Verfolgt man die Lage auf dem Markt der Verbraucherkredite, bietet sich derzeit ein sehr uneinheitliches Bild. Noch – wie man vielleicht betonen möchte, denn neben den überraschenden Zinssenkungen der letzten Monate fällt eines zunehmend auf: Immer mehr Banken entscheiden sich (teilweise wieder) für eine bonitätsunabhängige Verzinsung ihrer Kredite und Darlehen. Allerdings ist noch nicht absehbar, ob sich aus dem momentanen Trend „Bonität vorausgesetzt“ ein Massenphänomen quer durch alle Kredit-Institute entwickeln wird. Denn auch Kredite mit einer bonitätsabhängigen Verzinsung haben durchaus ihre Vorteile.
Grundsätzlich ist der Trend zur bonitätsunabhängigen Verzinsung, der unter anderem bei den Online-Krediten der DKB, ING-DiBa, netbank, norisbank, SKG Bank und weiteren Direktbanken zu beobachten ist, sowohl aus Verbraucher- wie aus Bankensicht durchaus nachvollziehbar: Einerseits ermöglichen Ratenkredite mit bonitätsunabhängiger Verzinsung ein deutlich höheres Maß an Transparenz im Hinblick auf die Gestaltung der Konditionen (bei gleichzeitiger, kostenverringernder Straffung des Kreditangebots), andererseits erhalten die Verbraucher auch tatsächlich die Konditionen, mit denen die Bank wirbt.
Doch wo viel Licht ist, fällt auch automatisch Schatten: Gleiche Konditionen für alle Kreditnehmer haben für die Banken nämlich auch ein höheres Ausfallrisiko zur Folge – was sich wiederum in Form einer deutlich höheren Verzinsung niederschlägt. Weiterer Nachteil: Bei Kunden, deren Bonität den Banken zu risikobehaftet scheint, kommt eine Kreditvergabe meist gar nicht zustande – die Ablehnungsrate ist bei einem Ratenkredit mit bonitätsunabhängigen Zinsen meist ungleich höher als bei den Darlehensformen mit variabler Zinsstaffelung.
Die Entscheidung für einen – wie auch immer gearteten – Kredit sollte also stets wohlüberlegt sein. In der Regel ist bei einem Kreditvergleich das so genannte Repräsentative Beispiel, das bei jedem Kredit-Angebot obligatorisch ist, der wichtigste Orientierungspunkt, was die tatsächliche Verzinsung betrifft. Da es für zwei Drittel aller Kreditnehmer gilt, kann Otto Normalverbraucher davon ausgehen, dass er ungefähr diese Konditionen erhält. Ergibt jedoch die stets zu empfehlende Selbstauskunft bei der Schufa (einmal pro Jahr kostenlos) eine überdurchschnittlich gute Bonität, ist in vielen Fällen eine bonitätsabhängige Verzinsung zu wählen: Diese Kredit-Form bietet gutsituierten Verbrauchern meist noch deutliche bessere Konditionen – sofern sie sich überhaupt Geld leihen müssen.
Für Kreditinteressenten mit mäßiger oder schlechter Bonität hingegen kann ein Kredit mit bonitätsabhängiger Zinsstaffelung oft noch der letzte Ausweg sein: Bevor man bei einem Einheits-Kredit am Ende in die Röhre schaut, weil die Kreditvergabe wesentlich restriktiver ist, gilt es unbedingt zu prüfen, ob ein seriöser, wenn auch teurer Bankenkredit mit Bonitätsstaffelung noch finanzierbar ist. Die Zuhilfenahme eines modernen Kreditrechners ist auch hier stets zu empfehlen.