Während in Frankreich bereits die ersten Immobilien Darlehen nach islamischem Recht (das u.a. Zinsen verbietet) vergeben werden, entdecken auch deutsche und österreichische Banken in den Migranten eine neue, besonders konsumfreudige Kundschaft: So werden Verbrauchern mit Migrationshintergrund unter anderem Kredite für eine türkische Hochzeit oder andere Finanzierungsdarlehen angeboten.
Gemessen an der gegenwärtigen Integrationsdebatte in Deutschland und Österreich, die vor allem einen sozio-kulturellen und religiösen Fokus besitzt, geht die Kredit- und Finanzbranche schon längst einen Schritt weiter. Hier hat man das Konsumpotential der Migranten und ihrer Familien schon vor Jahren für sich entdeckt. Kein Wunder also, dass zwischen Hamburg und Wien das Interesse an Migranten als Kunden wächst. Mit dem Bereich Ethno-Banking hat sich sogar schon ein neues Geschäftsfeld eröffnet.
Auch im Marketing gehen viele Unternehmen gänzlich neue Wege, um Migranten als künftige Kunden begrüßen zu dürfen. So werden nicht nur spezielle Produkte wie der bereits erwähnte Türkische Hochzeit Kredit oder Geldtransfer-Produkte entwickelt, sondern auch zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die ebenfalls einen Migrationshintergrund besitzen und so als Kundenberater für einen bislang eher brach liegenden Kundenkreis fungieren sollen. Darüber hinaus werden immer mehr Investitionen in Sonder-Werbeformen für Ausländer (Fernsehsports in türkischen TV-Kanälen, Inserate in Migranten-Zeitschriften und –Zeitungen) getätigt.
Man kann darüber streiten, in wie weit dieser Marketing-Ansatz integrationsfördernd ist oder eher das Gegenteil bewirkt, fest steht, dass allein das Kaufkraftvolumen der Verbraucher mit Migrationshintergrund für die meisten Anbieter (zu denen natürlich auch die deutschen Tochtergesellschaften internationaler Großbanken wie die Oyak Anker Bank oder die österreichische DenizBank gehören) genug Anreiz ist, ihr Engagement in Sachen Ethno-Kredite und -Geldanlagen noch weiter zu steigern.
Legt man allein die Zahlen für Österreich zugrunde (Migranten stellen etwa 13 Prozent der Gesamtkaufkraft, das entspricht etwa 20 Milliarden Euro), lässt sich zumindest erahnen, welche Bedeutung das bislang noch in den Kinderschuhen steckende Ethno-Banking mit all seinen speziellen Darlehen, Kredit Finanzierungen und Geldanlage-Formen noch erlangen wird. Besonders Online Direktbanken, die es naturgemäß etwas leichter haben, die nach wie vor existierenden Schwellenängste ausländischer Kunden bei der Kontaktaufnahme zu überwinden, dürften in Zukunft zunehmend auf Migranten als potentielle Kunden zugehen.