Die Schweizerische Nationalbank, kurz SNB, hat der angeschlagenen Großbank Credit Suisse milliardenschwere Liquiditätshilfen zugesagt und sich damit sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Wie Direktoriumsmitglied Martin Schlegel hierzu mitteilt, ist die SNB dabei wirklich an ihre Grenzen gestoßen. Es ist im Allgemeinen ungewöhnlich, eine geschützte Liquiditätshilfe als Konkursprivileg zu vergeben. Jedoch wollte man dieser Großbank helfen, nachdem die Bank in Liquiditätsschwierigkeiten geraten war. Ohne diese Hilfe wäre es unweigerlich zu einem Zusammenbruch gekommen.
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Die Misere der Credit Suisse
Die Credit Suisse gehört zu den wichtigsten Geldhäusern in Europa. Leider hat sich die Bank aus dem Gründungsjahr 1856 durch ein jahrelanges Missmanagement und vielen Risikogeschäften selbst ins Abseits befördert. In den Jahren 2004 bis 2007 hat beispielsweise die bulgarische Mafia nach Angaben der Staatsanwaltschaft ungestört Geldwäsche betreiben können. Im Jahr 2013 wurden windige Geschäfte bei der britischen Credit Suisse Tochter in Mosambik bekannt, wobei hier etliche Millionen an Staatsfirmen verschwanden. In der Presse wurde auch von Bespitzelungen einiger Kaderleute berichtet. Zuletzt war die Bank in Risikogeschäften des Hedgefonds Archegos und der Greensill-Fonds beteiligt, wobei es zu Verlusten in Millionenhöhe kam. Dies führte dazu, dass die Credit Suisse enorm an Vertrauen verloren hat. Durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der allgemeinen Angst vor einer weltweiten Bankenkrise geriet die Bank zunehmend ins Strudeln.
Credit Suiss wird von der UBS übernommen
Die Credit Suisse wird unter Beteiligung der Schweizer Regierung über einen Not-Verkauf von der rivalisierenden Großbank UBS für etwa drei Milliarden Schweizer Franken übernommen. Dabei unterstützen die Schweizer Nationalbank (SNB) und der Bund diese Rettungsaktion mit bis zu 260 Milliarden Schweizer Franken. Dabei werden Liquiditätshilfen und Garantien gewährleistet.
Sowohl der Bundesrat, die Finma und die SNB haben in den letzten Wochen und Monaten alle möglichen Lösungen durchgespielt. Leider musste die beste Lösung unter den schlechten ausgewählt werden. Herausgekommen ist, dass eine temporäre Verstaatlichung nachteiliger geworden wäre, als ein Verkauf an die UBS.
Das Versagen des Managements
In der Führungsetage herrschte eine Art von Abzockermentalität. Wie einige Schweizer Tageszeitungen berichteten, hat die Bank seit 2013 kontinuierlich etwa 3,2 Milliarden Franken an Verlust gemacht. Die Top-Manager kassierten aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken an Boni. Dies sind umgerechnet 32,2 Milliarden Euro.
Leider wurde auch von Seiten der Schweizer Nationalbank, der Finanzaufsicht und der Regierung nicht rechtzeitig reagiert. Die Vertreter hätten der Credit Suisse spätestens seit Herbst kritische Fragen stellen müssen, als Zweifel an der Zukunft lauter wurden. Vielleicht hätte man dann noch das Ruder herumreißen können. Es ist aber nichts passiert.
Wie wichtig ist die Credit Suisse?
Die Credit Suisse ist eine international anerkannte Großbank, die hierzulande mit der Deutschen Bank verglichen werden kann. Sie gehört zu den 30 systemrelevanten Banken und wurde dementsprechend vom internationalen Finanzstabilitätsrat eingeordnet. Diese Banken sind alle miteinander vernetzt. Bei einem Scheitern kann dies dazu führen, dass andere Großbanken mitgerissen werden. Aus diesem Grund unterliegen diese Banken besonderen Sicherheitsauflagen.
Die Credit Suisse ist jedoch kleiner als der Rivale UBS. Die UBS erreicht eine Bilanzsumme von einer Billionen Euro und ist damit auch etwas kleiner als die Deutsche Bank. Dennoch ist sie doppelt so groß wie die Credit Suisse. Unabhängig davon hat die Bank nicht nur in der Schweiz einen hohen Stellenwert, sondern auch auf internationaler Ebene. Zu den Kunden zählen viele Großunternehmen, die nun von der UBS übernommen werden. Man darf gespannt sein, wie sich die Lage weiterentwickelt.