Die deutschen Genossenschaftsbanken konnten sich auch im schwierigen Jahr 2020 erfolgreich behaupten. Während der Pandemie standen die 814 Institute ihren Kunden und Kundinnen nach wie vor als verlässlicher Finanzpartner zur Seite. Interessant ist, dass die ausgegebenen Kredite um etwa 6,2 % anstiegen. Ebenso erhöhten sich auch die Einlagen um 7,6 %. Dabei war der Zinsüberschuss mit minus 1,9 % rückläufig. Dagegen legte der Provisionsüberschuss mit 3,8 % zu. Insgesamt erreichte der Jahresüberschuss der Genossenschaftsbanken im Jahr 2020 etwa 2,1 Milliarden Euro. Somit konnten die Institute ihre Eigenkapitalausstattung um 4,1 % steigern.
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Sorgen bereiten die mittelständischen Firmenkunden
Die Genossenschaftsbanken sind regional verankert und teilen aktuell die Sorgen mit den mittelständischen Firmenkunden. Marija Kolak als Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken erklärt, dass die vom Lockdown am stärksten betroffene Branche die bisher aufgelaufenen Umsatzverluste wohl in diesem Jahr nicht ausgleichen können. Gerade die mittelständischen Unternehmen benötigen eine verlässliche Öffnungsstrategie, sodass die Wirtschaft rasch wieder hochfahren kann.
Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass die Genossenschaftsbanken einen Stabilitätsanker bilden. Die BVR-Präsidentin erläutert, dass die Institute die Risiken bisher auch im Umfeld der Coronapandemie im Griff hätten. Noch seien Risiko, Ertrag und Eigenkapital in einem guten Gleichgewicht.
Kritik gibt es an der Europäischen Einlagensicherung EDIS
Kolak bewertet das bisherige Festhalten der EU-Kommission sowie der portugiesischen Ratspräsidentschaft an einer europäischen Einlagensicherung, kurz EDIS, als kritisch. Anstelle einer Umverteilung von Risiken müsse angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Pandemie
daran gearbeitet werden, den Risikoabbau in den Bankenbilanzen zu klären. Kolak teilt hierzu mit, dass eine Vergemeinschaftung der Haftung für mögliche Risiken die Gefahren innerhalb der Bankenunion systematisch erhöhen könnte.
Von daher sollte auch die Bundesregierung eine klare Haltung gegen die EDIS einnehmen. Die momentanen Voraussetzungen für einen solch weitreichenden Schritt sind nicht gegeben.
Das Kundengeschäft ist überaus stabil
Im letzten Geschäftsjahr 2020 wuchsen die Kredite der Genossenschaftsbanken über alle Kundengruppen hinweg um 6,2 % auf insgesamt 665 Milliarden Euro. Dabei erhöhte sich der Marktanteil um 0,4 Prozentpunkte auf 17,6 %. Interessant ist, dass für diese Entwicklung die anhaltend große Nachfrage nach langfristigen Wohnungsbaukrediten verantwortlich ist. Sie macht mehr als die Hälfte des Kreditportfolios der Genossenschaftsbanken aus.
Ebenso ist auch die Einlagenseite stark angestiegen. Die Kundeneinlagen stiegen im Jahr 2020 um 7,6 % auf 791 Milliarden Euro. Das momentan gute Kundengeschäft spiegelt sich letztlich auch in den vorläufigen Zahlen der Gewinn- und Verlustrechnung wieder. Der Zinsüberschuss ist dagegen leicht um 311 Millionen Euro auf 16 Milliarden Euro gesunken.
Die Genossenschaftsbanken haben zudem die allgemeinen Verwaltungsausgaben um 0,3 % auf 14,8 Milliarden Euro reduzieren können. Dennoch blieb der Personalaufwand mit 8,5 Milliarden Euro im direkten Vergleich zum Vorjahr nahezu identisch. Die Mitarbeiterzahlen belaufen sich auf 138.100. Sie sind nur um 1,8 % zum Vorjahr gesehen gesunken. Ausgebildet wurden 8.600 Beschäftigte, sodass sich hier ein Plus von 200 ergibt.
Gestiegenes Eigenkapital der Genossenschaftsbanken
Die Eigenmittel nach der Capital Requirements Regulation erhöhten sich um 4,8 % auf 98,4 Milliarden Euro. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Kernkapitalquote um 15,4 % angestiegen ist. Ende 2020 lag die Gesamtkapitalquote bei 17,2 % und sorgte für eine Steigerung von 0,15 Prozentpunkten. Der Mindeststandard der Genossenschaftsbanken wurde somit um 8 % deutlich übertroffen.