Geld kann durchaus als Wunder bezeichnet werden. Nahezu alle Menschen nutzen es, aber kaum jemand versteht es. So wissen teilweise noch nicht einmal die Banker, wie Geld entsteht. Dies wird nun in dem preisgekrönten Dokumentarfilm Oeconomia von der Regisseurin Carmen Losmann vorgestellt. Seit 15.10.2020 läuft dieser Film bundesweit in den Kinos. Losmann setzt dabei Vermögensverwalter und Banker unter Druck, wobei der Zuschauer mitunter auf lustige Art und Weise einen Basiskurs in der Geldtheorie erhält.
Inhalt
Wo kommt eigentlich das Geld her?
In der 40. Minute des Dokumentarfilms stellt die Regisseurin Losmann einem Vermögensverwalter die Frage, wo das Geld eigentlich herkommt, damit Unternehmen ihre gesamtwirtschaftlichen Gewinne erzielen können. Kurioserweise zögert der Gesprächspartner und antwortet ziemlich hilflos, dass dies eine gute Frage sei. Selbst der BMW-Finanzchef Nikolas Peter kann nicht genau darlegen, woher das Geld stammt, welches BMW Rendite von 7,2 Prozent jährlich beschert. Hierzu teilt er als Betriebswirt lediglich mit, dass ein Gewinn dann entsteht, wenn die Umsätze größer als die Kosten sind.
Geld kann aus dem Nichts entstehen
Der Dokumentarfilm von Losmann ist überaus amüsant und unterhaltsam. Unbemerkt absolvieren die Zuschauer dabei jedoch einen Basiskurs in der Geldtheorie. Ein gutes Beispiel ist, dass einen Bank einen Kredit gewährt und die Kreditsumme auf dem Konto des Kreditnehmers landet. Dies wird als Bilanzverlängerung bezeichnet. Der Begriff ist eigentlich schwer zu beschreiben, jedoch schafft es Losmann mithilfe der visuellen Möglichkeiten diesen Finanzbegriff sehr plastisch zu beschreiben.
Schrittweise werden die Zuschauer an die Geldtheorie herangeführt. So wird beispielsweise dargestellt, dass ein Wachstum nur dann möglich ist, wenn zuvor Kredite vergeben wurden. Interessant ist auch, dass die Kredite nur dann zurückgezahlt werden können, wenn ein weiteres Wachstum entsteht. Der Zuschauer lernt, dass es im Grund Gewinne nur dann gibt, wenn neue Kredite aufgenommen werden. Ein solches System ist nur dann nicht stabil, wenn der Staat sich nicht verschulden würde. Kurioserweise wird in diesem Film dargelegt, dass Schulden eigentlich den Motor im Kapitalismus darstellen.
Harte Kost amüsant erklärt
Auch wenn die Geldtheorie schwierig zu begreifen ist, gelingt es Losmann immer wieder mit erheiternden Pausen die Materie aufzulockern. So wird beispielsweise dargelegt, dass diejenigen erfolgreich sind, die im obersten Stockwerk eines Glaspalastes sitzen und über Rhein und Main blicken können. Die arbeitende Bevölkerung und weniger wichtigen Mitarbeiter sitzen weit darunter und können durch das Fenster lediglich die nächsten Bürogebäude sehen.
Seltsame Momente im Dokumentarfilm
Etliche Teile der Geldtheorie werden von einer sonoren, gottgleichen Männerstimme aus dem Off vorgetragen. Dabei ist nicht klar, wer hier zitiert wird und wer der Sprecher ist. Es handelt sich hierbei aber nicht um die Regisseurin selbst.
Losmann möchte mit ihrem Film keine wirklichen Lösungen präsentieren, sondern lediglich auf das Dilemma des Wirtschaftssystems aufmerksam machen. Deutlich wird, dass es keinen Ausstieg aus dem Kapitalismus gibt. So kann man in einer endlichen Weld nicht unendlich wachsen. Sobald man sich vom Wachstum aber verabschiedet, würde der gesamte Schuldenberg zusammenbrechen. Auf diese Weise käme es in der Wirtschaft zum Chaos.
Anschauen lohnt sich
Momentan hat noch kein anderer Film so plastisch erklärt, wie die Geldtheorie funktioniert. Kritiker bemängeln lediglich, dass Losmann die Geldschöpfung für kapitalistisch also für neu hält. Tatsächlich entsteht das Geld schon seit der Antike aus dem Nichts, wobei schon immer Kredite vergeben wurden. Ein wichtiges Instrument im Mittelalter war der Wechsel. Dieser war Darlehen und Zahlungsmittel zugleich. Unabhängig davon kann jedem dieser amüsante Dokumentarfilm empfohlen werden, bei dem die Paradoxien von Wachstum, Gewinnen, Vermögen und Schulden betrachtet werden.