Hinter dem Begriff Mehrfachnotierung wird häufig auch das sogenannte Zweitlisting verstanden. Hierbei handelt es sich um eine Zulassung bzw. eine Börsennotierung von Aktien und anderen Wertpapieren, die ebenso in einem anderen Land zeitgleich angeboten werden können. Wenn ein solches Wertpapier an verschiedenen Finanzmärkten im Angebot ist, kann der Anleger durch diese Mehrfachnotierung höhere Renditechancen erhalten. Grund hierfür sind die wechselnden Währungskurse in den verschiedenen Ländern.
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Die Entwicklung der Mehrfachnotierung
Mit einer Mehrfachnotierung hatten Aktiengesellschaften früher eine gute Möglichkeit, sind in einem anderen Land an der Börse notieren zu lassen. Auf diese Weise wurde eine größere Investorengruppe angesprochen. Interessant ist, dass vornehmlich die amerikanischen Gesellschaften so nach Europa strebten. Aber auch europäische Unternehmen gelangten auf diese Weise an die nordamerikanische Börse.
Jedoch erforderte ein solches Zweitlisting höhere Gebühren und erforderten zudem Investorenmobilität. Die großen Investoren besitzen mittlerweile jedoch selbst über eigene Niederlassungen an den wichtigsten Finanzplätzen, sodass die Unternehmen nicht erst zu diesen kommen müssen. Aus diesem Grund hat die Mehrfachnotierung in den letzten Jahren nachgelassen. Bei dieser Börsennotierung werden vornehmlich professionelle und weltweit tätige Anleger angesprochen und weniger die Kleinanleger.
Nicht unerwähnt bleiben muss, dass sehr hohe Anforderungen in den jeweiligen Ländern erforderlich sind, um eine Mehrfachnotierung möglich zu machen. Diese variieren von Land zu Land und können einige Unternehmen daher auch abschrecken, dort an die Börse zu gehen.
Die aktuelle Form der Mehrfachnotierung wird durch eine Globalnotierung per global registrierter Aktie gebildet. Hierbei handelt es sich um eine Verbriefung von Unternehmensanteilen in Aktien, die an vielen internationalen Börsen zum Handel zugelassen sind. Zu den bekanntesten Aktien gehören die der DaimlerChrysler AG, welche die erste wirkliche global registrierte Aktie darstellt. Diese besondere Aktie wird in Prospekten in verschiedenen Sprachen angeboten. Sie macht aber auch die Einrichtung von sogenannten Transferagenten in verschiedenen Ländern erforderlich. Der Verwaltungs- und Gebührenhaushalt ist dementsprechend nicht zu unterschätzen. Dennoch lohnt es sich natürlich für einen solchen Groß-Konzern.
Ursprünglich nutzen auch die deutschen Konzerne E.ON, Bayer und BASF diese Art der Mehrfachnotierung. Sie wurde jedoch aufgegeben, da diese Unternehmen nunmehr ausschließlich auf ein Listing in Deutschland setzen. Zuletzt kündigte im Jahr 2009 die Allianz-Gruppe ihre Mehrfachnotierung.
Mehrfachnotierung in Form von Hinterlegungsscheinen
Eine Alternative zur Mehrfachnotierung stellen die Hinterlegungsscheine dar, für die sich viele Unternehmen mittlerweile entschieden haben. Es handelt sich um eine verhältnismäßig günstige Lösung, um die eigenen Aktien auch im Ausland handeln zu können. Dies geschieht zum Beispiel über die European Depositary Receipts, die American Depositary Receipts sowie die Global Depositary Receipts. Bei einem Depository Receipts handelt es sich um einen besonderen Hinterlegungsschein und gleichzeitig um ein Zertifikat, welches das Eigentum der Aktie verbrieft. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel noch die in Brüssel gelistete International Depository Receipts, die in Amsterdamm gelistete Dutsch Depository Receipts, die in Stockholm gelistete Swedish Depository Receipts und die Singapore Depository Receipts.
Hierbei muss der Konzern seine eigenen Aktien nicht mehr im Ausland notieren. Die Handelbarkeit erfolgt über eine mittelnde Investmentbank, die in den beteiligten Ländern vertreten ist. Im Heimatland werden die eigentlichen Aktien hinterlegt und die Investoren aus dem Ausland nehmen an einem indirekten Handel teil.
Der Unterschied zur herkömmlichen Aktien-Notierung
Bei einer normalen Notierung handelt es sich um eine offizielle, öffentliche und dokumentierte Preisfeststellung einer Aktie am Markt. Gleichzeitig bescheinigt diese die Zulassung für das Unternehmen, den Handel an einer Börse durchführen zu dürfen. Dies wird allgemein als Börsennotierung verstanden.
Es gibt die fortlaufende Notierung und den Einheitskurs. Die Preisfeststellung bei einer fortlaufenden Börsennotierung erfolgt in regelmäßigen Abständen bzw. in kurzen Intervallen. Beim Einheitskurs wird der Aktienpreis nur einmal am Tag festgelegt. Interessant ist, dass eine solche Notierung nicht nur den Aktienmarkt betrifft, sondern auch an der Fleisch- und Viehmarktbörse, an den Nahrungsmittelmärkten sowie an den Rohstoffmärkten anzutreffen ist.
Seit November 2007 wird die Börsennotierung (Handelseinführung) von Wertpapieren an der deutschen Börse durch das Finanzmarktrichtlinie-Umsetzungsgesetz, kurz FRUB, geregelt. Hierin werden die Bestimmungen der europäischen Richtlinie 2004/39/EG über die Finanzmärkte in das nationale Recht umgesetzt.
Die Mehrfachnotierung stellt den Handel von Aktien eines Unternehmens an mehreren Börsen dar. Da in heutiger Zeit jedoch fast ausschließlich der Computerhandel vorherrscht, spielt die Mehrfachnotierung keine große Rolle mehr. Im Computerhandel konzentriert sich die Marktliquidität auf den Hauptnotierungsplatz. Dieser liegt in aller Regel im Heimatland. Aus diesem Grund kam es in den letzten Jahren, wie zuvor erwähnt, zum sogenannten Delisting. Mehrere große Konzerne führten einen Börsenabgang von internationalen Handelsplätzen durch.
Gründe für eine Mehrfachnotierung
Seinerzeit versuchten Großkonzerne an viele internationalen Börsen ihre Aktien zu veräußern. Damit sollte die eigene Liquidität erhöht werden. Ebenso wurde es Investoren aus anderen Ländern erleichtert, von bekannten und aufstrebenden Aktiengesellschaften zu profitieren. Diese konnten sich im Heimatland nun ebenfalls mit Aktien eindecken und wurden Beteiligte an bekannten Marken. Das Unternehmen selbst konnte seine Vormachtstellung und Marktmacht diesbezüglich international ausweiten.
Die deutsche Bayer AG war bis 2007 zum Beispiel auch an der New Yorker Börse, der NYSE gelistet. Ebenso war Bayer aber auch bis 2001 in London an der LSE notiert. Erst durch den Computerhandel konnten die Marktliquidität auf den Hauptnotierungsplatz in Deutschland konzentriert werden. Wie bereits eingangs erwähnt, zogen sich viele große Aktiengesellschaften daher aus der Mehrfachnotierung zurück.
Xetra als Alternative für eine Mehrfachnotierung
Bei der Xetra handelt es sich um einen Börsenhandelsplatz der Frankfurter Wertpapierbörse. Er stellt den hierzulande bedeutendsten Börsenhandelsplatz dar und besitzt etwa 90 % im Aktienhandel sowie bei börsengehaltenen Fonds. Hinter der Abkürzung steht die Bezeichnung für eXchange electronic trading, also der elektronische Börsenhandel. So benötigt die Zulassung von Wertpapieren an dieser Börse keine besondere Zulassung. Neu gelistete Aktien werden am Handelsplatz Xetra automatisch an der Frankfurter Börse einbezogen. Die Trägergesellschaften von Xetra sind die Deutsche Börse AG und die Börse Frankfurt Zertifikate AG. Es sind weltweit Kooperationspartner angeschlossen, sodass auch ein internationaler Börsenhandel funktionieren kann. Um eine Preiskontinuität und sogenannte Mistrades zu vermeiden, wurden entsprechende Schutzmechanismen eingeführt. Hierzu gehören zum Beispiel die Volatilitätsunterbrechung, die Market-Order-Unterbrechung und die Liquiditätsunterbrechung. Der Handel erfolgt nach strengen Regeln, die für alle Marktteilnehmer gleichermaßen gelten. Eine unabhängige Marktaufsicht wacht über diesen Börsenplatz. Aus diesem Grund hat eine Mehrfachnotierung an mehreren Börsenplätzen heute so gut wie keine große Bedeutung mehr.
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