Seit Jahresbeginn sind die Immobilienpreise enorm in die Höhe gestiegen. Ausgehend der letzten Corona-Pandemie haben viele Familien mit Kindern in Erwägung gezogen, zukünftig lieber in einer eigenen Immobilie zu wohnen als zum Beispiel zur Miete. Immerhin hat man in Krisenzeiten wesentlich mehr Spielraum und ist bei einer Quarantäne nicht in den eigenen vier Wänden gefangen. Leider ist dies auch auf dem Immobiliensektor nicht unbemerkt geblieben. Doch so langsam scheint sich die Lage wieder zu beruhigen.
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Für Käufer wird es schwieriger
Wer sich eine neue Immobilie kaufen möchte, der muss aktuell noch recht tief in die Tasche greifen. Zudem haben sich aktuell auch die Voraussetzungen für ein Baudarlehen drastisch geändert. Ohne ein Eigenkapital von 30 % ist es nur sehr schwer möglich, sich eine eigene Immobilie anzuschaffen.
Interessant ist aber auch die Preisentwicklung am Markt. Zunächst ist festzustelle, dass das Angebot sich verringert hat. Die noch angebotenen Immobilien haben Kaufsummen erzielt, die mehr als das Doppelte betragen, als die Besitzer dafür einst bezahlt haben. Während Anfang des Jahres noch von einer niedrigen Zinslage ausgegangen wurde, sind diese zum 01.07.2022 angestiegen. Seit mehr als 10 Jahren sind die Bauzinsen so hoch wie nie. Gerade für Familien mit Kindern wird es daher schwierig, hier eine passende und finanzierbare Immobilie zu finden. Wer nicht auf finanzielle Unterstützung seitens der Eltern oder Großeltern zurückgreifen kann, der muss ggf. leer ausgehen.
Käufer können nun wieder etwas mehr aufatmen
Aktuell ist festzustellen, dass sich die Zinslage wieder etwas entspannt hat. Die Zinsen für Hypothenkredite sind leicht gesunken. Zuletzt lag der Zinssatz für einen Kredit bei einer 10-jährigen Zinsfestschreibung bei 2,86 %. Ende Juni 2022 sind die Zinsen um 0,56 Prozentpunkte zurückgegangen.
Max Herbst von der Frankfurter FMH-Finanzberatung teilt hierzu mit, dass es eine leichte Tendenz zu fallenden Bauzinsen gibt. Ebenfalls stehen auch für die Kreditvermittler, wie zum Beispiel Interhyp, die Zeichen auf eine leichte Entspannung. Erwähnenswert ist, dass viele Banken die Erwartungen an die geplanten Leitzinserhöhungen bereits im Vorfeld vielfach eingepreist haben. Generell gewinnen Konjunkturvorhersagungen immer mehr an Bedeutung. Dies teilt Mirjam Mohr als Vorständig für das Privatkundengeschäft der Interhyp mit.
Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen erhöht
Zum Ende Juli hat die Europäische Zentralbank (EZB) die erste Leitzinserhöhung sei mehr als 10 Jahren vorgenommen. Der Zinssatz ist über 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Die ultralockere Geldpolitik geht damit in Europa dem Ende zu. Grund hierfür sind die aktuell hohen Inflationszahlen. Natürlich müssen die Notenbanken eingreifen. Wegen der hohen Inflation im Euroraum von durchschnittlich 8,9 Prozent müssen die Verbraucher noch tiefer in die Tasche greifen.
Wer jedoch genau auf die Zahlen sieht, der wird feststellen, dass trotz dieser Zinserhöhung die Bauzinsen nicht extrem in die Höhe geschnellt sind. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wichtig zu wissen ist, dass der Leitzins keine direkten Auswirkungen auf das Baugeld hat. Hypothekenzinsen orientieren sich eher an den Renditen der Bundesanleihen mit einer 10-jährigen Laufzeit. Diese sind in den letzten Monaten wieder stark gesunken. Interessant ist, dass zuletzt die 10-jährige Bundesanleihe mit 0,7 Prozent rendierte. Damit hat sich die Rendite seit Mitte Juni 2022 um mehr als die Hälfte (zuletzt 1,76 %) halbiert.
Dennoch sind Immobilien noch sehr teuer
Im Vorfeld ist die EZB davon ausgegangen, dass eine Leitzinserhöhung viele Anleger verstärkt in deutsche Staatsanleihen locken würde. Grund für die Annahme ist, dass die EZB befürchtet, dass Länder wie zum Beispiel Italien unter der Last der höheren Zinsen noch stärker leiden könnten.
Auch wenn die EZB bekräftigt, dass sie schwächere Staaten mit Hilfsprogrammen unterstützen würde, konnte dies die Unsicherheit der Anleger nicht mildern. Daher sind Anleihen von soliden Schuldnern, wie der Bundesrepublik Deutschland bei den Anlegern besonders attraktiv. Die Kurse der deutschen Anleihen sind gestiegen, die Rendite dagegen gesunken.
Immobilienkäufer profitieren von dieser Entwicklung. Dennoch sind aktuell die Immobilienpreise immer noch sehr hoch. Wann die Blase zu platzen scheint, ist noch nicht sicher. Experten gehen davon aus, dass sich der Immobilienmarkt bis 2025 beruhigen wird.