Hinter dem Begriff Mischkonzern verbirgt sich auch die Bezeichnung für Konglomerat oder Multikonzern. Hierbei handelt es sich um ein Unternehmen, welches mithilfe seiner Tochterunternehmen das Produktangebot bzw. die Dienstleistungen stark erweitert. Diese Art von Diversifizierung weist in aller Regel verschiedene Wertschöpfungsketten auf, so dass das Unternehmen in verschiedenen Branchen tätig sein kann. Wichtig ist, dass alle angeschlossenen bzw. integrierten Tochterunternehmen nicht miteinander im Wettbewerb stehen. Eine solche Diversifikation erreicht das Stammunternehmen durch seine geschäftlichen Aktivitäten in unterschiedlichen Branchen. Hierzu gehören zum Beispiel die Bereiche Telekommunikation, Energietechnik, Finanzdienstleistungen oder Medizintechnik. Als Konglomerat werden mitunter aber auch undurchsichtige und schwer nachvollziehbare Geschäftsbeziehungen oder Beteiligungsstrukturen verstanden.
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Welche Vor- und Nachteile bei Mischkonzernen gibt es?
Wirtschaftsexperten haben in Bezug auf Mischkonzerne geteilte Meinungen. Auf der einen Seite wird die Bildung befürwortet. Durch die Streuung der Risiken lassen sich einseitige Abhängigkeiten einzelner Branchen vermeiden. Durch eine Machtkonzentration lässt sich das Eigenkapital auch wesentlich schneller und effizienter investieren. Besonders positiv ist, dass ohne langwierige Verhandlungen mit kreditgebenden Banken bzw. Investoren die verlustbringenden Teilbereiche saniert werden können. Das Stammunternehmen entscheidet selbst, ob diese Bereiche vielleicht auch verkauft werden oder ob neue Betätigungsfelder erschlossen werden.
Ebenfalls zu den Vorteilen gehört ein einheitliches Management. Das professionelle Management bietet eine höhere Effizienz in Bezug auf die gesamte Unternehmensführung. Dies hat zum Beispiel der General Electric Konzern mit seiner Six-Sigma-Methode bewiesen. Hierbei handelt es sich um ein Managementsystem zur Prozessverbesserung sowie ein Qualitätsmanagement.
Auf der anderen Seite bezeichnen die Kritiker von Mischkonzernen diese häufig als Gemischtwarenladen. Angeblich sollen durch Verzettelungen der Aktivitäten mögliche Reibungsverluste zwischen den einzelnen Tätigkeitsbereichen hervorgerufen werden. Von mangelnden Synergieeffekten ist häufig ebenfalls die Rede. Ein homogener Konzern, der nur in einer einzigen Branche tätig ist, könnte Fremdleistungen wesentlich einfacher in größeren Mengen einkaufen und somit auch die besseren Preise erzielen.
Durch die Machtkonzentration des Stammunternehmens könnten aber auch Entscheidungen für Tochterunternehmen getroffen werden, auch wenn die Manager in diesem Bereich nicht über ausreichende Fachkenntnisse verfügen würden. Teure Fehlentscheidungen seien insoweit vorprogrammiert.
Ziel sei eine Minimierung des Anleger-Risikos über effiziente und gestreute Investmentfonds. Wie die Praxis jedoch gezeigt hat, schaffen die erfolgreichen Mischkonzerne, wie General Electric oder die Tata-Group diese Hürde. Diesbezüglich handeln diese Konzerne unter einem Dach mit einer übergreifende Corporate Identity als sogenannte Finanzholding. Hier findet nur eine geringe Einmischung in das operative Tagesgeschäft statt.
Welche Beispiele an Mischkonzernen gibt es?
Einer der bekanntesten Mischkonzerne stellt die frühere General Electric, heute kurz GE dar. Dieser Konzern hat in zahlreichen, traditionellen Bereichen der Elektrotechnik investiert und expandiert. So wurden Produkte für Industrieanlagen ebenso hergestellt, wie moderne Haushaltsgeräte für den Endverbraucher.
Ebenfalls ein Mischkonzern stellt die von Hugo Stinnes 1892 gegründete Hugo Stinnes GmbH dar. 1923 kaufte der Unternehmen sich seinen eigenen deutschen Mischkonzern zusammen. Hierzu gehörten die Branchen Theater, Ölhandel, Baumärkte und Reifendienste. Seit 1920 kontrollierte Stinnes bereits ein Viertel der gesamten Ruhrgebietsproduktion.
Recht bedeutend ist auch die deutsche Siemens AG. Auch dieser Konzern ist in der Forschung und Entwicklung, in der Medizin, in der Industrie, bei der Herstellung von Haushaltsgeräten bis hin bei der Entwicklung von Lokomotiven tätig.
Interessant ist, dass die Gründer von Mischkonzernen häufig selbst das Zepter in der Hand halten. Dies ist zum Beispiel auch bei der Tata-Group in Indien der Fall. Ebenfalls dürfen hier die südkoreanischen Jaebeol nicht unerwähnt bleiben. Diese familienkontrollierten Mischkonzerne sind weltweit vertreten. Hierzu gehören zum Beispiel die bekannten Marken Samsung, Hyundai oder Hanjin.
Schließlich muss auch der amtierende US-Präsident Donald Trump mit seiner Trump-Organization erwähnt werden. Er gründete seinen eigenen, lukrativen Mischkonzern, der heute aus 515 Firmen besteht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Japan die familienkontrollierten Mischkonzerne, die sogenannten Zaibatsu verboten. Stattdessen entwickelten sich mit den Keiretsu ein neues Modell. Die beteiligten Unternehmen banden sich durch Überkreuzbeteiligungen aneinander. Alle wurden durch eine zentrale Hausbank gesteuert.
Gibt es regionale Unterschiede?
Im asiatischen Wirtschaftsraum haben Mischkonzerne nach wie vor eine große Bedeutung. In Europa und auch in den Vereinigten Staaten geht die Tendenz jedoch so langsam wieder zurück. Seit den 90er Jahren versuchen die Konzerne ihre verbliebenen Konglomerate zu entflechten. Man möchte sich wieder auf die eigentlichen Kernkompetenzen konzentrieren. Es sollen nur diejenigen Unternehmensteile bewahrt bleiben, die dem eigentlichen Unternehmenszweck dienlich sind.
Ähnlich wie in Japan handelt es sich auch bei deutschen Konglomeraten um Überkreuzbeteiligungen mit der Finanzbranche. Bei Beispiel hierfür stellt die Deutschland AG dar. Seinerzeit wurden noch enorm hohe Steuern erhoben, wenn Beteiligungen verkauft wurden. Erst als die Veräußerung steuerfrei wurde, begann die eigentliche Entflechtung der Deutschland AG. So wurden viele Beteiligungen und Tochterunternehmen von sogenannte Private-Equity-Firmen erworben. Nachteilig erwies sich hierbei, dass die Private-Equity-Firmen die Unternehmenserträge der erworbenen Tochterunternehmen nur durch Abbau von Arbeitsplätzen erhöhten.
Die 5 bedeutendsten Mischkonzerne
Auf Platz 1 steht die General Electric, die zu den ersten Unternehmen gehörte, die im Dow Jones Index gelistet war. Bis heute hat sich das Unternehmen dort gehalten. Hierzulande ist GE mit folgenden Sparten vertreten: GE Oil & Gas, GE Energy Management, GE Power & Water sowie GE Capital. Das in Fairfield, Connecticut ansässige Unternehmen verfügt weltweit über 300.000 Mitarbeiter. Interessant ist, dass im Jahr etwa 400 Fusionen oder Firmenübernahmen vollzogen werden.
Auf Platz 2 steht der Mischkonzern 3M. Dahinter verbirgt sich die Bezeichnung für Minnesota Mining and Manufactoring. Der Konzern produziert mehr als 50.000 verschiedene Produkte. Neben Hochleistungsklebstoffe, Pflaster, Schleifmittel, Projektoren, Beamer und Stethoskope ist 3M mit seinen kleinen Klebezetteln Post-It´s bekannt geworden.
Auf dem dritten Platz steht die amerikanische United Technologies Corporation. Das Unternehmen mit Sitz in Hartford in Connecticut hat sich auf Technologieprodukte spezialisiert. Hierzu gehört auch das Label Carrier, welches für Heizungs-, Lüftungs- und Klimageräten weithin bekannt ist. Darüber hinaus entwickelt und vertreibt der Konzern unter dem Label Otis Aufzuganlagen und Rolltreppen. Hierin ist UTC auf der Welt führend.
Auf dem vierten Platz steht die deutsche Siemens AG. Das Unternehmen hat sowohl in München als auch in Berlin seinen Stammsitz. Das 1847 gegründete Unternehmen ist in den Bereichen Medizintechnik, Industrie, Energie und Infrastruktur vertreten. Selbst Züge für die Deutsche Bahn werden entwickelt. Aber auch Computer-Tomographen, Röntgengeräte, Generatoren und Turbinen gehören zum Produktsortiment.
Auf Platz 5 steht die Honeywell International. Dieser Mischkonzern ist in der Luft- und Raumfahrt, im Bereich der chemischen Industrie, bei Transportsystemen sowie bei Haushaltsgeräten und Klimageräten tätig. Der Konzern ist in New Jersey ansässig.
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