Wer einen Kredit vergibt, achtet vor allem auf das Gehalt des Kreditnehmers. So lautet das Ergebnis der “SAF-Studie Kreditmanagement“, für die 295 Fach- und Führungskräfte aus dem Versandhandel, E-Commerce, Banken, Versicherungen und aus der Energieversorgung befragt wurden. Zwei Drittel der Befragten orientieren sich bei der Kreditvergabe fast ausschließlich am Gehalt, detaillierte Auskünfte über den Kreditnehmer (z.B. über bisherige Inkassoverfahren oder andere Zahlungsauffälligkeiten) hält jeder fünfte Befragte sogar für überflüssig. Letztlich – so die Erkenntnis der Studie – greife jedoch die fast ausschließliche Fokussierung auf das Gehalt bei der Bonitätseinschätzung häufig zu kurz.
Fasst man die aus der Studie generierten Erkenntnisse zusammen, lassen sich allein aus dem verfügbaren Einkommen keine Rückschlüsse auf die frühere Zahlungshistorie der Kunden ziehen. Laut Aussage des Auftraggebers der Studie Peter Bürker, CEO der SAF Forderungsmanagement GmbH, kann das fatale Folgen für die Liquidität der Kreditgeber haben: Verstreicht zwischen Leistungserbringung und Zahlungseingang zu viel Zeit, verzichten die Kreditgeber auf freie finanzielle Mittel, mit denen sie in der Zwischenzeit Verbindlichkeiten abbauen und so die Finanzierungskosten senken könnten.
“Ein Unternehmen, das beispielsweise 1,2 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und bis Zahlungseingang 60 Tage ausharrt, statt 45 Tage als Zahlungsziel festzulegen, entgehen somit 50.000 Euro freie Liquidität”, verdeutlicht Bürker die Problematik. Um eine effektive Kreditstrategie zu verfolgen, ist es von zentraler Bedeutung, die Kreditwürdigkeit seiner Kunden über die Einkommensverhältnisse hinaus zu kennen.
Besonders in E-Commerce-Unternehmen, so die Studie, werde das Thema Bonitätsauskunft bisweilen stiefmütterlich behandelt. So lassen Ausgaben wie Miete oder Kreditrückzahlungen, die private Kunden monatlich zu bewältigen haben, mehr als zwei Drittel der befragten Online-Händler unbeeindruckt. Nur ein Drittel bezieht zudem Personenauskünfte bei der Bonitätsbeurteilung ein.
Welche Auswirkungen der Verzicht auf fundierte Personenauskünfte auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens haben, verdeutlichen folgende Zahlen: Will beispielsweise eine Firma bei einer Umsatzrendite von fünf Prozent einen Forderungsverlust von 10.000 Euro ausgleichen, weil der Kredit für diesen Kunden geplatzt war, muss deren Vertrieb 200.000 Euro mehr Umsatz erwirtschaften.