Selbsthilfe ist die beste Hilfe. Dieses Sprichwort ist weit verbreitet. Als Selbsthilfe wird auch die Eigenleistung genannt, welche man bei einem Hausbau selbst erbringt und dadurch Kosten für einen Handwerker spart. Siehe auch Selbst- und Nachbarhilfe. Die Selbsthilfe ist auch unter den Begriffen Selbst- und Nachbarhilfe und Eigenleistung bekannt. Sie kommt hauptsächlich in Bezug auf Bauvorhaben und der Finanzierung zur Sprache. Beim Bau eines Eigenheims ist eine Finanzierung in der heutigen Zeit unumgänglich. In der Regel handelt es sich um eine sogenannte Vollfinanzierung. Das bedeutet, der Bauherr besitzt kein Eigenkapital, das mit in das Bauvorhaben einfließt, sondern die Finanzierung wird zu 100% von der Bank übernommen. Dafür braucht der Bauherr eine Baufinanzierung. Eine Baufinanzierung umfasst alle Arbeiten, die rund um das Eigenheim geleistet werden müssen, von der Vermessung des Grundstücks bis hin zur Gartengestaltung. Alle Leistungen, die von Beginn der Bauphase bis zum Abschluss der Bauphase gemacht werden, darunter auch die Bearbeitung und Beantragung der ganzen Dokumente sind in der Baufinanzierung inbegriffen.
Inhalt
Mit Selbsthilfe die Höhe der Baufinanzierung verringern
Durch die ganzen Leistungen kann die Baufinanzierung hohe Summen erreichen. Teilweise kann es sich um Summen bis in Millionenhöhe handeln. Mit Eigenkapital wird die Höhe der Baufinanzierung gemindert. Eine besondere Art von Eigenkapital ist die Selbsthilfe. Die Selbsthilfe bezeichnet die Eigenleistungen, die während des Bauvorhabens vom Bauherrn, Nachbars, Bekannten, Verwandten oder anderen Menschen geleistet wird. Die Leistung bei Selbsthilfe wird nicht vergütet, sondern ist ein reiner Freundschaftsdienst. Mit einer hohen Eigenleistung kann die Summe bei der Baufinanzierung immens verringert werden. In der Regel werden für alle Arbeiten Handwerker beauftragt, welche die Arbeiten für ein Entgelt erledigen. Die Selbsthilfe bedeutet, dass es sich nicht um Handwerker handelt, sondern um Laien.
Vorteil der Selbsthilfe
Der größte und bedeutendste Vorteil bei der Selbsthilfe ist, dass die Höhe der Baufinanzierung also die Endsumme geringer werden kann. Handwerkbetriebe verlangen eine Menge Geld für ihre Arbeit, dafür wird die Arbeit fachmännisch und in einem festgelegten Zeitraum erledigt. Zudem ist eine Garantiezeit vorhanden. Durch die Selbsthilfe vom Bauherren und seinen Angehörigen kann in vielen Bereichen mit Einsparungen gerechnet werden. Der Bauherr arbeitet für sein Eigenheim und die Angehörigen leisten einen Freundschaftsdienst. Sie werden in der Regel nicht bezahlt, sondern mit Lebensmitteln und Getränken während der Arbeitszeit versorgt. Auch beim Richtfest sind sie anwesend und können sich auf Kosten des Bauherrn „den Bauch vollschlagen“. Stundenlohn oder eine andere Art der finanziellen Zahlung sind nicht zu erwarten. Gerade bei der Selbsthilfe kann es zu immensen Kosteneinsparungen kommen, denn die Bank berechnet die Selbsthilfe mit bis zu 15% vom gesamten Bauvorhaben.
Beispiel:
Baukosten (mit allen notwendigen Arbeiten bis zur Abnahme) 300.000 Euro
15% Selbsthilfe 45.000 Euro
Finanzierung durch die Bank 255.000 Euro
Einsparung durch Selbsthilfe 45.000 Euro
Nachteile der Selbsthilfe
Es gibt aber auch Nachteile bei der Selbsthilfe. Die Personen, die neben dem Bauherrn arbeiten auf der Baustelle erledigen müssen schon bei der Finanzierung feststehen, denn sie müssen angegeben werden. Zudem muss für diese Personen eine Bauhaftpflichtversicherung abgeschlossen werden, damit sie abgesichert sind falls ein Unfall auf der Baustelle passiert, der schlimme gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Zudem sind nicht alle Arbeiten vom Bauherrn oder den Helfern anerkannt. Es gibt Arbeiten, die müssen von Fachhandwerkern durchgeführt werden. Dazu gehören:
- der Dachstuhl
- Elektroarbeiten
- Sanitärarbeiten
- Heizungstechnik
Für alle Arbeiten müssen die Rechnungen aufbewahrt werden. Zudem ist eine lückenlose Dokumentation ein Muss. Die Bank verlangt in unregelmäßigen Abständen alle Unterlagen zu den Bauphasen und kontrolliert, ob der Bauherr sich an alle Vorgaben hält. Nur mit einer lückenlosen Dokumentation wird die Selbsthilfe anerkannt.
Die anerkannten Leistungen bei Selbsthilfe
Viele Leistungen können von dem Bauherrn oder den Helfern selbst übernommen werden und gelten als anerkannte Leistungen bei Selbsthilfe. Im Grunde handelt es sich um alle Arbeiten, die sich mit dem Innenausbau beschäftigen. Dazu gehören:
- Malerarbeiten
- Tapezieren
- Bodenbeläge
Aber auch der Außenbereich kann in Selbsthilfe gemacht werden. Alle Arbeiten, die mit dem Garten zu tun haben, sind ohne eine Fachfirma zu erledigen und werden anerkannt. Dazu gehören:
- Zaun setzen
- Pflasterarbeiten
- Gartengestaltung
Die Risiken bei Selbsthilfe
Beim Hausbau kann die Selbsthilfe das Eigenkapital ersetzen. Aber es ist im Vorfeld genau abzuklären, ob sich der Aufwand auch wirklich lohnt. Es können viele Risiken auftreten, welche die Ersparnisse bei der Baufinanzierung schnell zunichte machen.
Die Selbstüberschätzung
Wichtig ist eine reale Selbsteinschätzung. Handwerkliche Fähigkeiten sollten in keinster Weise überschätzt werden, denn ein Fehler kann nicht nur eine zeitliche Verzögerung nach sich ziehen, sondern auch für erhebliche Mehrkosten sorgen. In einigen Fällen muss sogar mit einer Nachfinanzierung gerechnet werden.
Die falschen Materialien
Um Kosten zu sparen setzen viele Bauherrn auf die Beschaffung von preiswerten Materialien. Das kann nicht nur zu Mängeln in der Bausubstanz führen. Auch fehlende Kenntnis kann schwerwiegende Folgen haben. Teure Nachbesserungen machen den Sparvorteil schnell zunichte.
Keine Gewährleistung
Handwerker haben eine gewisse Gewährleistungspflicht. Bei der Selbsthilfe fällt die Gewährleistung weg. Bei Mängeln oder Problemen müssen teure Nachbesserungen auf eigene Kosten durchgeführt werden.
Fertigstellung nach Termin
Die Selbsthilfe kann dafür sorgen, dass die Handwerker mit ihren Arbeiten nicht fristgerecht fertig werden können. Die Arbeiten müssen alle zum genannten Termin fertiggestellt sein, ansonsten gerät das gesamte Bauvorhaben in Zeitverzug. Schlimmer ist es, wenn durch die Selbsthilfe Mängel entstanden sind, die ausgebessert werden müssen. Das kann Monate an Zeit kosten und die ganze Finanzierung in Gefahr bringen.
Keine Gewährung bei Firmen-Rabatten
Die Handwerker bekommen in der Regel von ihren Lieferanten einen Rabatt, dass ist bei Selbsthilfe nicht möglich und somit müssen die Materialien zu teuren Preisen gekauft werden.
Werkzeuganschaffung
Kaum ein Bauherr besitzt das gesamte Werkzeug, das bei einem Hausbau notwendig ist. In den meisten Fällen ist ein Werkzeugkosten vorhanden, der aber nicht ausreicht. Somit muss Werkzeug gekauft werden, das zusätzlich ins Geld geht und im Endeffekt nie wieder gebraucht wird.
Qualitätsansprüche fehlen
Bei einigen Krediten wird darauf geachtet, dass sie nur ausgezahlt werden, wenn die Arbeiten von Fachleuten mit Qualitätsversprechen durchgeführt werden. Diese Kredite fallen bei Selbsthilfe weg und somit fehlt teilweise ein großer Teil der Finanzierung.
Alle Arbeiten, die in Selbsthilfe durchgeführt werden sollen, müssen im Vorfeld mit dem Bauleiter oder dem angeheuerten Bauunternehmen abgesprochen werden. Nur so kann der Bauherr eine Rückmeldung erhalten, ob die Arbeiten, die in Selbsthilfe geplant sind auch wirklich realistisch sind oder doch besser von einem Fachhandwerker ausgeführt werden sollten.
« Zurück zum Wiki Index