Momentan unterhält die Deutsche Bank hierzulande 511 Filialen. Während der Corona-Krise waren 200 davon geschlossen. Auch wenn viele wieder geöffnet haben, möchte das größte deutsche Bankhaus jede fünfte Filiale aufgeben. Aber auch die Commerzbank plant einen drastischen Abbau ihrer Filialen. Zwar haben sich viele Banken und Sparkassen schon vor der Pandemie mit einem Filialabbau beschäftigt, jedoch wurde dieses Vorgehen durch die aktuelle Lage nochmals beschleunigt. Eine deutschlandweite Schließung von Filialen bedeutet nicht nur einen riesigen Stellenabbau, sondern auch ein deutlicher Verlust an wichtigen Ansprechpartner. Insbesondere ältere Bankkunden werden es in Zukunft schwerer haben, ihr Anliegen vor Ort vorzubringen.
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Zunächst die Filialen in den Großstädten verringern
Nach Mitteilung der Deutschen Bank sollen 20 % aller Bankfilialen aufgelöst werden. Dabei wurde jedoch angemerkt, dass insbesondere in den Großstädten überflüssige Filialen geschlossen werden sollen. Wenn dort mehrere Geschäftsstellen vorhanden sind, wolle man das Bankgeschäft auf eine Filiale bündeln.
Der Abbau soll jedoch so schnell wie möglich erfolgen. Wie viele Stellen hierdurch abgebaut werden, wollte sich die Deutsche Bank momentan nicht äußern. Von den 511 Filialen sollen lediglich 400 bestehen bleiben. Wie der Consileon-Chef Hientzsch von der Deutschen Bank erklärt, hätten durchaus noch mehr Filialen geschlossen werden können. Immerhin kämen hierzulande andere Banken und Kreditinstitute mit weitaus weniger als 400 Geschäftsstellen aus. Selbst mit 300 Filialen sei eine flächendeckende Versorgung gewährleistet.
Kunden bevorzugen immer häufiger Onlinebanking
Die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Nutzung des Onlinebankings führen dazu, dass die Filialen nur noch von wenigen Kunden besucht werden. Umfragen haben ergeben, dass bis zu 90 % der Nutzer online ihre Bankgeschäfte erledigen. Niemand brauche eine Bank mehr vor Ort. Da Online- und Mobile-Banking immer häufiger anzutreffen ist, sehen auch die Betreiber keinen Grund mehr dafür, ein teures Filialnetz aufrecht zu erhalten. Selbst eine umfangreiche Beratung wird viel häufiger außerhalb der Bankfiliale durchgeführt. Viele Beratungsprozesse laufen vollkommen automatisch ab. Schon in den vergangenen Jahren hatte sich die Deutsche Bank aus diesem Grund das ursprüngliche Angebot von 835 Geschäftsstellen verringert.
Steigender Kostendruck führt zum Filialabbau
Neben der steigenden Zahl an Online-Banking-Nutzern darf der Kostendruck auf die Bankhäuser nicht unerwähnt bleiben. In Zeiten der Corona-Pandemie müssen viele Banken mit faulen Krediten und schrumpfenden Gewinnen rechnen. Ebenso führen die Negativzinsen innerhalb der Euro-Zone bei den Banken für eine dauerhafte Belastung. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Anbieter durch Filialschließungen ihre Kosten senken möchten.
Wer die Branche beobachtet, wird feststellen, dass der Filialschwund seit 2019 deutlich angestiegen ist. Bundesweit sind die Geschäftsstellen auf rund 27.000 gesunken, wobei dies ein Drittel weniger sind als noch vor 10 Jahren. Bis 2030 wird erwartet, dass letztlich nur noch etwa 11.000 Filialen übrigbleiben. Als Erklärung wird angeführt, dass für einfache Dienstleistungen einfach keine Bankfilialen mehr benötigt werden.
Die Gewerkschaften sind besorgt
Insbesondere bei der Deutschen Bank zeigt die Gewerkschaft Verdi zwar Verständnis für dieses Vorhaben, jedoch sollen dabei auch die Belange der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Die Beschäftigten seien durch einen Tarifvertrag vor solchen Kündigungen geschützt. Ebenso gibt es Zumutbarkeitskriterien, mit denen vermieden werden soll, dass diese an andere, weiter entfernt liegende Standorte versetzt werden können.
Eine Kosteneinsparung durch Filialabbau kann jedoch nur mit einem deutlichen Stellenabbau erfolgen. Die Deutsche Bank hat angegeben, dass auch nach der Ausdünnung des Filialnetzes noch 50 % an Personalkosten aufzuwenden sind. Bei den Sparkassen sind diese sogar noch 62 % und bei den Genossenschaften 57 %.
Es ist ein starker Trend erkennbar, dass sich kaum eine Bank von der Tendenz zu weniger Filialen entziehen kann. Sehr viele Filialen möchte beispielsweise die Commerzbank schließen. Hier sollen mehr als die Hälfte aller Geschäftsstellen gestrichen werden. Von den aktuell 1.000 Filialen sollen 800 geschlossen werden. Stattdessen sollen bis 400 Mini-Filialen mit nur wenigen Mitarbeitern errichtet werden.
Experten sind jedoch überzeugt, dass es aber auch noch in 10 Jahren Geschäftsstellen der Banken geben wird. Immerhin werden diese von Kunden mit langfristigen Anlagemöglichkeiten, für Baufinanzierungen und für die Kreditvergabe benötigt. Diese schätzen eine persönlichen Kontakt und eine ausgiebige Beratung.
Direktbanken können ihre Filialen sogar erhöhen
Einige Online-Banken bieten auch ein Filialnetz an. Hierzu gehört zum Beispiel die Santander Consumer Bank. Diese teilt mit, dass es hierzulande rund 200 Filialen in den größten Städten gibt. Umfragen haben ergeben, dass eine Vor-Ort-Beratung für viele Kreditnehmer wichtig ist. So kann es durchaus sein, dass sich gerade auf diesem Sektor eine Filialerhöhung ergibt. Im Zuge der Schließung zahlreiche Bankfilialen hätte es Santander wohl nicht schwer, auch in den Innenstädten in bevorzugter Lage gute Immobilienplätze zu finden.