weiterer Einflussgrößen auf die Entwicklung einer Aktie sollte niemals nur auf einen Indikator wert gelegt werden.
Hinweis: Es ist festzuhalten, dass der Indikator volatiler ist, wenn er auf kurze Zeiträume angewandt wird. In der Regel begutachten Aktive am Aktienmarkt den RSI im Puffer von 14 Kerzen im Chart. Ohne empfohlene Festlegung aufgrund der unterschiedlichen Findung von optimalen Zeiträumen haben sich auch Perioden von 7, 9 oder 25 Kerzen als frequentiert erwiesen. Mit längeren Zeiträumen werden allerdings auch weniger Signale bewirkt. Die genaueste Bestimmung erfolgt bei der Chartanalyse auf Basis der Tageskerzen. Aus einem Muster aus Tälern und Spitzen ergeben sich folgende Kriterien als Instrumente der Interpretation einer Kursentwicklung:
Bollinger Bänder – Mittels eines 20-Tage-Charts und dem Eintrag von obigem beziehungsweise unterem Band jeweils zwei Standardabweichungen vom Gleitenden Durchschnitt (GD) entfernt, lässt sich die normale Preisverteilung ermitteln – unterhalb der Bänder weist auf einen überverkaufter Markt, oberhalb der Bänder auf einen überkauften Markt hin.
Divergenz – Sollten sich zwei Indikatoren nicht gegenseitig bestätigen, spricht man von einer Divergenz. Diese deutet oft auf einen Trendwechsel hin.
Doji – Sollte sich eine Kerze oder ein Bar bei Eröffnungs- sowie Schlusskurs auf dem gleichen Level befinden, ist von einem Doji die Rede. Er gibt Auskunft über ein Ende der Kursbewegung oder eine Seitwärtsbewegung.
Doppeltop – Dank zweier ausgewiesener Gipfel kann auf den Abschluss einer Trendumkehr hinweisen, wenn das mittlere Tal nach unten durchbrochen worden ist.
Hinweis: Der Relative Stärke Index ist nicht mit der Relativen Stärke Analyse zu verwechseln, bei der man die verschiedenen Indizes der globalen Wirtschaft miteinander vergleicht.
Slow Stochastik
Dieser von G. C. Lane entwickelte Indikator dient neben dem RSI als verlässliche Signalquelle für nahe Trendwenden und Kursentwicklungen. Zugrunde liegt hierbei die Theorie, dass bei Kursrückgängen das Phänomen der Schlusskurse hin zu den Tagestiefstkursen zeigt. Dementsprechend deutet der Schlusskurs bei zu erwartenden Anstiegen eher zu den Tageshöchstkursen. Aus diesem Grund wird dieser Indikator vor allem für die Suche von Wendepunkten bezüglich der Kursentwicklung verwendet. Der schmale Grad zwischen überkauftem beziehungsweise überverkauften Markt und der fortführenden Entwicklung kann folglich klarer benannt werden. Bei diesem System fungieren die Werte 20 und 80 als Signalgrenzen für den jeweilig charakterisierten Markt.
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