Die Prime Rate ist der Zinssatz, der nur besonders kreditwürdigen Kunden zur Verfügung gestellt wird. Im Grunde bietet jede Bank seinen Kunden die Möglichkeit an, einen Kredit zu bekommen. Für die Kreditvergabe verlangt die Bank Zinsen. Die Zinsen sind eine Art Gewinn für die Bank, weil sie ihr Kapital verliehen haben. Auch Geschäftsbanken arbeiten im Grunde nach diesem einfachen Prinzip. Sie vergeben Kredite und bekommen dafür Zinsen. Dabei bieten die Geschäftsbanken den kreditwürdigsten Kunden, in den meisten Fällen handelt es sich um große Unternehmen, die Prime Rate an. Der Leitzins wird von dem Bundessatz bestimmt und an diesen Leitzins müssen sich die Banken in der Regel halten. Die Grundlage für die Zinssätze wird durch die Prime festgelegt. Sie ist der Ausgangspunkt vieler Zinssätze, darunter fallen die Zinsen für Kredite für Unternehmen, Privatkredite und Hypothekenkredite. Obwohl der Prime als Grundlage dient, wird er nicht ausdrücklich als Bestandteil des Zinssatzes genannt.
Inhalt
Die Ermittlung der Prime Rate
Für den Zinssatz ist das Ausfallrisiko der Hauptbestimmungsfaktor. Er dient zur Berechnung. Grundsätzlich haben einige Kunden einen deutlich geringeren Zahlungsausfall als andere. Aus dem Grund bekommen diese Kunden, die eine ausgezeichnete Bonität besitzen auch einen niedrigeren Zinssatz als andere Kunden, bei denen die Möglichkeit deutlich höher ist, dass es zu einem Zahlungsausfall kommt.
Die Bank nutzt den Leitzins der größten Banken der Welt, um den eigenen Zinssatz zu bestimmen. Es gibt also eigentlich keinen festen Leitzins, der für alle Banken gleichermaßen gilt. Der Leitzins der Zentralbank dient lediglich als Richtlinie, welche die Banken nutzen, um Kredite gewinnbringend zu vergeben. Der Leitzins, der am häufigsten verwendet wird, wird von dem Wall Street Journal veröffentlicht und das täglich.
Die Funktion der Prime Rate
Die Zentralbank bestimmt mit Hilfe der Prime Rate, zu welchen Konditionen eine Bank Kapital von der Zentralbank bekommen kann. Zudem ist die Prime Rate ein wichtiges Instrument, das zur Steuerung der Geldmenge und somit der Inflation dient. Als Beispiel:
Die Inflationsrate in der EU ist sehr niedrig. Es droht also eine Deflation und die Zentralbank beschließt, dass die Inflation angekurbelt werden muss.
Die Zentralbank wird dann dafür sorgen, dass der Leitzins immer weiter gesenkt wird. Die Senkung erfolgt schrittweise und dadurch können die Banken für ausgezeichnete Konditionen Kapital von der Zentralbank bekommen. Das Kapital von der Zentralbank kann von den Banken dann in Kredite umgeleitet werden, die kostengünstig an Unternehmen und Privatkunden ausgegeben werden.
Investitionen, Einstellungen von neuen Arbeitnehmers und einer erhöhten Nachfrage beginnen die Preise wieder zu steigen und somit steigt auch die Inflation wieder an.
Dieser Mechanismus ist auch in der entgegengesetzten Richtung möglich. Die Zentralbank kann die Prime Rate erhöhen, damit der Geldfluss gestoppt wird. Neben diesen beiden Prozessen sorgt die Prime Rate aber auch dafür, dass es zu Anlageentscheidungen kommt. Bei einer hohen Prime Rate können die Banken bei der Europäischen Zentralbank ihr Geld sehr gut anlegen und das besonders sicher. Die Zinsen sind entsprechend hoch und die Festgeldanlagen sind sicher. Allerdings werden die Investitionen in Aktien deutlich weniger lohnenswert.
Negative Prime Rate – der Sonderfall
2008 gab es eine Wirtschaftskrise und im Zuge dieser Kreise hat die Zentralbank dafür gesorgt, dass die Prime Rate sich deutlich gesenkt hat. Es kam zu einem Rekordtief. Schon zu dieser Zeit wurde die negative Prime Rate heftig diskutiert, denn die Prime Rate lag nur knapp über 0%. Allerdings muss man auch sagen, dass eine negative Prime Rate nicht gut für die Banken ist, denn eine negative Prime Rate führt zwar dazu, dass es Kredite zu günstigen Konditionen gibt, aber die Bank kaum bis kein Geld verdient. Für die Bank handelt es sich um ein schlechtes Geschäft, aber für die Kunden ist es sehr gut. Im Grunde bekommen die Kunden den Kredit geschenkt.
Die verschiedenen Prime Raten
Es gibt drei verschiedene Prime Raten, die von der Europäischen Zentralbank regelmäßig festgelegt werden:
- Einlagezinssatz
- Hauptrefinanzierungssatz
- Spitzenfinanzierungssatz
Einlagezinssatz
Der Einlagezinssatz reguliert die Kapitalanlagen bei der Europäischen Zentralbank. Er hat im Grunde zwei Funktionen. Die erste Funktion ist, dass der die Konditionen bestimmt, für welche die Banken ihr Kapital kurzfristig bei der EZB anlegen können. Die Bank sorgt so dafür, dass die Überschüsse in der Liquidität nicht genutzt werden. Dazu wird das Kapital über Nacht bei der EZB belassen. Hier spricht man von dem sogenannten overnight money. Für die Nachtlagerung bekommt die Bank Zinsen, die sogenannten Einlagezinsen. Er hat eine geldpolitische Bedeutung, denn das Kapital kann bei allen anderen Banken angelegt werden, die vielleicht einen attraktiveren Zinssatz als die EZB anbieten. Der Einlagezinssatz stellt die Untergrenze für den Tagesgeld-Zinssatz dar. Die Banken richten sich bei dem Einlagezinssatz immer an den Zinssatz der Europäischen Zentralbank und müssen ihre Zinssätze immer anhand dieses Zinssatzes korrigieren.
Hauptfinanzierungssatz
Bedeutender als der Einlagezinssatz ist der Hauptfinanzierungssatz, der als eigentlicher Leitzins also als Prime Rate bezeichnet wird. Die Prime Rate ist das Instrument der Hauptrefinanzierung und sorgt dafür, dass die Banken sich mit frischem Geld versorgen können. Die Banken müssen sich refinanzieren, um Kapital für Kredite bereitstellen zu können. Das Kapital für die Kreditvergabe wird von der Europäischen Zentralbank gegeben. Allerdings müssen die Banken Sicherheiten vorlegen, die in der Form von notenbankenfähigen Wertpapieren vorhanden sein müssen. Einmal in der Woche findet eine Auktion statt, bei denen die Banken die Prime Rate bieten müssen, um Kapital von der EZB zu bekommen. Die Bank, die das beste und höchste Angebot abgibt, bekommt den Zuschlag. Mehr als 75% des Refinanzierungsvolumens werden von der Europäischen Zentralbank gestellt.
Spitzenfinanzierungssatz
Die dritte Prime Rate ist der Spitzenfinanzierungssatz. Dabei handelt es sich um die Obergrenze des Zinskorridors. Die Banken können um Spitzenfinanzierungssatz Geld bei der EZB leihen, um kurzfristig Kredite zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich um die sogenannten Übernachtkredite, die am nächsten Tag zur Verfügung gestellt werden sollten. Mit dieser Finanzierungsart sollten kurzfristige Engpässe in der Liquidität verhindert werden, denn die Banken können sich kurzfristig und schnell mit Kapital versorgen.
Der Spitzenfinanzierungssatz wird von der Europäischen Zentralbank aber auch genommen, um die eigene Zinspolitik auf dem Markt durchsetzen zu können. Die Banken sollen sich bei anderen Banken Geld leihen und dafür muss die Prime Rate sehr niedrig sein. Sonst würde sich das Geld leihen bei anderen Banken nicht lohnen. Im Grunde gibt die Europäische Zentralbank immer die Vorgabe für die Prime Rate.
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