Ein Privatkredit kann eine wunderbare Sache sein – gerade dann, wenn er von der lieben Familie gegeben wird. Dass es auch ganz anders kommen kann, hat dieser Tage eine 53-jährige Frührentnerin zu spüren bekommen, die von ihrer eigenen Mutter vor den Kadi gezogen wurde.
Eigentlich ging es um einen vergleichsweise läppischen Streitwert von 250 Euro. Diese Summe war der Anteil der 53-Jährigen Birgit S. an einem Privatkredit, der ihrem eigenen Bruder zugute kommen sollte. Nachdem dieser in Südamerika in eine finanzielle Schieflage geraten war, hatte der Familienrat beschlossen, dem jüngsten Familienmitglied zu helfen.
Zunächst hatte der ältere Bruder vergebens versucht einen Kredit zu bekommen, bis schließlich dessen Mutter, die 78-Jährige Gerda B. aus Waldheim in Sachsen, das Heft in die Hand nahm und daraufhin ein Darlehen von 1.700 Euro erhielt. Nachdem diese nach Südamerika transferiert worden waren, sollte der Betrag auf jeden Einzelnen der sechs Familienmitglieder umgelegt werden. Dabei kam es jedoch zum Streit, die 58- jährige Frührentnerin weigerte sich, ihren Anteil von 250 Euro an die Mutter zurückzuzahlen – angeblich, weil sie es sich nicht leisten könne.
Daraufhin kam es zu einer Zivilklage der Mutter gegen die eigene Tochter, die jetzt vom Amtsgericht Döbeln verhandelt wurde. Das Ergebnis: Die Tochter Birgit S. muss die 250 Euro zahlen. Der Richter hatte den gegenteiligen Aussagen zweier Schwestern von Birgit S., die von deren Mutter als Zeugen benannt wurden, mehr Glauben geschenkt als den Schilderungen der Angeklagten, sie hätte der Begleichung ihres Anteils nie zugestimmt.
Dass durch dieses Urteil der Familienfriede wieder hergestellt werden kann, scheint fraglich. Laut Aussage des Richters ist zwar ein schriftlicher Kreditvertrag innerhalb der Familie nicht notwendig – in diesem Falle wäre er aber mehr als angebracht gewesen.