„Angst essen Seele auf” hieß ein bekannter Film aus den 80er – Jahren. Die Aussage ist sehr wahrscheinlich wahr, jedoch kann Angst noch ganz andere Dinge verfrühstücken, besonders wenn es die Angst anderer Leute ist, zum Beispiel die Kreditwürdigkeit von unbescholtenen Bürgern. Genauer geht es um die Angst unzähliger Unternehmen vor ihren eigenen Kunden.
Das Bedürfnis vor einem Vertragsschluss, und sei es so etwas banales wie ein Handyvertrag, möglichst alles über den potentiellen Partner zu erfahren, hat inzwischen psychotische Züge angenommen. Der Kunde scheint für viele Firmen der schlimmste denkbare Feind zu sein, so ist das Misstrauen mittlerweile angewachsen. Banken tun sich bei diesem Spiel übrigens ganz besonders hervor, da man dort seit Basel II am liebsten Geschäfte ohne jedwedes Risiko machen würde. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man gleichzeitig auch Geld verdienen will – die beiden Position sind nun mal von Natur aus schwer vereinbar.Das Misstrauen der Unternehmen beflügelt das Geschäft von Auskunftsdiensten wie der Schufa, die sich immer neue Methoden ausdenken, wie sie ihre Datensammlung über die Verbraucher zu Geld machen können. Die neuste Kreation ist das so genannte Scoring – eine Art Kartenlegen per Computer, wobei das Deck aus den Informationen des Kunden besteht.
Genauso zuverlässig wie alle anderen Methoden in die Zukunft zu schauen, funktioniert auch dieses Methode, nämlich gar nicht. Zutreffende Ergebnisse erhält man bestenfalls durch Zufall. Anders ist es nicht zu erklären, dass Leute mit guten Einkommen, Vermögen und einwandfreier Zahlungsmoral einen so geannten Schufa – Score erhalten können, der sie aus dem Wirtschaftsleben praktisch ausschließt. Die Erkenntnis kommt, wenn man beispielsweise den nächsten Leasingvertrag abschließen will und der Verkäufer dankend ablehnt, auch wenn es schon die fünfte S-Klasse in Folge ist, für die man über die Jahre pünktlich jede Leasingrate bezahlt hat.
Zum Verhängnis wird einer solchen Person gerade, dass sie keine negative Einträge in der Schufa – Datenbank hat. Wäre dies so, bekäme man den Leasingvertrag womöglich auch nicht, aber dann gäbe es dafür zumindest einen nachvollziehbaren Grund.
So liegt es allein daran, das anhand bestimmter Daten, zum Beispiel die Anzahl von Girokonten oder Kreditkarten oder dem Wohnort eine Hochrechnung vorgenommen wird, ob der Kunde in Zukunft vielleicht ein säumiger Zahler werden könnte. Das ist natürlich Nonsens, besonders weil dafür die wesentlichen Information fehlen. Nicht in der Rechnung sind nämlich Vermögen und Einkommensverhältnisse des Betroffenen, also gerade die entscheidende Information, will man etwas über die Zahlungsfähigkeit herausfinden. Da also nur belanglose Daten verwendet werden, kann das Ergebnis auch bei komplexesten Rechenvorgängen nicht brauchbar sein, da es nicht besser sein kann als die Datenbasis.
Ein unbrauchbares Ergebnis wird auch nicht aussagekräftiger, wenn man es auf zwei Stellen hinter dem Komma genau berechnet. Aus guten Grund gibt es von der Schufa auch keine Aussagen darüber, wie hoch die Trefferquote ihrer Berechnungen tatsächlich ist. Sie wird sich, so ist zu vermuten, innerhalb der mathematischen Wahrscheinlichkeit bewegen.