Im Bereich der Darlehen gibt es viele Möglichkeiten und Alternativen. Neben dem Bankkredit ist etwa das Schuldscheindarlehen eine solcher Finanzierungsmöglichkeiten. Dabei handelt es sich bei dem umgangssprachlich auch Schuldschein genannten Kredit jedoch um eine besondere Form. Die volkstümliche Annahme, dass ein Schuldschein gleichzusetzen ist mit einem Kredit, ist falsch.
Inhalt
Was ist ein Schuldscheindarlehen?
Bei dem Schuldscheindarlehen handelt es sich um eine weitere Kreditalternative. Im Vergleich zu einem klassischen Darlehen muss hier jedoch oftmals nicht der Weg über eine Bank gegangen werden. Spezielle Kreditvermittler aber auch Unternehmen und – in einigen Fällen – auch Privatpersonen können als Kreditgeber bei einem Schuldscheindarlehen auftreten. Der Schuldschein eignet sich insbesondere auch für kleinere oder mittlere Unternehmen, da der Aufwand deutlich geringer ist und auch niedrigere Kreditsummen in der Regel mit einem Schuldscheindarlehen kein Problem sind.
Besonderheiten
Bei einem Schuldscheindarlehen gibt es einige Besonderheiten. So ist diese Form des Kredites nur für eingetragene Kaufleute im Sinne des deutschen Handelsgesetzes möglich. Das bedeutet, dass es sich hier um einen Geschäftskredit für Unternehmer und Kaufleute handelt. Privatpersonen können einen Schuldschein nicht ausstellen und damit auch kein solches Darlehen in Anspruch nehmen. Die Kaufmanneigenschaft muss vor dem Abschluss des Vertrages nachgewiesen werden. Das Schuldscheindarlehen erfreut sich bereits seit einiger Zeit wieder einem erhöhten Interesse bei den Kaufleuten und ist eine immer häufiger gewählte Alternative zu Bankkrediten.
Die Funktionsweis
Das Schuldscheindarlehen funktioniert auf relativ einfache Art und Weise. Das Unternehmen bzw. der Kaufmann fordert eine Kreditsumme. Für diese erstellt er einen Schuldschein, der als Sicherheit dient. Der Schuldschein wird im Gegenzug für die Zahlung des Darlehens an den Kreditgeber übertragen. Wichtig ist dabei dass das Dokument handschriftlich durch den Kaufmann unterzeichnet wird. Es hat Urkundencharakter. Kommt der Kaufmann seinen Verpflichtungen als Schuldner nicht nach, dann kann der Kreditgeber den Schuldschein einlösen bzw. die daraus resultierenden Forderungen geltend machen. Auf der anderen Seite kann der Kaufmann nach der Rückzahlung des Kreditbetrages den Schuldschein gegen die Vorlage einer Quittung zurückfordern. Er geht damit in den Besitz des Kaufmanns zurück und wird in der Regel vernichtet.
Die Vertragspartner
Die Vertragspartner bei einem Schuldscheindarlehen sind immer der Kreditnehmer, der ein Kaufmann mit einwandfreier Bonität sein muss, und der Kreditgeber. Bei dem Letzteren handelt es sich in der Regel um ein Kreditinstitut, aber auch andere Unternehmen oder Privatpersonen können theoretisch ein Darlehen per Schuldschein zur Verfügung stellen. Vor allem die Kreditinstitute können nach dem Abschluss des Schuldscheinvertrages entscheiden, ob sie das Darlehen in die eigenen Bücher aufnehmen möchten oder ob sie es an andere Unternehmen oder Konzerne, wie zum Beispiel Versicherungsgesellschaften abtreten.
Die Übertragbarkeit
Die Übertragung eines Schuldscheindarlehens ist möglich. Hierfür muss jedoch der Vertrag von dem neuen Vertragspartner übernommen werden. Alternativ ist auch eine Abtretung möglich. Bei der Übertragung eines Schuldscheindarlehens gilt das Abtretungsrecht. Das bedeutet für den Schuldner, dass die Übertragung bzw. Abtretung auch ohne dessen Zustimmung möglich ist. So wie es auch bei anderen Darlehen der Fall ist. Da Schuldscheindarlehen jedoch individuell geregelt werden, können die Gläubiger in dem Vertrag entsprechende Abreden festhalten lassen, die seine Zustimmung erforderlich machen. Außerdem bietet die BÖAG Börsen AG seit einigen Jahren ein von der Börsenaufsicht kontrolliertes Portal an, in dem Schuldscheine gehandelt werden können.
Merkmale und Charakteristika
Schuldscheine haben in der Regel eine Laufzeit zwischen zwei und zehn Jahren. Der Kreditbetrag liegt für gewöhnlichen zwischen 10 und 200 Millionen Euro, wobei die meisten Schuldscheindarlehen für Beträge zwischen 50 und 150 Millionen Euro vergeben werden. Die Zinsen bei Schuldscheinen liegen meist etwas über dem Zinssatz vergleichbarer Alternativen. In der Regel sind diese ca. 0,25 bis 0,5 Prozent höher. Grund dafür ist die fehlende Handels- und Liquidationsmöglichkeit. Immer wieder kann es jedoch insbesondere bei günstigen Marktbedingungen auch vorkommen, dass die Zinsen für einen Schuldschein unter denen anderer Kreditmöglichkeiten liegen. Im Vergleich zu klassischen Krediten werden Schuldscheindarlehen zudem individuell vereinbart und abgesprochen. Das bedeutet, dass Schuldner und Gläubiger sich individuell auf die Vertrags- und Kreditbedingungen einigen und entsprechende Absprachen treffen können.
Die Rückzahlung
Anders als bei klassischen Krediten wird ein Schuldscheindarlehen in der Regel nicht monatlich getilgt, da dies weder im Interesse des Kaufmanns noch des Gläubigers ist. Stattdessen werden sie als endfälliges Darlehen strukturiert und emittiert. Das bedeutet, dass am Ende der Vertragslaufzeit die gesamte Kreditsumme samt Zinsen und Gebühren in einer einmaligen Zahlung fällig wird. Auch hier können jedoch zwischen den beiden involvierten Parteien individuelle Absprachen getroffen werden, die zum Beispiel die Zahlung in zwei Raten, etc. ermöglicht.
Vor- und Nachteile
Das Schuldscheindarlehen hat viele Vorteile. Insbesondere die Möglichkeit, flexible und individuelle Kredite abzuschließen ist für viele Unternehmen eine praktische Möglichkeit, die es ihnen ermöglicht, zu einem Kredit zu kommen, der exakt die gewünschten Anforderungen erfüllen kann. Zudem sind die Nebenkosten oftmals sehr gering und es ist auch für nicht-emissionsfähige Unternehmen möglich ein Schuldscheindarlehen aufzunehmen. Auf der anderen Seite stehen diesen Vorteilen eine häufig höhere Zinsbelastung gegenüber. Außerdem ist es für gewöhnlich nicht möglich, ein Schuldscheindarlehen vorzeitig zu tilgen. Auch hier sind aber natürlich wieder individuelle Absprachen möglich.
Lohnt sich ein Schuldscheindarlehen?
Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bietet das Schuldscheindarlehen einige interessante Vorteile, denn neben dem klassischen Bankkredit ist das Schuldscheindarlehen eine sehr kostengünstige Möglichkeit Fremdkapital zu bekommen und das Ganze ohne einen hohen Verwaltungsaufwand. Unternehmen, die keine große Finanzkraft besitzen greifen sehr häufig auf Schuldscheindarlehen als Finanzierungshilfe zurück. In erster Linie allerdings sind Schuldscheindarlehen für größere Investitionen gedacht, bei denen andere Quellen in Bezug auf Finanzierungen nicht passen oder einfach mit zu hohen Kosten verbunden sind. Grundsätzlich haben Unternehmen immer das Ziel mit einer Finanzierung sich besser aufzustellen und sich langfristig zu vergrößern. In einigen Fällen werden die Schuldscheindarlehen sogar benutzt, um Anleihen zu refinanzieren.
Die Alternative zu KMU – das Schuldscheindarlehen
Anleihen sind für einige Unternehmen nicht interessant, denn sie sind in erster Linie nicht rentabel genug und verursachen zudem noch sehr hohe Kosten. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, aber auch öffentliche Betriebe müssen auf ihre Kosten genau achten und können nicht arglos damit umgehen. Um ein Schuldscheindarlehen zu bekommen muss eine ausgezeichnete Bonität vorhanden sein, sonst ist eine Ablehnung die Folge. Mit dem Schuldscheindarlehen können Unternehmen und Betriebe sich auch für einen langfristigen Zeitraum mit fremden Kapital versorgen.
Der Schuldschein beim Schuldscheindarlehen
Der Schuldschein ist bei diesem Darlehen ein Synonym und gilt aus Schuldanerkenntnis. Im § 781 Bundesgesetzbuch steht geschrieben, dass der Schuldschein als Beweis für eine bestehende Forderung zu sehen ist.
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
§ 781 Schuldanerkenntnis
Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den das Bestehen eines Schuldverhältnisses anerkannt wird (Schuldanerkenntnis), ist schriftliche Erteilung der Anerkennungserklärung erforderlich. Die Erteilung der Anerkennungserklärung in elektronischer Form ist ausgeschlossen. Ist für die Begründung des Schuldverhältnisses, dessen Bestehen anerkannt wird, eine andere Form vorgeschrieben, so bedarf der Anerkennungsvertrag dieser Form.
Aus diesem Grund wird der Schuldschein auch als Urkunde oder als Beweispapier bezeichnet und allein darin unterscheidet er sich von einem Wertpapier. Die Gültigkeit bekommt der Schuldschein nur mit der Unterschrift des Kreditnehmers oder des Schuldners. Allerdings muss kein Schuldgrund im Schuldschein stehen.
Sobald die Schuld getilgt wurde, kann der Schuldner den ausgestellten Schuldschein vom Gläubiger zurückverlangen. Er sollte sich eine Quittung über die Rückgabe ausstellen lassen. Bekommt der Kreditnehmer seinen Schuldschein nicht ausgehändigt, dann sollte er ein Dokument verlangen, das öffentlich beglaubigt ist und in dem die Löschung der Schuld bestätigt wurde.
Schuldschein als eine der beliebtesten Darlehensformen
Heute ist das Schuldscheindarlehen und somit auch der Schuldschein eine sehr beliebte Form der Kredite. Gerade Unternehmen, Gemeinde und Kommunen nutzen die Schuldscheine sehr häufig, denn sie profitieren von einer sehr hohen Bonität, die für ein Schuldscheindarlehen notwendig ist. Nur mit einer ausgezeichneten Bonität ist es möglich, ein solches Darlehen zu bekommen. In der Regel wird das Darlehen für Investitionen genommen. Aber auch Anleihen können refinanziert werden.
Schuldscheine und Anleihen – die Unterscheidung
Die Schuldscheine sind ähnlich wie Anleihen. Bei beiden Kreditformen sind Unternehmen und öffentliche Stellen in der Lage hohe Summen aufzunehmen und müssen dazu nicht die Banken verwenden, sondern können sich an andere Kreditgeber wenden. Der Unterschied zwischen dem Schuldscheindarlehen und der Anleihe liegt darin, dass die Anleihen nur mit dem Zugang zur Börse ausgegeben werden. Schuldscheine sind auch für nicht börsennotierte Unternehmen geeignet. Schuldscheine werden zudem nicht an der Börse gehandelt. Das ist bei Anleihen anders.
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