Der Begriff Privatfinanzierung beschreibt meistens einen Privatkredit oder ein Privatdarlehen.
Hierbei leiht sich der Kreditnehmer für einen bestimmten Zeitraum Fremdkapital. Der Privatkredit
ist immer ein Kredit von Privat zu Privat und nicht wie fälschlicherweise häufig angenommen, ein
Kredit an Privat, der von einer Bank oder einem Kreditinstitut gewährt wird. In Sonderfällen kann
die Bank jedoch auch als Privatperson auftreten und somit ist sie doch in der Lage einen
Privatkredit zu gewähren. In den meisten Fällen handelt sich wie bei den meisten Krediten um
Geldkredite, gerade bei Privatkrediten sind jedoch auch Warenkredite nicht ungewöhnlich. Der
Vorteil bei einer Privatfinanzierung ist die Flexibilität der Konditionen, so kann die Zinshöhe, falls
überhaupt Zinsen vereinbart werden individuell gestaltet werden und auch eine Auskunft bei der
Schufa findet zumeist nicht statt.
Inhalt
Privatfinanzierung – verschiedene Privatkredite
Privatkredite gibt es als:
- Kredit von Angehörigen oder Freunden
- Privatkredit als Angebot auf einem offiziellen Kreditmarkplatz
Anders als bei einer Bank oder Sparkasse kann ein privates Darlehn innerhalb der Familie oder
unter Freunden auch als zinsloses Darlehn gewährt werden. Werden Zinsen vereinbart, so ist der
verwandte oder befreundete Geldgeber nicht an die offiziellen Zinssätze auf dem Geldmarkt
gebunden, sondern kann im Sinne des privatrechtlichen Vertrages mit dem Schuldner die Zinsen
frei vereinbaren.
Bei familiären Kreditvereinbarungen und Krediten von Freunden handelt es sich nicht um ein
Kreditgeschäft nach § 1 Absatz 1 Satz 2 Nr. 2 KWG.
Denn bewegt sich auch diese Art von Kredit nicht im rechtsfreien Raum. Gültig für Privatkredite im
privaten Umkreis ist das BGB:
BGB § 488 Vertragstypische Pflichten beim Darlehensvertrag
Durch den Darlehensvertrag wird der Darlehensgeber verpflichtet, dem Darlehensnehmer einen
Geldbetrag in der vereinbarten Höhe zur Verfügung zu stellen. Der Darlehensnehmer ist
verpflichtet, einen geschuldeten Zins zu zahlen und bei Fälligkeit das zur Verfügung gestellte
Darlehen zurückzuzahlen.
Die vereinbarten Zinsen sind, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, nach dem Ablauf je eines
Jahres und, wenn das Darlehen vor dem Ablauf eines Jahres zurückzuzahlen ist, bei der
Rückzahlung zu entrichten.
Ist für die Rückzahlung des Darlehens eine Zeit nicht bestimmt, so hängt die Fälligkeit davon ab,
dass der Darlehensgeber oder der Darlehensnehmer kündigt. Die Kündigungsfrist beträgt drei
Monate. Sind Zinsen nicht geschuldet, so ist der Darlehensnehmer auch ohne Kündigung zur
Rückzahlung berechtigt.
Private Kreditverträge müssen keiner rechtsrelevanten Form entsprechen. Es reicht der einfach
formlose Vertrag. Mündlich oder schriftlich geschlossen, ist ein solcher Vertrag nach dem
Vertragsrecht gültig. Allerdings lässt sich ein mündlicher Vertrag unter Privatpersonen schlecht
nachweisen. Private Kreditgeber sind daher besser abgesichert, wenn entweder ein mündlicher
Vertrag im Beisein von volljährigen Zeugen geschlossen wird oder ein schriftlicher Vertrag
angefertigt wird.
Im privaten Kreditvertrag sollten vereinbart sein:
- Beteiligte Personen mit eindeutigen Personendaten – Name, Anschrift, eventuell Pass-
oder Personalausweis-Nummer - Datum der Vertragsschließung
- Grundsumme des Darlehns
- Zinssatz in Prozent
- Summe des Darlehns mit Zinsen
- Zinsen, Fälligkeit der Zinsen ( z.B. monatlich oder zum Zeitpunkt der vollständigen
Rückzahlung) - Fälligkeiten für die Tilgung – Raten in vereinbarten Zeitabschnitten oder Endfälligkeit
- Unterschriften der Vertragsparteien
Ein so gefertigter Vertrag ist eindeutig, rechtswirksam und kann im Falle des Zahlungsausfalls
eingeklagt werden.
Zusätzlich zu den obigen Vereinbarungen können frei vereinbarte Sicherheiten im Vertrag
festgelegt werden. Das können Wertgegenstände oder andere Realwerte sein. Die Sicherheiten
müssen nachweislich Besitz des Schuldners sein und sollten nicht durch Rechte Dritter
beeinträchtigt werden.
Die Grenze vom Privatkredit zum Kredit als Geschäft wird überschritten, wenn ein Geldgeber
Darlehen zum Zweck des Gewinns im Sinne einer Geldanlage betreibt. Wer immer wieder an
beliebige Personen verzinste Kredite vergibt und daraus Bestandteile seines Vermögens erzielt,
ist an die rechtlichen Vorgaben des KWG (Gesetz für Kreditwesen) gebunden und muss die
Einnahmen auch versteuern.
Kreditmarktplätze für Privatkredite – Social lending
Mit der Entwicklung von Online Banking und Online-Banken hat sich ein Markt für Privatkredite im
Internet entwickelt. Im Unterschied zu von Einzelpersonen – oft zu Wucherzinsen und
widerrechtlich – angebotenen Krediten, haben sich die großen Kreditplattformen entwickelt.
- Kreditplattformen sind Online-Kreditvermittler für Privatkredite und Bankkredite
- Ein Kredit auf einer Kreditplattform kann von einem oder mehreren Privatkreditgebern
finanziert werden - Kreditgeber müssen sich zur Teilnahme eingehenden Prüfungen unterziehen
- Kreditantragsteller werden nicht ohne Bonitätsprüfung vermittelt, möglich ist allerdings der
Privatkredit ohne Schufa - Kreditplattformen arbeiten seriös und auf rechtlicher Grundlage
- Private Kreditgeber auf einer Plattform sind Anleger, sie erzielen Gewinne mit der
Geldvergabe gegen Zinsen an beliebige Personen mit nachgewiesener Bonität - Zinsen und Laufzeiten können beim Kredit von Privat an Privat (P2P) verhandelt werden
- Kreditnehmer profitieren von vielfach sehr guten Zinsangeboten und Bankunabhängigkeit
- Anleger profitieren von Renditen bis zu über 5 % und der automatischen Steuerung durch
den Portfolio-Builder
Für private Anleger stellt sich die Kreditvergabe P2P über die Kreditplattform online als
einträgliche Alternative zu Aktien und Börse dar. Zum Eintrag in eine Kreditplattform gehört nur
das vorhandene Kapital und die Befolgung der Richtlinien der Plattform. Die Anleger müssen sich
keine Börsenkenntnisse aneignen, benötigen keinen Broker und kein Depot. Die Liquiditätsreserve
muss allerdings selbst gesichert werden.
Kreditgeber können sich auf dem Marktplatz an ausgeschriebenen Kreditprojekten beteiligen.
Große Darlehen können von mehreren Personen finanziert werden, die Rendite wird dann anteilig
nach der Einlage verteilt. Renommierte Kreditmarktplätze halten für ihre Anleger das Risiko so
gering wie möglich. Antragsteller werden von der Plattform überprüft, bevor der Kredit für die
Vergabe ausgeschrieben wird.
Der Kreditnehmer kann seine Kreditwünsche, einschließlich der Zinsen und Laufzeiten, angeben.
Es muss nicht zwingend ein Kredit P2P Kredit vermittelt werden, sondern es kann auch ein
Bankkredit zu den gewünschten Konditionen sein. Kreditnehmer stehen einem großen Pool von
Geldgebern gegenüber. Auf der Kreditplattform haben auch Antragsteller eine Chance, die bei
Banken Problem mit der Kreditgewährung haben. Dazu zählen z.B.:
- Rentner
- Personen mit geringen Einkommen, die nur einen Kleinstkredit brauchen
- Personen mit einer schlechten Schufa, aber ausreichender Bonität bezüglich Einkommen
und offenen Verpflichtungen - Selbstständige
Sowohl für die Kreditnehmer wie für Kreditgeber ist der Kreditmarktplatz eine sichere
Handelsbasis für die Vergabe von Krediten. Das heißt allerdings nicht, dass Kreditnehmer in
jedem Fall einen besonders günstigen Kredit erhalten. Die Zinsen können auch hier, gemessen an
Bonität und Laufzeit steigen. Kreditnehmer können zwar Vorstellungen für Konditionen angeben,
es gibt aber keine Garantie, dass sich für eine Anfrage ein Angebot findet. Eventuell müssen die
Ansprüche heruntergeschraubt werden, um einen Kreditgeber zu finden.