Derzeit führt die Kriegssituation zwischen Russland und der Ukraine zu hohen Unsicherheiten in der deutschen Wirtschaft. Viele Unternehmen sind hierzulande direkt oder indirekt betroffen. Bereits zuvor haben viele Unternehmen große Verluste wegen der anhaltenden Corona-Pandemie und deren Lieferengpässen verzeichnen müssen. Um jetzt den Unternehmen und der deutschen Wirtschaft ein wenig entgegenzukommen, wurde von der Bundesregierung ein umfassendes Maßnahmepaket geschnürt, mit der die Unsicherheiten abgemildert werden sollen. Diesen Schutzschild hatten der Bundesfinanzminister und der Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister für den 8.4.2022 angekündigt. Grundlage für diese Hilfemaßnahmen ist das Temporary Crises Framework der Europäischen Kommission.
Inhalt
Es geht um Liquiditätssicherung und Vorsorge
Wegen des anhaltenden Ukraine-Krieges sind zahlreiche Wirtschaftszweige hierzulande betroffen. Bei dem Maßnahmepaket geht es in erster Linie darum, die Liquidität der wirtschaftlich betroffenen Unternehmen zu sichern und ebenso eine Vorsorge zu treffen. Diese ist wichtig, wenn anzunehmen ist, dass sich die wirtschaftliche Lage dieser Unternehmen verschlechtern wird. Aus diesem Grund werden den betroffenen Unternehmen aller Größenklassen zinsgünstige, haftungsfreigestellte Kredite gewährt.
Ebenso kommt es zu einer Verlängerung bestehender, einzelner, während der Corona-Pandemie eingeführten Erweiterungen im Rahmen der Bund-Länder-Bürgschaftsprogramme. Die Unternehmen müssen hierfür eine direkte Betroffenheit durch den Ukraine-Krieg nachweisen.
Liquiditätssicherung durch die KfW-Kreditprogramme
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau ist der richtige Ansprechpartner für die betroffenen Unternehmen. Für eine kurzfristige Liquiditätssicherung ist en KfW-Programm mit zwei Stufen geplant. Es gibt beispielsweise einen Kredit im standardisierten Durchleitgeschäft für die Hausbank bis zu einem Kreditvolumen von 100 Millionen Euro und einen Kredit für individuelle, großvolumige Konsortialfinanzierungen.
Insgesamt wird dieses KfW-Programm ein Volumen von rund 7 Mrd. Euro umfassen. Zu beachten sind herbei die folgenden Eckpunkte:
- Investitions- und Betriebsmittelkredite für mittelständische und große Unternehmen ohne Umsatzgrößenbeschränkung,
- eine weitgehende Haftungsfreistellung der Hausbanken,
- der Nachweis der Betroffenheit des Unternehmens durch den Ukraine-Krieg,
- ein vergünstigter Zinssatz und
- eine tilgungsfreie Zeit für bis zu 2 Jahren.
Die Zugangsvoraussetzungen für das KfW-Kreditprogramm
Die Unternehmen müssen durch die Sanktionen gegenüber Russland und Belarus oder den Kriegshandlungen in der Ukraine betroffen sein. Hieraus ergeben sich dann:
- Umsatzrückgänge durch möglicherweise weggebrochene Absatzmärkte,
- nachgewiesene Produktionsausfälle in der Ukraine, Russland oder Belarus,
- nachgewiesen Produktionsausfälle wegen fehlender Rohstoffe und Vorprodukte,
- Schließung von Produktionsstätten in Russland, Belarus und/oder der Ukraine,
- eine hohe Betroffenheit wegen gestiegener Energiekosten
Der Bürgschaftshöchstbetrag wird angehoben
Es sollen Unternehmen mit Betriebsmittel- und Investitionskrediten unterstützt werden, wobei hier die Programme für die Bürgschaftsbanken bis Ende 2022 erweitert werden. Für die Unternehmen, die direkt vom Ukraine-Krieg betroffen sind, wird der Bürgschaftshöchstbetrag von 1,25 Mio. Euro auf 2,5 Mio. Euro verdoppelt. Das Großbürgschaftsprogramm des Bundes von 50 Mio. Euro wird auch an Unternehmen außerhalb strukturschwacher Regionen geöffnet. Dabei soll die Bürgschaftsquote bei rund 80 % liegen. In seltenen begründeten Fällen kann diese auch 90 % betragen.
Zuschüsse zu den Energie- und Stromkosten
Bei vielen Unternehmen kommt es wegen der gestiegenen Erdgas- und Strompreise zu enormen Belastungen. Aus diesem Grund ist ein zeitlich begrenzter Kostenzuschuss geplant. Diesen Zuschuss konnten Unternehmen zwischen Februar und September 2022 in Anspruch nehmen. Sinn ist, die gestiegenen Kosten an die Endverbraucher weiterzugeben.
Interessant ist, dass auch die Energieunternehmen bei bestimmten Liquiditätsengpässen durch ein spezielles Finanzierungsprogramm unterstützt werden. Grund hierfür ist, dass diese Unternehmen Strom und Gas auf Termin kaufen müssen, damit die Absatzmengen richtig geplant werden können. Auch hierfür hat die KfW ein entsprechendes Hilfeprogramm ins Leben gerufen.