Die potenzielle Gefahr des Zusammenbruchs des Immobilien-Imperiums von René Benko stellt nun auch eine Herausforderung für einen der bedeutendsten Vermögensverwalter in Europa dar – die Privatbank Julius Bär in Zürich. Gemäß Angaben von Business Insider hält die Signa-Gruppe des österreichischen Investors ihre Kreditvereinbarungen mit der Bank nicht ein. Verschiedenen Quellen zufolge beläuft sich der Gesamtbetrag auf etwa 600 Millionen Euro. Auf Nachfrage verzichtete Julius Bär darauf, Stellung zu nehmen, mit der Begründung: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Gerüchten und vermeintlichen Kundenbeziehungen.“
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René Benko in der Krise
Das Immobilienimperium von René Benko sieht sich einem finanziellen Engpass gegenüber. Die Bauprojekte der Signa-Gruppe sind zum Stillstand gekommen, was bei Co-Gesellschaftern und Investoren Unruhe und Sorgen auslöst. Ohne frisches Kapital könnte das Milliardenprojekt bald vor dem Aus stehen. Die Aussichten auf einen rettenden Deal mit dem Staatsfonds von Saudi-Arabien sind noch ungewiss.
Parallel dazu spüren Banken in ganz Europa die Auswirkungen des Benko-Finanzbebens. Die Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte kürzlich bereits vor Risiken bei Kreditgeschäften mit Signa gewarnt. Tatsache ist: Laut Informationen von Business Insider hat die Firmengruppe Schulden bei mehr als 80 Finanzinstituten. In einigen Fällen soll Signa seit Wochen die Kreditverpflichtungen nicht mehr erfüllt haben, berichten Insiderquellen.
Mit 600 Millionen Euro in den Miesen
Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Privatbank Julius Bär. Mit einem Vermögen von nahezu 500 Milliarden Schweizer Franken zählt sie zu den größten und angesehensten Vermögensverwaltern Europas. Vor einigen Jahren unterstützte die Bank Benko und sein Team beim Erwerb der Schweizer Warenhauskette Globus. Bis vor Kurzem war nichts über weitere Kreditgeschäfte bekannt. Die nun aufgedeckten stillen Verbindungen zum Niedergang von Signa sorgen jedoch in der Zentrale in Zürich für erhebliche Unruhe. In den letzten Tagen hat das Management Krisensitzungen abgehalten.
Gemäß Business Insider-Informationen soll Julius Bär der Signa-Gruppe insgesamt etwa 600 Millionen Euro geliehen haben. Intern werden diese Kredite nun, laut mehrerer Insider, als „Default“ geführt. Dies bedeutet, dass sich Signa offenbar nicht an die vertraglichen Vereinbarungen mit der Bank gehalten hat. Eine informierte Quelle erklärt: „Es wurden weder Zinsen noch die vereinbarten Tilgungsraten gezahlt.“ Signa hat auf eine Anfrage nicht reagiert. Eine Sprecherin von Julius Bär erklärte: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Gerüchten und vermeintlichen Kundenbeziehungen.“
Keine Konsequenzen wegen Zahlungsverzugs
Bisher hat Julius Bär offenbar noch keine Maßnahmen aufgrund des Zahlungsverzugs ergriffen. Eine mögliche Option wäre die Verwertung der Sicherheiten, die Signa für die gewährten Kredite hinterlegt hat. Besorgniserregend ist jedoch, dass laut mehreren Quellen die Sicherheiten nur teilweise werthaltig sind. Insider gehen daher im Falle eines Kreditausfalls von erheblichen Verlusten für Julius Bär aus.
Berichten aus Bankenkreisen zufolge ist Julius Bär intensiv damit beschäftigt, hinter den Kulissen eine Lösung zu finden. Das aktuelle Chaos innerhalb der Signa-Firmengruppe erschwert jedoch diesen Prozess. Zudem dürfte die Bank allmählich unter Druck geraten, maximalen Vermögensschutz für ihre Aktionäre zu gewährleisten. Es ist wahrscheinlich, dass kritische Fragen der Bankenaufseher Julius Bär bald erreichen werden.
Eine positive Wende in der Abwärtsspirale der Signa-Gruppe ist nicht absehbar. Die Commerz Real, die Fondsgesellschaft der Commerzbank, hat nun der Tochtergesellschaft Signa Real Estate einen bedeutenden Auftrag für Hochhausarbeiten am Berliner Alexanderplatz gekündigt. Dies stellt ein Schlüsselprojekt dar und ist ein weiterer Rückschlag für Benko. Dramatische Wochen stehen für seine Kreditgeber bevor.