Die ideale Situation besteht darin, eine Baufinanzierung genau dann abzuschließen, wenn die Zinsen ihren niedrigsten Punkt erreicht haben und kurz bevor sie wieder ansteigen. Diesen optimalen Zeitpunkt zu bestimmen, ist jedoch reine Glückssache. Dennoch ist es für Immobilienkäufer und diejenigen, die eine Anschlussfinanzierung planen, ratsam, die Entwicklung selbst im Auge zu behalten und zu einer eigenen Einschätzung der Zinsentwicklung zu gelangen. Dazu ist es wichtig, die entscheidenden Einflussfaktoren zu kennen und richtig einzuschätzen.
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Weltlage – Fed und EZB
In unseren Zinskommentaren betonen unsere Fachexperten regelmäßig die geldpolitischen Schritte der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-amerikanischen Notenbank (Fed), da deren Entscheidungen einen maßgeblichen Einfluss auf die Baufinanzierungszinsen in unserem Land haben. Es ist wichtig, dies vor dem Hintergrund zu verstehen, dass Bauzinsen nie losgelöst existieren, sondern integraler Bestandteil wirtschaftlicher Verflechtungen sind und von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren beeinflusst werden.
Staatsanleihen sind für Bauzinsen wichtig
Richten Sie Ihr Augenmerk bei der Entwicklung der Baufinanzierungszinsen besonders auf die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe. Denn die Richtung, die diese Investition einschlägt, beeinflusst ebenso die Bewegung der Bauzinsen. Dies liegt in der Art und Weise, wie Banken ihre Baufinanzierungen refinanzieren – also, wie sie die Mittel beschaffen, die sie ihren Kunden für Baufinanzierungen zur Verfügung stellen. Dieser Prozess erfolgt mittels Pfandbriefen. Banken verpfänden Immobilien an Investoren, die im Gegenzug Geld zur Verfügung stellen. Für dieses Geld müssen die Banken ihrerseits Zinsen entrichten.
Je geringer die Zinsen sind, die Banken für die geliehenen Mittel zahlen, desto weniger Zinsen berechnen sie später ihren Baufinanzierungskunden. Die Zinsen für Pfandbriefe orientieren sich wiederum an den Zinsen von Staatsanleihen. Hierdurch entsteht die direkte Verbindung zwischen Staatsanleihen und Bauzinsen.
Die Zinsen von Staatsanleihen wiederum werden von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage Deutschlands beeinflusst. Wenn es der deutschen Wirtschaft gut geht, erfreuen sich ihre Staatsanleihen hoher Beliebtheit. Die hohe Nachfrage steigert die Kurse der Staatsanleihen, woraufhin die Zinsen und Renditen sinken. In solchen Zeiten sind Baufinanzierungen hierzulande besonders günstig.
Die Rolle der EZB
Die Hauptverantwortung der Europäischen Zentralbank (EZB) besteht darin, die Stabilität des Euro-Werts sicherzustellen. In genauerer Betrachtung agiert die EZB in gewisser Weise als Hüterin des ausgewogenen Verhältnisses zwischen Inflation und Deflation. Ein zentraler Indikator hierfür ist die Inflationsrate, die bei einem Idealwert von 2 % liegt.
Die EZB verfügt über verschiedene Instrumente zur Steuerung der Inflationsrate. Ein Beispiel hierfür ist der Leitzins, der die Geldmenge im Umlauf beeinflusst. Wenn die EZB den Leitzins senkt, wird mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf eingebracht; erhöht sie ihn, wird Geld entzogen.
Ein niedriger Leitzins ermöglicht es Banken und Anlegern, sich zu günstigen Konditionen Geld zu leihen und es zu investieren. Bei einem höheren Leitzins hingegen verteuern sich Kredite, was naturgemäß zu einer Verschiebung von Investitionen führt.
Das hat die Weltlage mit den Bauzinsen zu tun
Nicht nur wirtschaftspolitische Ereignisse in Europa können Auswirkungen auf Staatsanleihen haben, sondern auch globale Faktoren wie die Folgen der Corona-Pandemie, der Konflikt in der Ukraine und die Energiekrise. Diese Umstände führen dazu, dass globale Lieferketten ins Stocken geraten, was wiederum negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage und die Inflation hat.
Die Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) trägt ebenfalls zur Situation bei: Gegenwärtig liegt der Leitzinssatz der Fed im Bereich von 4,25 bis 4,5 % (Stand: 14. Dezember 2022). Dies setzt die Europäische Zentralbank (EZB) zusätzlich unter Druck, ihre geldpolitischen Maßnahmen und Zinsentscheidungen anzupassen.