Mit dem Begriff Niedrigenergiehaus werden Neubauten oder auch sanierte Altbauten bezeichnet,
die das jeweils gesetzlich geforderte energietechnische Anforderungsniveau unterschreiten. In
Deutschland gilt das Anforderungsniveau der Energieeinsparverordnung (EnEV – seit 1. Februar
2002 gültig). Darin wird in Abhängigkeit vom Kompaktheitsgrad der spezifische
Transmissionswärmeverlust des Gebäudes begrenzt. Werden die vorgegebenen Grenzen
eingehalten und nicht überschritten oder unterschritten, darf ein Haus als Niedrigenergiehaus
bezeichnet werden.
Inhalt
Niedrigenergiehaus – Bau- und Sanierungskonzepte
Niedrigenergiehaus ist im Grunde nur ein Oberbegriff für viele verschiedene Konzepte für die
Sanierung oder einen Neubau. Zu den Niedrigenergiehäuser zählen:
- Effizienzhaus
- Passivhaus
- Nullenergiehaus
- Plusenergiehaus
Die Bau- und Sanierungskonzepte können sich für ein reales Gebäude durchaus überschneiden.
Auch werden unterschiedliche Messwerte angelegt. So wird teils vorwiegend die Wärmeenergie
beachtet, während insbesondere beim Null- und Plusenergiehaus der gesamte Energiebedarf,
also auch Strom für Gerätebetrieb, Beleuchtung, Haustechnik usw. einbezogen wird. Bei einer
üblichen Sanierung, insbesondere von Altbauten für die Vermietung, geht es um effiziente
Wärmedämmung und Wärmetechnik. Eine alternative Stromversorgung der Wohnungen ist
Bestandteil der meisten Sanierungen. Dennoch haben Maßnahmen für Niedrigenergie beim
Bauen und Sanieren insgesamt Einfluss auf die CO² Bilanz.
Die wichtigsten Faktoren für ein Niedrigenergiehaus sind die luftdichte Außenisolierung, eine
bedarfsgerechte Lüftung, energiesparende Heiz- und Warmwassertechnik. Beim Neubau spielen
die Ausrichtung des Hauses und Großverglasungen nach Süden sowie eine kompakte
Gebäudeform eine Rolle.
Als internationaler Richtwerte für Heizenergie bei Niedrigenergiehäusern gilt ein Verbrauch von
höchstens 70 KWh auf den m² pro Jahr (EnEV 2009 – Energieeinsparverordnung). Weitere gültige
Richtlinien gelten sowohl landesweit wie sowohl regional, in Deutschland für einzelne
Bundesländer.
Neubau oder eine Sanierung für ein Niedrigenergiehaus der verschiedenen Unterteilungen der
Aufzählung werden von KfW (Kreditinstitut für Wiederaufbau) mit sehr günstigen Darlehen
gefördert. Die Zinsen liegen vielfach bei 0,75 %. Zusammen mit weiteren Bauforderungen für
private Bauherren lohnt sich die Planung für ein Effizienz-, Passiv- oder Nullenergiehaus, da über
den beträchtlichen Einfluss auf die Umwelt auch dauerhaft hohe Einsparungen an Energiekosten
erreicht werden.
Effizienzhaus
Der Begriff Effizienzhaus stammt aus den Förderstandards der KfW. Für ein Effizienzhaus werden
unterschiedliche Energiestandards bemessen. Bemessen wird der Primärenergiebedarf pro Jahr.
Als Messgröße gilt der Vergleich mit einem Referenzhaus. Die KfW hat für die verschiedenen
Förderungen Staffelungen geschaffen. Danach gibt es das Effizienzhaus 55, 70, 85, 100 und 115.
Dabei wächst die Energieersparnis des Gebäudes jeweils mit der höheren Bewertungszahl.
Besondere Regelungen gibt es für eine Sanierung von Gebäuden mit Denkmalsschutz über den
Standard „KfW-Effizienzhaus Denkmal“.
Beispiele für die Bau-, Sanierungsziele:
- Effizienzhaus 115 – Dämmung Außenwände 14 cm, Dämmung Dach 20 cm, Neufenster
Doppelverglasung, Warmwasser über Solarstrom, Gas-Brennwertheizung. - Effizienzhaus 100 und 85 – Effizienzziele gleich wie bei Nr. 115, allerdings eine
Trinkwassererwärmung mit Unterstützung durch die Heizung - Effizienzhaus 55 – Dämmvorschrift für außen 18 cm, Dachdämmung 24 cm,
dreifachverglaste Fenster plus Spezialrahmen, Trinkwasserwärme per Solaranlage,
Heizung mit Biomasse, Wärmepumpe oder Holzpellets.
Passivhaus
Das Passivhaus ist Ziel vieler Bauherren. Dieses Haus benötigt um 75 % weniger Heizenergie als
vergleichbare Gebäude einer nicht passiven Bauart. Grundsätzlich bestimmend ist für das
Passivhaus die Bauart des Hauses, die auf eine optimale Nutzung der Sonnenwärme ausgerichtet
ist. Die Gebäude werden gewöhnlich auf der Südseite mit großen Glasfronten ausgestattet, die
auch verminderte Sonnenstrahlung sehr gut aufnehmen können. Die Außenwände sind enorm
effektiv gedämmt, absolut frei von Brücken und Wärmerückständen. Das Gebäude ist auf
Wärmerückgewinnung optimiert. Es gibt eine bautechnisch durchdachte Lüftung. Auf eine übliche
Hausheizung kann beim Passivhaus in der Regel verzichtet werden. Nach geltenden Vorgaben
darf der Heizwärmebedarf für das Jahr je m² nicht 15 KWh überschreiten. Gemessen an
herkömmlichen Energieträgern liegt der Verbrauch für Heizung in einem Passivhaus bei
höchstens 1 l Öl bzw. 1,5 m³ Erdgas. Der übliche Bedarf wird mit ca. 6 l Heizöl angegeben.
Nullenergiehaus
Beim Nullenergiehaus geht es nicht nur um den Verbrauch von Energie für die Heizung, sondern
von Energie insgesamt. Eine leistungsfähige, örtliche gut berechnet angebrachte Solaranlage ist
ein Muss. Außerdem sollte ein hochtechnisiertes, durchdachtes Speichersystem für das Mehr an
Solarenergie existieren. Das Gebäude ist ein absoluter Selbstversorger bei der gesamten Energie.
Der Energiebedarf deckt sich außer der Solaranlage durch Wasserwärme- und Erdwärmepumpen.
Eventuell kann noch ein Mini-Windrad in die Energiegewinnung integriert werden. Es gibt keine
Vorschriften zu welchen Anteilen welche alternative Energiequelle das Haus versorgt. In
Anbetracht der langen sonnenarmen Zeit in unseren Landesregionen müssen jedoch unbedingt
noch unterstützende Maßnahmen zur Solarenergie eingesetzt werden.
Plusenergiehaus
Das Plusenergiehaus ist ein Nussenergiehaus, dass einen Überschuss der benötigten Energie
erzeugt. Dieser Überschuss wird regelmäßig ins Stromnetz eingespeist. Die Einspeisung von
Strom wird von den Netzbetreibern vergütet, sodass ein solches Haus faktisch mit einer
gewinnbringenden Energieversorgung ausgestattet ist.
Niedrigenergie erreichbar mit verschiedenen Energieanteilen
Diesen strengen Unterteilungen werden viele Häuser nicht gerecht. Insbesondere bei der
Sanierung von alten Häusern lassen sich Ansprüche für Passivhaus oder Null- oder
Plusenergiehaus selten ideal durchsetzen. So kann eine leistungsfähige Solaranlage bei einem
alten Gebäude vorerst durchaus durch eine herkömmliche Heizungsanlage mit weniger Effizienz
unterstützen. Statt Wasser- und Erdwärmepumpe wird vielleicht Energie aus einem
Blockheizkraftwerk bezogen. Statt einer Holzpelletheizung könnten auch Kamine mit Stückholz die
Energie aus der Solaranlage unterstützen. Häufig werden nur Teilaspekte für Niedrigenergie
eingesetzt, z.B. die Solaranlage für ein weniger effizient gedämmtes altes Haus oder es wird eine
Fassadendämmung vorgenommen, ohne die Heizung sofort mit anzupassen. Günstige Kredite
werden vielfach auch für teilenergetische Sanierungsmaßnahmen vergeben, fallen dann anteilig
entsprechend geringer und anders verzinst an.
Fertighaus aus Niedrigenergiehaus
Das anspruchsvolle Effizienzhaus, Passivhaus oder Nullenergiehaus muss nicht unbedingt selbst
errichtet werden. Es gibt für all diese Kategorien inzwischen auch Angebote für Fertighäuser. Das
Fertighaus als Niedrigenergiehaus hat für die Bauherren einige Vorteile. Die Bauzeit ist viel besser
kalkulierbar, da sich die Montage der fertigen Elemente sehr gut kalkulieren lässt. Daher entfallen
die vielen einzelnen Bauphasen und die während der Bauzeit anfallenden Bauzeitzinsen. Der
Neubau mit allen energetischen Vorteilen ist unvergleichbar schneller nutzbar. Der Zeitraum für
die Doppelbelastung durch Mietwohnung und Darlehnsraten entfällt. Das Fertighaus ist
energetisch bereits von Fachleuten konzipiert. Es müssen keine zusätzlichen Spezialisten für den
Bau eines Passivhauses oder Nullenergiehauses herangezogen werden. Das Risiko, dass sich
der Bau im Laufe der Bauzeit verteuert, entfällt, da ein Festpreis vereinbart wird. Daher kann für
ein energetisch optimal konzipiertes Fertighaus oft eine geringere Darlehnssumme aufgenommen
werden als für den herkömmlich gebauten Neubau.