Alljährlich geben die so genannten Wirtschaftsweisen ihre Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr ab. Diese „Weisen” sind die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute, die ihre Erkenntnisse im so genannte Herbstgutachten zum Besten geben. Die Prognosen treffen zwar meistens nicht zu, dennoch sind sie Handlungsgrundlage der Regierung, um die Wirtschaft am Laufen und die Arbeitslosigkeit möglichst niedrig zu halten. Dieses moderne Orakel prognostiziert im aktuellen Gutachten, was uns durch die Finanzkrise schlimmstenfalls noch alles blühen könnte.
Dieses im Gutachten diesmal enthaltene Risikoszenario hat zur Grundlage, dass die globale Ökonomie nicht wie im günstigen Fall angenommen, um drei, sondern nur um ein Prozent wächst. Außerdem geht es davon aus, dass es sowohl für Unternehmen als auch für Privatleute schwieriger werden wird, an Kredite zu kommen – genauer gesagt müsste es besonders bei Unternehmen heißen, noch schwieriger, den dies war auch bislang kein einfaches Unterfangen. Eine weitere Annahme besagt, dass die Bürger aus Angst und Verunsicherung das tun werden, was sie in solchen Situationen bevorzugt tun, nämlich noch mehr sparen als zuvor.Träfe dies alles ein, würde die deutsche Konjunktur erheblich leiden. Das Land wäre auf dem sicheren Weg in eine Rezession, also ein Minuswachstum, ähnlich wie in den Siebzigern nach der so genannten Ölkrise. Das Bruttoinlandsprodukt würde um fast einen Prozentpunkt schrumpfen.
Das hätte natürlich Folgen für die Beschäftigungsquote. Sie rechnen dabei mit beinahe einer halben Million Arbeitslosen mehr. Die Institute haben zwar nicht errechnet, wie sich die Einkommenssituation der Bürger verändern würde, aber sie haben zumindest auch eine beruhigende Nachricht. Ihr eigenes Szenario halten die Macher für eher unwahrscheinlich. Vielmehr wird die Entwicklung weniger dramatisch verlaufen, also so, wie das Basisgutachten sie darstellt. Da sich im Augenblick jedoch die Ereignisse an den Finanzmärkten überschlagen und keiner genau weiß, was noch alles geschehen wird, kann diese Einschätzung inzwischen schon überholt sein. Möglicherweise wird es doch viel schlimmer kommen, als die Wirtschaftsweisen vermuten.