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Wie jetzt bekanntgeworden ist, hat eine hochrangige Bankerin von Unicredit auf eigene Rechnung für Markus Braun als Ex-Chef der Wirecard AG Kredite vergeben. Dies hat zu weitreichenden Folgen für die Bankerin geführt, sodass sich Unicredit entschieden hat, fortan getrennte Wege einzuschlagen. Die Spitzenmanagerin Jana Hecker war dabei nur knapp ein Jahr bei der italienischen Großbank Unicredit beschäftigt. Wie Unicredit dem Handelsblatt kurz mitteilte, übernimmt Luca Falco ab sofort die Aufgaben von Hecker.
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Nur ein kurzes Gastspiel
Jana Hecker ist im März 2020 von Unicredit in München übernommen worden und war dort weltweit für die Eigenkapitalmarktsparte verantwortlich. Zuvor war Sie bei der Deutschen Bank beschäftigt, wo sie erfolgreich als Co-Chefin für Aktien und strategische Derivate innerhalb von Deutschland, Österreich sowie der Schweiz verantwortlich war.
Nach dem Wechsel zu Unicredit engagierte sich Jana Hecker verstärkt für den Ex-Wirecard-Chef Markus Braun, da dieser mit seiner privaten Beteiligungsgesellschaft in finanzielle Schieflage geraten war. Kurios ist, dass die Deutsche Bank als ehemalige Arbeitgeberin von Hecker, Wirecard einen Kredit fällig gestellt hatte. Braun konnte diese nicht bedienen und wand sich hilfesuchend an Jana Hecker.
Hecker verhilft Braun zu neuem Geld
Markus Braun nahm umgehend Kontakt mit Jana Hecker auf. Sie half, indem sie die Oldenburger Landesbank sowie einen Investmentfonds des Rocket-Internet-Gründers Oliver Samwer mit ins Boot genommen hatte, um Braun die nötigen Kredite zu verschaffen.
Kurioserweise half Hecker jedoch als Managerin der Unicredit. Diesbezüglich firmierte Sie unter einer Londoner Finanzdienstleistungsholding. Hier war sie als Direktorin eingetragen. Auf dem Kreditvertrag sowie späterer Rechnungen war kein Firmenzusatz zu erkennen. Über diese Vorgehensweise von Hecker berichtete zunächst in der vergangenen Woche die Finacial Times. Diesen Bericht verfolgte man natürlich auch bei der Unicredit. Das Vertrauen in Jana Hecker war somit gebrochen, sodass diese ihren Posten bei der Unicredit aufgeben musste.
Über die Unicredit
Bei der Unicredit handelt es sich um eine italienische Großbank und eine Holding als Finanzdienstleistungsunternehmen mit Stammsitz in Mailand. Sie wurde 1998 gegründet und agiert nicht nur in Italien, sondern vornehmlich in Mittel- und Osteuropa. In vielen Ländern unterhält das Unternehmen Tochtergesellschaften, wie zum Beispiel in Deutschland. Die Großbank unterliegt einer besonderen Überwachung und recht strengen Anforderungen in Bezug auf ihr Eigenkapital.
Über Wirecard
Die Wirecard AG mit Sitz in Ascheim wurde 1999 gegründet und befindet sich seit dem 25. Juni 2020 in Insolvenz. Sie war ein börsennotierter Zahlungsabwickler und Finanzdienstleister. Bekannt wurde Wirecard mit seinen innovativen Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr, einem Risikomanagement und der Ausgabe seiner Kreditkarten.
Als Tochtergesellschaft wurde seinerzeit die Wirecard Bank AG gegründet, die über eine deutsche Banklizenz verfügte. Nach Bekanntgabe der Insolvenz fehlten dort rund 1,9 Milliarden Euro. Der ehemalige CEO Markus Braun musste diesbezüglich zurücktreten und befindet sich diesbezüglich in Haft. Ebenso tauchte der ehemalige COO Jan Marsalek unter und wird wegen Betrugs von der deutschen Polizei mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Es war übrigens nicht die erste Insolvenz von Wirecard. Schon im Jahr 2000 erhielt Wirecard als ehemaliger Payment-Service-Provider einen zweistelligen Millionen-DM-Betrag vom Wagniskapitalgeber Kapa IT Ventures. Damit sollte ein Projekt geschaffen werden, in dem Kunden über Mobiltelefone Zahlungen vornehmen konnten. Das Projekt scheiterte jedoch. Hierdurch entstanden dem Unternehmen Verluste von 2 Millionen DM, welche die Existenz von Wirecard bedrohte. Im November 2001 verschwanden bei einem angeblichen Einbruch aus den Geschäftsräumen Laptops von den Chefs Braun und Marsalek. Es wurde gegen den Vorstand Strafanzeige gestellt. Die Staatsanwaltschaft München stellt jedoch die Ermittlungen ergebnislos ein.