Rating Agenturen sind Unternehmen, die im Auftrag von Banken oder Unternehmen Ratings
(Bonitätsbewertungen) erstellen. Im Rahmen eines Ratingprozesses prüfen die Rating Agenturen
die zu bewertenden Unternehmen nach festgelegten Kriterien auf deren Bonität hin. Das Rating
gibt Auskunft darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass das geratete Unternehmen zukünftig seinen
Zins- und Tilgungsverpflichtungen noch nachkommen kann.
Die Einschätzungen bekannter Rating Agenturen wie Standard and Poor’s, Moody’s und Fitch
finden weltweit große Beachtung und sind demnach natürlich auch für die bewerteten
Unternehmen von großer Wichtigkeit. Die Ratings der Agenturen beeinflussen letztlich immer
auch die Zinskosten, die für das bewertete Unternehmen für die Kapitalbeschaffung fällig werden.
Im Zuge der Banken- und Finanzkrise im Jahre 2008 erlitten auch die Rating-Agenturen einen
deutlichen Reputationsverlust. Viele Rating-Agenturen hatten nämlich auch solche Emittenten als
erstklassige Schuldner eingestuft, die im Zuge der Finanzkrise ihren finanziellen Verpflichtungen
nicht mehr nachkommen konnten und teilweise sogar zahlungsunfähig wurden.
Die Bedeutung der von den Ratingagenturen erstellten Bonitätsratings hat allerdings nur wenig
unter der Krise gelitten. Zwar vertrauen vor allem private Kleinanleger den Ratings und Rankings
der Ratingagenturen nun deutlich weniger, allerdings stellen die Ratings weiterhin eine wichtige
Entscheidungsgrundlage bei Anlageentscheidungen dar.
Inhalt
Die Entstehung und Geschichte der Rating Agenturen
Erste Interessen für ein Rating von Unternehmen verfolgt bereits H. V. Poor Mitte des 19.
Jahrhunderts mit einem Rating für die damals rasant wachsenden Eisenbahngesellschaften in den
USA. Das erste planvolle Rating für diese Eisenbahngesellschaften wurde allerdings erst zu
Beginn des 20. Jahrhunderts vorgenommen. Dafür wurde auch die erste Rating Agentur, die
Agentur Moody’s gegründet. Nach dem Ende des ersten Weltkriegs wurden dann auch
Staatsanleihen einem Rating bei Moody‘s unterzogen. Anfangs ging es dabei allerdings
ausschließlich um die Staatanleihen, nicht um die Bewertung der Staaten selbst. Die Bewertung
von Staaten im globalen Maßstab wurden erst viel später praktiziert. Obwohl in den folgenden
Jahren immer mehr Bewertungen mittels Rating durchgeführt wurden, konnten die Rating
Agenturen nicht die massiven Schuldenkrisen der Staaten um 1931 absehen.
Ausgesprochene Ratings für Staaten gibt es erst seit dem Jahr 1982. Die Bewertung für die
Kreditwürdigkeit von Staaten wurde zuerst für eine Reihe von Entwicklungsländern eingeführt, da
mit der Ausweitung der weltweiten Handelbeziehungen die Risiken für Zahlungsausfälle ganzer
Länder durch deren politische Unsicherheit und schwache Wirtschaft zunahm. Seitdem wird auch
geratet, ob ein Land über eine ausreichende Bonität verfügt. So sollte vermieden werden, dass
über Kredite an unsichere Staaten Milliardensummen faktisch in den Sand gesetzt werden, wenn
ein ganzes Land zahlungsunfähig wird. Vier Jahre später begann die US-Agentur Moody’s auch
mit einem umfassenden Rating für die verschiedensten internationalen Währungen.
In den 1970er Jahren und 1990er Jahren gab es bereits Bestrebungen von Deutschland aus auch
ein europäisches Rating einzuführen. Diese Versuche scheiterten jedoch. Weiterhin galten die
Standards der US-Agenturen Moody’s, Fitch und Standard & Poor’s. Nach den geltenden
Richtlinien waren die großen Rating Agenturen mit sehr großen Handlungsspielräumen und
Freiheiten ausgestattet. Sie mussten für ihre Bewertungen keinerlei Haftung leisten. Bei Schäden,
die durch ein falsches Rating verursacht wurden, konnten die Agenturen nicht herangezogen
werden. Die internationale Ausweitung dieses Systems wurde schließlich in den 1980er Jahren
auch vom IWF (internationaler Währungsfonds) anerkannt und als binden für die übrigen Staaten,
ebenfalls für die europäischen Länder, als gültig durchgesetzt.
Erst im Jahr 2009 kam es zur Gründung der ersten anerkannten deutschen Rating Agentur, der
Creditreform Rating. Die Tätigkeit dieser Agentur beschränkt sich auf das Rating von
Unternehmen und auf Anleihen von Unternehmen. Im Jahr 2010 schließlich kam es zur
Anerkennung einer europäischen Rating Agentur, der Euler Hermes Rating GmbH. Während die
europäischen Ratings auch die Einstufungen durch die US-amerikanischen und kanadischen
Rating Agenturen für Wertungen heranziehen, gibt zurzeit auch staatliche Rating Agenturen, die
sich nicht auf diese Bewertungen stützen. Als Beispiel lässt sich die chinesische Agentur Dagong
Global Credit anführen. Die USA bekommen hier nicht die höchste Wertung, sondern statt des
erstrangigen AAA nur das nachgeordnete A+ mit Hinweisen auf die hohe und wachsende
Staatsverschuldung der USA.
Westliche und nach wie vor marktwirtschaftlich weltweit maßgebliche Ratings werden von
folgenden Rating Agenturen abgegeben:
- Moody’s
- Fitch Ratings
- Standard & Poor’s
- A. M. Best Company
- Kroll Bond Rating Agency
- DBRS – Kanada
- Credit Rating Agency
- Morningstar
- Egan-Jones Rating Company
- Rating and Investment Information – Japan
Insgesamt existieren ca. 150 verschiedene Rating Agenturen mit unterschiedlichem Einfluss. Der
Anteil von mehr als 90 % maßgeblicher Bewertungen und von Finanzstärke liegt bei drei der
großen US-Agenturen.
Einfluss auf die nationale Wirtschaftsentwicklung durch globale Ratings
Die globalen Ratings, die regelmäßig von den großen Rating Agenturen ausgesprochen werden,
üben einen starken Einfluss auf die jeweilige nationale Wirtschaft aus. Ebenso bedeutend sind die
Ratings für die großen Banken mit internationaler Tätigkeit. Ratings werden nach einer
Buchstabenreihe vergeben von AAA für das beste Rating über A+ bis hin zu D für die
Zahlungsunfähigkeit eines Landes oder einer Bank, eines Unternehmens. Über die reine Bonität
von Staaten und Unternehmen hinaus werden auch solche Kriterien gewertet wie die
Absicherungen gegen plötzliche Schwankungen der Konjunktur und andere wirtschaftliche
Unregelmäßigkeiten. Ein hoch bewertetes Rating steht für wirtschaftliche Stärke und
Widerstandsfähigkeit. Ein mittleres Ranking bedeutet dagegen bereits eine Schwächung des
wirtschaftlichen Gefüges, Krisenanfälligkeit und die Gefahr, dass irgendwann den bestehenden
Verpflichtungen nicht nachgekommen werden kann. Das hat Einfluss auf die Kosten für Kredite,
die den Unternehmen oder Ländern gewährt werden. Bei einem verschlechterten Ranking steigen
die Zinsen und die Chancen von Unternehmen auf gute Geschäfte mit erstklassigen Partnern
sinken.
Rating Agenturen unter staatlicher Aufsicht
Die meisten Rating Agenturen müssen sich einer staatlichen Aufsicht unterwerfen. In Europa
muss eine Rating Agentur für ihre Registrierung die Zustimmung der EU einholen. Bei Verstößen
gegen die auferlegten Vorgehensweisen kann in Europa einer Rating Agentur die Berechtigung für
die weitere Geschäftstätigkeit untersagt werden. Die Oberaufsicht hat innerhalb der EU die
European Securities and Markets Authority (ESMA) (europäische Wertpapieraufsicht).
Ansprüche, die an geltende Ratings und die Arbeit der Rating Agenturen gestellt werden, sind:
- Transparenz
- Verlässlichkeit
- Vollständige Erfüllung der auferlegten Rechenschaftspflicht
- Integrität
- Objektivität und Unabhängigkeit bei den Bewertungen
Ein Rating kann allerdings nur unter Einbeziehung von bisheriger Erfahrung, aktuellem Stand und
stichhaltigen Prognosen Bewertungen abgeben. Das bietet nicht eine absolute Sicherheit vor
wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, die nicht vorhersehbar sind.