Geht es nach dem ehemaligen Verfassungsrichter Winfried Hassemer, soll die Schufa-Auskunft ihren Nimbus als großes Mysterium bei der Kredit-Vergabe verlieren. Pünktlich zum heutigen Weltverbrauchertag macht sich der aktuelle Ombudsmann der Schufa deshalb für mehr Transparenz bei der Kreditauskunft stark: “Die Schufa ist eine Blackbox. Ich verstehe, dass viele Menschen ein Problem damit haben, dass ihr Leben davon abhängt, was aus dieser Blackbox herauskommt“, so der 71-jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. “Die Schufa entscheidet mit diesen dürren Daten am Ende über mich und mein Leben – und ich weiß nicht, warum.“ Es gebe “übergeordnet eine Menge zu tun in Bezug auf eine verbraucherfreundliche Politik der Schufa“.
Als Ombudsmann der SCHUFA Holding AG beschäftigt sich Hassemer ist seit dem 1. Juli 2010 mit den Beschwerden der Kreditnehmer über deren Bewertung durch die größte deutsche Auskunftei. Dass bereits nach neun Monaten seiner Tätigkeit erheblicher Handlungsbedarf insbesondere beim so genannten Scoring besteht, verdeutlicht der relativ hohe Anteil fehlerhafter Auskünfte: Bei insgesamt 93 Beschwerden sah Hassemer 12 mal tatsächlichen Handlungsbedarf: Entweder lag ein interner Bearbeitungsfehler der Schufa vor oder deren Vertragspartner wie etwa Mittelständler und Banken hatten fehlerhafte Meldungen über die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden abgegeben.
Ziel von Hassemer ist es, den Schufa-Score auf ein neues Fundament zu stellen, um den Verbrauchern deutlich mehr Transparenz zu gewähren. “Ich kann den Score nicht ändern, ich kann und werde keine Rechnung umwerfen, es sei denn, es gibt erkennbare Fehler. Aber ich kann den Leuten erklären, was hinter diesen Zahlen steckt, es etwas plausibler machen.“
Bislang war der Schufa-Score fast schon so etwas wie die Büchse der Pandora – oder Blackbox, wie Hassemer zu sagen pflegt: Nicht nur die Berechnung dieses Wertes aus einem Konglomerat verschiedenster Daten über Bankkonten, Mobilfunk- und Leasingverträge, Kredite und Vollstreckungsmaßnahmen war für die meisten Verbraucher ein Mysterium – auch der Konfrontation mit seiner Bonitätseinschätzung ging man am liebsten aus dem Weg. Dabei kann jeder Verbraucher seine Schufa-Auskunft seit April 2010 sogar einmal pro Jahr kostenlos abrufen.
Als ehemaliger oberster Datenschützer Hessens ahnt Hassemer jedoch, dass der Weg zu einer verständlicheren Schufa-Auskunft noch steinig werden kann: “Das Problem ist: Dafür müsste man die Datenbasis verbreitern und zum Beispiel Angaben über Immobilienbesitz, Einkommensverhältnisse heranziehen. Das ist eine Gratwanderung. Das Ziel ist aber klar: Mehr Verbraucherfreundlichkeit, mehr Transparenz.“
Dafür drückt der Schufa-Ombudsmann jetzt aufs Tempo. Noch vor Ende seines Zweijahresvertrages Ende Juni 2012 will Hassemer eine „möglichst vernünftige“ Entscheidung treffen. Helfen soll ihm bis dahin eine spezielle Arbeitsgruppe, die er aus dem 14-köpfigen Verbraucherbeirat der Schufa rekrutieren will.