Für den noch amtierenden EZB-Chef Mario Draghi war die gestrige die vorletzte Sitzung der Europäischen Zentralbank. Insbesondere einigten sich die Währungshüter darauf, den Einlagenzins um -0,1 auf -0,5 Prozent zu senken. Außerdem ist vorgesehen, dass die EZB ab November 2019 monatlich Staatsanleihen in Höhe von 20 Milliarden Euro erwerben wird.
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Draghi macht Ernst
Nun ist es doch so weit: Die bereits vor einigen Monaten angekündigte wirksamere Lockerung der Geldpolitik wird in die Tat umgesetzt. Während der Leitzins vorerst bei null Prozent bleibt, beträgt der Einlagenzins künftig nicht mehr -0,4, sondern -0,5 Prozent. Allerdings soll eine Staffelung umgesetzt werden, sodass künftig mit geringeren Belastungen für deutsche Banken zu rechnen ist. Auch die Wiederaufnahme der Anleihekäufe ab dem 1. November war letztlich nur eine Frage der Zeit.
Die gewünschten Effekte des Maßnahmenpakets
Oberstes Ziel der Europäischen Zentralbank ist es, die Geldhäuser dazu zu bringen, Kredite zu vergeben, die für Investitionen benötigt werden. Dies wiederum käme der Wirtschaft zugute. Klar muss aber sein, dass der Einlagenzins nur noch geringfügig weiter gesenkt werden kann: Sobald ein bestimmter Punkt überschritten ist, werden es Banken vorziehen, überschüssige Gelder in Tresoren aufzubewahren.
Mögliche Auswirkungen der Zinssenkung auf Bankkunden
Grundsätzlich bedeuten Strafzinsen eine zusätzlich Belastung für die Geldhäuser. Schließlich hat die Branche schon länger unter Ertragsschwäche zu leiden und ist zu Umstrukturierungsmaßnahmen gezwungen. Dementsprechend wird die Weitergabe von Minuszinsen an die Kunden immer wahrscheinlicher. Vielen dürfte bereits die Bezeichnung „Verwahrentgelt“ geläufig sein. Eine andere Möglichkeit, die eigenen Kosten zu senken, haben Banken mit der Einführung oder Erhöhung von Gebühren für einzelne Leistungen.