Wann immer man sich mit dem Thema Kredit und Aufnahme von Darlehen beschäftigt, kommt man auch um das Thema Zinsen nicht herum. Zinsen gibt es in zahlreichen Ausführungen und Varianten und für verschiedenste Situationen. Sie sind eine wichtige Einnahmequelle für die Bank oder das Kreditinstitut, welches das Geld verleiht. Für den Kreditnehmer hingegen bedeuten Zinsen immer Mehrkosten und sorgen darüber hinaus oft für Überraschungen. Nämlich immer dann, wenn man sich der anfallenden Zinsen nicht bewusst war. Die Vorlaufzinsen sind ein solcher Fall, bei dem deren Berechnung durch die Bank immer wieder für Überraschungen und Skepsis sorgt.
Inhalt
Was sind Vorlaufzinsen?
Vorlaufzinsen sind Zinsen, die von der Bank erhoben werden können, wenn der Kreditnehmer ein beantragtes Darlehen bereits vorher als vereinbart erhält. Schließt man etwa einen Kreditvertrag für ein Darlehen ab, dessen Auszahlungstermin der 1. Februar ist, bekommt dann das Geld aber schon am 1. Januar, dann kann die Bank für diesen einen Monat Vorlaufzinsen in Rechnung stellen. Der Grund dafür ist, dass die Bank zum Einen das Geld bereits vorher als vereinbart ausgezahlt hat, zum Anderen konnte der Kreditnehmer das Darlehen aber auch bereits früher nutzen. Die Vorlaufzinsen werden monatlich berechnet. Je früher die Auszahlung von einem Kredit erfolgt, umso mehr Vorlaufzinsen werden fällig.
Funktionsweise
So funktionieren die Vorlaufzinsen
Die Vorlaufzinsen funktionieren auf eine recht einfache Art und Weise. Sie fungieren als eine zusätzliche Gebühr, die von Banken für die vorzeitige Auszahlung eines Kredites erhoben werden kann. In dem oben genannten Beispiel etwa erfolgt die Auszahlung des Darlehens einen Monat früher als geplant. Die Bank kann eine solche frühere Auszahlung jedoch an die Zahlung von Vorlaufzinsen knüpfen. Diese betragen dann einen prozentualen Anteil des Kreditbetrages und werden – wie die klassischen Zinsen auch – zu der Kreditsumme hinzugerechnet. Das führt zu einer höheren Tilgungsrate, die jeden Monat fällig wird. Auf der anderen Seite kann der Kunde auf diese Weise sein Geld schon früher nutzen. Wenn der Kredit wirklich dringend benötigt wird, sind die Verbraucher oft bereit, diese zusätzlichen Zinsen in Kauf zu nehmen, wenn dafür das Geld am Ende schneller auf dem Konto ist.
Vorlaufzinsen – Diese Dinge sollte man wissen
Zu den Vorlaufzinsen gibt es einige Dinge, die man wissen sollte. Zunächst einmal ist die Erhebung von solchen Zinsen freiwillig. Das bedeutet, dass die Bank durchaus auch darauf verzichten kann, die Summe in Rechnung zu stellen. Viele Banken gehen Problemen zudem dadurch aus dem Weg, dass sie den Kreditbetrag für ein Darlehen pünktlich zum vereinbarten Zeitraum überweisen. Die Zinsen werden so nicht fällig. Werden Vorlaufzinsen berechnet, dann müssen sie wie auch ihre Höhe im Kreditvertrag vereinbart und schriftlich fixiert sein. Ansonsten ist die Erhebung nicht zulässig. Viele Banken haben genaue Verfahren zu den Vorlaufzinsen, etc. auch ausführlich in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen festgelegt. Diese sollte man sich als Kunde immer bereits im Vorfeld anschauen. Auch den Kreditvertrag sollte man zudem gründlich studieren und bei Unklarheiten frühzeitig nachfragen.
Vor- und Nachteile
Vor- und Nachteile von Vorlaufzinsen
Zunächst einmal bieten Vorlaufzinsen für den Kreditnehmer oder Kunden keine besonderen Vorteile. Sie sind vielmehr ein Ärgernis und verursachen oft unerwartete Mehrkosten. Auf den zweiten Blick hingegen profitiert der Kunde hier durchaus. Es ist schließlich nicht so, dass Vorlaufzinsen von den Banken einfach so berechnet werden. Der Kreditnehmer bekommt eine Gegenleisten: Die frühere Auszahlung seines Kredites. Das kann unter Umständen ein großer Vorteil sein. Auf der anderen Seite gibt es jedoch inzwischen auch zahlreiche Banken, insbesondere im Internet, die auch Express-Kredite anbieten. Diese sind für Menschen die es besonders eilig haben.
Die Auszahlung erfolgt für gewöhnlich binnen 24 Stunden. Was viele Verbraucher aber nicht wissen: Auch ein solcher Express-Kredit ist nicht kostenlos. Die Banken lassen sich nämlich die schnelle Auszahlung ebenfalls vergüten. Entweder in der Form von höheren Zinsen oder von zusätzlichen Gebühren. Damit sind auch die Express-Kredite nicht umsonst. Wer aber dringend Geld braucht oder wen es freut, dass es schneller geht, der hat auch mit Gebühren oder Vorlaufzinsen kein Problem. Ist man nicht einverstanden, dann kann man schließlich der früheren Auszahlung widersprechen.
Nachteilig ist, dass viele Menschen sich über die Vorlaufzinsen nicht im Klaren sind. Sie freuen sich über die frühzeitige Auszahlung und werden dann von höheren Raten überrascht, die bei der Abbuchung vom Konto auffallen. Der Grund dafür ist, dass Banken zwar die vorzeitige Auszahlung anbieten – oder in einigen Fällen auch einfach vornehmen – aber nicht über die Vorlaufzinsen aufklären. Da diese im Kreditvertrag und in den AGB vereinbart sind, geht das Kreditinstitut davon aus, dass der Kunde von diesen Kosten weiß. Das sich kaum jemand einen Kreditvertrag, geschweige denn die AGB, in vollem Umfang und ganz genau durchliest, ist eine andere Sache. Die Banken wissen das natürlich ebenfalls.
Vorlaufzinsen – warum verlangen Banken sie?
Grundsätzlich hört es sich schon komisch an, wenn die Bank Vorlaufzinsen verlangt, denn es sollen Zinsen gezahlt werden, obwohl noch keine Leistung erfolgt ist. Bei einer genauen Betrachtung gibt es nachvollziehbare Gründe für die Vorlaufzinsen:
Die Bank argumentiert damit, dass das verlange Darlehen in der Zeit schließlich nicht mehr für die Bank arbeiten kann. In der Zeit kann das Darlehen also nicht mehr angelegt werden und somit kann ein gewisser Gewinn verloren gehen. Zudem kann das Darlehen auch nicht mehr anderweitig vergeben werden. Es entsteht für die Bank also, laut deren Aussage, ein Gewinnausfall und mit Hilfe der Vorlaufzinsen wird der Verlust wieder reingeholt.
Es gibt aber auch noch einen zweiten Grund, warum die Vorlaufzinsen für die Bank gerechtfertigt sind. Die Gelder, welche die Bank für ein Darlehen zur Verfügung stellt, muss am Kapitalmarkt beschafft werden. Die Beschaffung ist mit Kosten verbunden, denn auch die Bank muss Zinsen bezahlen. Diese Kosten werden mit den Vorlaufzinsen ausgeglichen.
Die Höhe der Vorlaufzinsen
Auf Anhieb sind die Vorlaufzinsen für einen Laien kaum zu erkennen, denn sie fließen in die Berechnung des effektiven Jahreszinses nicht mit ein. In der Regel sind die Vorlaufzinsen in den Klauseln des Darlehensvertrages zu finden. Aus dem Grund empfehlen Experten immer, dass der Darlehensvertrag sehr gründlich und bis ins kleinste Detail gelesen werden soll. Ist man selber nicht in der Lage, dann bietet sich ein Anwalt an, der den Vertrag prüfen kann. Grundsätzlich werden die Vorlaufzinsen nicht für ein Jahr angegeben, sondern in Monaten. Im Grunde hören sich 0,25 % monatlich nicht schlecht an, aber bei einer genauen Ansicht und einer Berechnung für das ganze Jahr wird klar, dass 3% sich schon recht hoch anhören. Der Kreditnehmer zahlt im Moment für das Baugeld an Sollzinsen gerade mal die Hälfte. Die Banken halten aber an ihren 3% Vorlaufzinsen fest und das obwohl sich der Finanzmarkt gerade in einer Niedrigzinsphase befindet.
Die Berechnung der Vorlaufzinsen
Die Vorlaufzinsen werden von der Bank berechnet. Heute verwenden die Banken in der Regel zwei Methoden zur Berechnung der Vorlaufzinsen:
- Bei der Baufinanzierung ist es durchaus üblich, dass die anrechenbaren Vorlaufzinsen angewendet werden. Das heißt, dass die Bank nur auf einen Teil des Kredits die Vorlaufzinsen berechnet und auch nur für den Teil, der von dem Kreditnehmer noch nicht abgerufen worden ist.
- Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Bank einen nicht anrechenbaren Vorlaufzins verlangt. Dabei muss der Darlehensnehmer auf die gesamte Summe Vorlaufzinsen bezahlen. Auf Deutsch bedeutet das, dass auch wenn der Kreditnehmer auf einen großen Teil des Kredits noch keinen Zugriff hat, müssen trotzdem die Vorlaufzinsen auf den gesamten Betrag gezahlt werden. Diese Variante ist gerade für den Kreditnehmer sehr ungünstig und sehr teuer.
Die genaue Berechnungsmethode für die Vorlaufzinsen sollte immer angefragt werden. In der Regel befinden sich genaue Angaben zu den Vorlaufzinsen in den Darlehensunterlagen, in den Klauseln. Unwissende sollten beim Bankgespräch entweder den Vertrag mit nach Hause nehmen und gut durchlesen oder einem Anwalt vorlegen, der auf die kleinen Dinge im Vertrag achtet und den Kreditnehmer somit vor unnötig teuren Kosten schützen kann.
« Zurück zum Wiki Index