Den umgekehrten Fall kennen viele: das Konto ist leer, also kommt nicht mehr aus dem Automaten und Abbuchungen werden zurückgegeben, wie das so schön euphemistisch heißt. Es verhält sich aber manchmal auch andersherum, was durchaus zur Verwirrung der Bankkunden führt, vorausgesetzt sie kümmern sich ordnungsgemäß um ihre Geldangelegenheiten. Es wird Geld abgebucht, beziehungsweise es werden Überweisungen getätigt, obwohl das Konto kein ausreichendes Guthaben mehr aufweist und auch kein so genannter Überziehungskredit vereinbart wurde.
Das ist gar nicht so verwunderlich, versetzt man sich in die Lage der Bank, die überall wo es möglich ist, Profite erwirtschaften will. Es kommt daher gar nicht so selten vor, das geduldete Überziehungen, wie man das in Bankkreisen nennt, vorkommen. Die Bank macht dabei ein gutes Geschäft, je nachdem, wie viel sie dem Kunden an unvereinbartem Kredit zugesteht. Auch bei Jugendlichen ist es gängige Praxis, bis zu einem gewissen Grad den Kunden überziehen zu lassen, ohne das er Rücksprache halten muss oder ein Girokredit eingeräumt wurde. Selbst wenn das bankinterne Limit erreicht ist, kann der zuständige Berater gegebenenfalls individuell entscheiden, ob er noch weiter gehen will oder ob der Kunde angesprochen wird. Dann allerdings hat der Kunde meist ein Problem, über das wir hier schon ausführlich berichtet haben.
Auf das dann anstehende Gespräch sollte man sich gut vorbereiten, wenn man nicht dauerhaften Ärger haben möchte. Man sollte überhaupt Abstand von dieser Art des „Kredits” nehmen, da er wirklich extrem teuer ist. Selbst beim Kredithai um die Ecke bekäme man zur Not ein besseres Angebot. Fünfzehn Prozent Zinsen sind durchaus nicht unüblich, es können auch mehr sein. Da ist oft schon die Grenze des Wuchers beinahe erreicht, genau der Grund, weshalb Banken sich auf solche Geschäfte einlassen. Bedenkt man, dass man üblicherweise bis zu drei Monatsgehälter im Minus sein darf, kann man sich die Kosten dafür leicht ausrechnen. Vor allem werden die Zinsen quartalsweise abgerechnet, weshalb ein Zinseszinseffekt eintritt, der eigentlich verboten ist, aber durch diesen Trick legal wird.
Kommt man voraussichtlich einmal mit seinem Geld nicht aus, sollte man besser mit seiner Bank sprechen und eine günstigere Lösung suchen. Kurzfristig kann ein regulärer Überziehungskredit mit entsprechend niedrigeren Zinsen sinnvoll sein. Benötigt man das Geld länger, sollte man sich um einen ganz normalen Ratenkredit bemühen, der wesentlich besser Konditionen hat. Wer verhindern will, das sein Konto ins Minus rutscht, kann eine Vereinbarung mit seiner Bank treffen. Ist die Bonität des Kunden nicht einwandfrei, macht die Bank das auch gerne von sich aus.