Der Marktlagengewinn wird auch als Q-Gewinn bezeichnet. Es handelt sich um einen sogenannten dynamischen Gewinn, der plötzlich, unterwartet und außergewöhnlich zu Veränderungen in der Marktentwicklungen zeigt. Durch die Veränderungen auf dem Markt kommt es entweder zu zusätzlich anfallenden Kosten, es findet eine Kostensenkung statt oder die Nachfrage steigt auf einen Schlag unerwartet an. Grundsätzlich kommt der Marktlagengewinn in der Weltwirtschaft vor, bei denen es Unternehmen gibt, die eine Monopolstellung bekommen, wenn es zu einer Veränderung auf dem Markt kommt.
Inhalt
Die Geschichte des Marktlagengewinns
David Ricardo, ein englischer Ökonom machte die Veränderung der Marktlage schon im Jahr 1817 zu einem bedeutsamen Thema. Eine wissenschaftliche Darstellung des Marklagengewinns ist auf Erich Preiser zurückzuführen, der 1955 eine Fachliteratur zu diesem Thema veröffentlich hat. Preiser nutzte auch zum ersten Mal den Begriff Q-Gewinn, wobei der Begriff schon von John Maynard Keynes verwendet wurde. Zudem nutzten die Ökonomen auch noch andere Namen, wie zum Beispiel windfall gains oder windfall profit. Der Marktlagengewinn gehört zu den dynamschen Gewinnen, der nicht geplant werden kann. Die Marktentwicklungen treten in so einem Fall unverhofft und zufällig auf. Sie können nicht geplant werden und aus dem Grund wird der Marktlagengewinn auch als dynamischer Gewinn bezeichnet. Einige Ökonomen nennen ihn auch Knappheitsgewinn. Er kann nicht kalkuliert werden. Im Grunde bedeutet es, dass der Marktlagengewinn nicht von dem Unternehmer und dessen Leistungen abhängt, sondern von den Veränderungen auf dem Markt, die plötzlich und unverhofft auftreten.
Ursachen des Marktlagengewinns
Damit es zu einem Marktlagengewinn kommt, muss es zu einem Ungleichgewicht kommen. Beispiele sind vielseitig und es kann dafür die verschiedensten Gründe geben. Beispielsweise können Hamsterkäufe oder die Insolvenz eines Unternehmens zu einem Ungleichgewicht am Markt führen.
Als Beispiel bietet sich die Corona-Krise 2020 an. Zu Beginn des Jahres kam der Corona-Virus durch einreisende Menschen nach Europa. Seinen Beginn nahm die Krise aber schon in China und die Folgen waren verheerend. Menschen sind gestorben und das ging schon sehr früh in den Medien los. Mitte März wurde auch Europa von dem Corona-Virus heimgesucht und es kam, aufgrund der Informationen aus den Medien, zu Panikkäufen oder Hamsterkäufen. Die Verbraucher kauften haltbare Lebensmitten wie Nudeln, Reis, Mehl und Zucker in Massen. Auch Zewa und Toilettenpapier wurde gehortet. Einige Verbraucher bekamen kein Toilettenpapier mehr. Damit konnten die Produzenten von Toilettenpapier nicht rechnen und somit kam es zu einer Änderung des Marktes. Plötzlich war Toilettenpapier das A und O. Einige Unternehmen, die das Toilettenpapier produzieren, haben diese Veränderung des Marktes ausgenutzt und die Preise deutlich angehoben und trotzdem wurde es gekauft.
Eine weitere Ursache für den Einsatz des Marktlagengewinns zeigt sich bei der Insolvenz eines Unternehmens. Heute gibt es zahlreiche Unternehmen, die in den gleichen Bereichen arbeiten. Allein das sorgt dafür, dass die Konkurrenz sehr groß ist. Mit der Zeit finden sich die Unternehmen damit ab, aber es kann passieren, dass ein Unternehmen der Konkurrenz nicht mehr gerecht werden kann und Insolvenz anmelden muss. In einem solchen Fall haben die anderen Unternehmen der gleichen Branche einen deutlichen Vorteil. Ein Konkurrent ist weg und somit müssen die Verbraucher oder Unternehmen ihre Waren bei den restlichen Unternehmen kaufen. Für das Unternehmen sorgt das für einen höheren Umsatz. Auch hier wird von einer plötzlichen Marktveränderung gesprochen und es kommt zum Marktlagengewinn.
Auch im Bereich der Grundstücke ist der Marktlagengewinn bekannt. Der Wert eines Grundstücks kann sich verändert, wenn das Grundstück zum Beispiel in Bauland umgewandelt wird oder durch öffentliche Erschließungsmaßnahmen deutlich verbessert wird. Im Vorfeld ist bei einem Grundstück nicht zu erkennen, ob der Wert in Zukunft steigen wird. Somit handelt es sich, wenn es zu einer Wertsteigerung kommt, um einen Marktlagengewinn. Die Umwandlung in Bauland ist bei einem Grundstück die häufigste Variante.
Die Besteuerung von Marktlagengewinnen
1980 führte das Kabinett Cartner eine spezielle Steuer ein, die Crude Oil Windfall Profit Tax. Der Grund war einfach, dass es im Jahr 1979 zu einer Ölpreiskrise kam. Die erdölfördernden Unternehmen machten sehr hohe Gewinne und der Staat wollte an den Gewinnen natürlich auch Gewinn machen. Allerdings wurde die Besteuerung schon im Jahr 1988 wieder abgeschafft.
Die Labour-Regierung sorgte 1997 für eine Besteuerung in Großbritannien, die sich auf privatisierte Versorgungsunternehmen bezog. Diese Unternehmen unterhielten ein Monopol und hatten, laut Regierung, unverhältnismäßig hohe Gewinne. Die Gewinne sollten auch für den Staat gut sein und so kam es zu einem Steuergesetz.
Allerdings wurde von der OECD häufig kritisiert, dass der Windfall Tax, unter dessen Namen die Besteuerung bekannt wurde, nicht von den betroffenen Kreisen gezahlt wurde, welche die Gewinne bekamen. Die Personen hatten zum Zeitpunkt der Besteuerung die betreffenden Aktien schon wieder verkauft und mussten somit keine Steuern auf die hohen Gewinne zahlen.
Grundsätzlich müssen alle Gewinne natürlich versteuert werden. Dazu gibt es in Deutschland die Abgeltungssteuer. Dazu kommen der Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer. Die deutschen Anleger zahlen zwischen 26 und 28% Steuern auf Gewinnen von Aktien und Dividenden. Grundsätzlich gibt es auch einen Freibetrag und wenn die Gewinne aus den Aktien unterhalb des Freibetrages bleiben, dann sind keine Steuern zu entrichten. Allerdings wird die Abgeltungssteuer direkt an der Quelle einbehalten. Aus dem Grund wird sie auch manchmal als Quellensteuer bezeichnet. Die Quelle ist in der Regel immer das Kreditinstitut, das die Kursgewinne automatisch bekommt. Gewinne und Verluste werden von dem Kreditinstitut sofort verrechnet und die Differenz muss versteuert werden. Die Steuern werden direkt an das Finanzamt gezahlt, so dass der Anleger keine Arbeit damit hat.
Freibeträge helfen beim Sparen von Steuern
Kleinanleger haben einen großen Vorteil, denn sie können von den Freibeträgen profitieren. Gewinne, die unter 801 Euro liegen, müssen nicht versteuert werden. Das gilt allerdings nur für Alleinstehende. Paare beziehungsweise Verheiratete können auf einen Freibetrag von 1.602 Euro hoffen. Das ist aber nur möglich, wenn das Kreditinstitut einen Freistellungsauftrag eingeräumt hat. Ansonsten werden die Steuern automatisch eingezogen. Aber das ist kein Beinbruch, denn bei der nächsten Steuererklärung kann man sich das Geld wiederholen.
Sollte der Gewinn unterhalb des Freibetrages liegen, dann besteht die Möglichkeit, dass eine sogenannte Nichtveranlagungsbescheinigung interessant sein könnte. Mit der Nichtveranlagungsbescheinigung besteht, einfach gesagt, die Möglichkeit, dass keine Steuern gezahlt werden müssen, auch wenn der Gewinn höher als 801 Euro liegt.
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