Mit dem Begriff Passivhaus wird ein bestimmter Energiestandard eines Gebäudes beschrieben.
Die genaue Definition nach ISO 7730 und DIN 1946 lautet:
- „Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in welchem die thermische Behaglichkeit allein durch
Nachheizen oder Nachkühlen des Frischluftvolumenstromes, der für ausreichende
Luftqualität erforderlich ist, gewährleistet werden kann – ohne dazu zusätzlich Umluft zu
verwenden.“
Demnach ist ein Passivhaus so gut wärmegedämmt, dass eine herkömmliche Heizungsanlage
nicht notwendig ist.
In einem Passivhaus herrschen sowohl im Sommer als auch im Winter angenehme
Temperaturen. Dabei verbraucht ein Passivhaus ca. 75 % bis 90 % weniger Heizenergie als ein
herkömmliches Gebäude. Dies wird erreicht durch zwei Prinzipien, nämlich die Vermeidung von
Wärmeverlusten und die freie Gewinnung von Wärme. Erreicht wird dies durch eine
hervorragende Wärmedämmung der Außenwände des Hauses, eine Dreifach-Verglasung der
Fenster mit Wärmeschutzglas und Gewinnung von Wärme durch die Sonnenbestrahlung sowie
die Speicherung der Wärme, die Personen oder Haushaltsgeräte im Haus abgeben. Frischluft
kommt über eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung ins Haus.
Der bedarf an Heizenergie beträgt bei den Passivhäusern kaum mehr als 1,5 l Öl bzw. 1,5 m³
Erdgas je m² Wohnfläche im Jahr. Bei durchschnittlichen üblichen Häusern liegt der Verbrauch bei
ca. 6 l pro m² im Jahr.
Inhalt
Voraussetzungen für das Passivhaus – Dämmung und Lüftung
- Passivhäuser brauchen eine Dämmschicht von 25 cm bis 40 cm. Die Stärke der
Dämmschicht ist von der Art der Wände und von Ausrichtung des Hauses abhängig. - Wird ein Passivhaus mit einem Keller gebaut, muss dieser ebenfalls in die Gesamthülle der
Dämmung einbezogen werden, sofern sich darin eine Heizung befindet, damit keine
Abwärme nach außen ins Erdreich abgebeben wird. Handelt es sich nur um Abstellräume,
endet die dämmende Hülle des Hauses mit der Dämmung der Kellerdecke. Die Räume
unter der Dämmung werden nicht beheizt. - Die stärkste Dämmung wird für das Dach des Gebäudes vorgesehen, denn hier entweicht
üblicherweise besonders viel Abwärme. - Ein entscheidender Bestandteil der Dämmhülle sind die Türen und Fenster. Die Fenster
erhalten mindestens eine Dreifachverglasung mit den höchsten Standards für
Wärmedämmung. Es muss sich um Fenster mit Spezialrahmen handeln, die keinen Austritt
von Hauswärme zulassen. - Türen und Türrahmen müssen ähnlich hohen Standards entsprechen, sollen Sie deine
maximale Dämmung gewährleisten.
- Passivhäuser brauchen eine Dämmschicht von 25 cm bis 40 cm. Die Stärke der
Die gesamte Bauausführung für Passivhäuser ist sehr hohen Bauanforderungen unterworfen. Zur
Vermeidung von Wärmebrücken im Gebäude müssen alle Kabelschächte, Wandinnen- und
Wandaußenmontagen mit Metall nach speziellen Vorschriften für die maximale Wärmedämmung
ausgeführt werden.
Das Passivhaus wird gewöhnlich kaum bis gar nicht durch die Fenster gelüftet. Das Öffnen der
Türen ist unvermeidlich und sollte auf die Notwendigkeit beschränkt werden. Die luftdichte
Bauweise und das Wegfallen des herkömmlichen Lüftens durch die Fenster würden ohne
technische Maßnahmen jedoch zur Bildung von Feuchtigkeit in den Innenräumen führen. Sowohl
die Personen im Haus wie auch die Benutzung von Bad, Küche und Waschgeräten geben
Feuchtigkeit ab.
Alternativ zur Klimaanlage wird im Passivhaus ein spezielles Lüftungssystem integriert. Dabei
handelt es sich um eine Lüftung mit Abwärmelüftung. Diese Lüftung überträgt faktisch die
entweichende Wärme beim Luftaustaus restlos auf die zugeführte Frischluft.
Geringer Heizungsaufwand beim Passivhaus
Dämmung und Abwärmelüftung senken die Notwendigkeit, zusätzlich zu heizen, auf ein Minimum.
Wärmetechnik wird allerdings auch für die Gewinnung von Warmwasser benötigt. Besondere
Effektivität bekommt das Passivhaus durch besonders umweltfreundliche Wärmegewinnung.
Sinnvolle Konstruktionen sind Erdwärme und eine thermische Solaranlage, die die
Stromversorgung und die benötigte Wärmeversorgung übernimmt. Wegen des geringen
Heizbedarfs ist die thermische Solaranlage mit Pufferspeicher bei Passivhäusern besonders
effektiv, da sie bei durchdachter Konstruktion und Installation den geminderten Heizungsbedarf
vollständig decken kann. Alternativ bieten sich kleine Gasbrennwertkessel oder die Pelletheizung
an.
Baukosten Passivhaus
Nach aktuellen Erkenntnissen übersteigen die Baukosten für ein Passivhaus mit mehreren
Geschossen (z.B. Eigenheim mit zwei Etagen) um rund 30 % die Baukosten für ein
Niedrigenergiehaus nach den neusten Standards (Studie zur Berechnung der Arbeitsgemeinschaft
für zeitgemäßes Bauen in Kiel). Danach sind je m² beim Niedrigenergiehaus 85 rund 1.390 Euro
zu berechnen, für das Passivhaus allerdings 1.821 Euro.
Außerdem fallen noch Nebenkosten an. Eine genaue Kostenberechnung lässt sich für Bauherren
nur mit „Passivhaus-Projektierungs-Paket“, einer kostenpflichtigen PHPP-Software berechnen. Für
das Passivhaus braucht es einen zertifizierten Passivhausplaner, als beratenden Begleiter für das
aufwendige Projekt. Im Unterschied zum Bau von einem herkömmlichen Einfamilienhaus als
Niedrigeffizienzhaus sind umfassende Dämmungen vorzunehmen, es fallen Kosten für die
Spezialfenster an, für Lüftungsanlagen, Lüftungskanäle plus Berechnung der Druckverluste, Sole-
Erdwärmeüberträger. Es müssen bestimmte Bau- und Dämmstoffe verwendet werden, die
Zusatzkosten verursachen. Gewöhnlich kommt noch die thermische Solaranlage hinzu. Geringer
fallen lediglich die Kosten für die Heizung an, da nur kleine Brennkessel oder Pelletheizungen
gebraucht werden.
Die hohen Kosten amortisieren sich nicht so schnell durch die eingesparten Heizkosten, wie das
viele Leute denken. Es dauert rund 20 Jahre, bis von einer Amortisation gesprochen werden kann.
Für die technischen Anlagen im Passivhaus müssen zudem regelmäßig Kosten für die Wartung
und eventuelle Reparaturen einkalkuliert werden. Nach 20 Jahren ist auch damit zu rechnen, dass
eher Reparaturen und Erneuerungen von technischen Einrichtungen anfallen, die einen Teils der
über Heizung und Warmwasser gesparten Kosten wieder verschlingen.
Fördermittel für den Bau vom Passivhaus
Bauherren können für das Passivhaus oder ein Effizienzhaus Fördermittel von der KfW
beantragen. Finanziert werden die Fördermittel über das Programm 153 der Kreditanstalt für
Wiederaufbau. Dabei erhalten die Bauherren einen Zuschuss von 10 % für die Tilgung ihrer
Baudarlehen. Darüber hinaus könne wie für andere Bauplanungen für den Eigenbedarf
Förderungen wie das staatliche Baukindergeld in Anspruch genommen werden.
Hohe Mehrkosten fallen bei einem Passivhaus dennoch unweigerlich an. Bauherren sollten sehr
gut rechnen, ob sie nicht mit einem Effizienzhaus von hohem Standard und der Installation einer
Solaranlage besser beraten sind. Diese Bauten amortisieren sich auch in kürzerer Zeit. Ein gutes
Baukonzept und hochwertige Dämmungen können auch dort die Energiekosten für Heizung und
Warmwasser noch weiter senken.
Für das Passivhaus sind somit auch viel höhere Baudarlehen zu beantragen. Die Tilgungsdauer
wird vornehmlich von der Höhe des vorhandenen Eigenkapitals abhängen. Eventuell kann mit
dem günstigeren Niedrigenergiehaus auch mehr Wohnraum realisiert werden als bei dem teuren
Passivhaus. Passivhäuser sind derzeit noch alles andere als günstig. Daher entscheiden sich für
diese Baukonzepte auch vergleichsweise weniger Bauherren. Vor der Entscheidung für ein
Passivhaus sollte unbedingt eine professionelle Beratung und Kostenschätzung vorgenommen
werden.